Leichte Böden. Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Leichte Böden. Roman' von David Fuchs
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Inhaltsangabe zu "Leichte Böden. Roman"

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Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:160
Verlag:
EAN:9783709934920

Rezensionen zu "Leichte Böden. Roman"

  1. Wie viel Last trägt ein leichter Boden?

    Eigentlich wollte Daniel nur sein Auto abholen, den eingemotteten Porsche, der seit Jahren bei Tante Klara und Onkel Alfred in der Garage untergestellt ist. Schon lange hat er seine Verwandtschaft nicht besucht, da draußen am Land. Doch was ihn dort erwartet, damit hat er nicht gerechnet. Onkel Alfred ist dement. Klara kümmert sich nicht nur um ihren Mann, sondern auch um den Nachbarn Heinz, der aufgrund seiner Krebserkrankung nur mehr mit einer Sprachapplikation kommunizieren kann. Gemeinsam mit Maria, Daniels Kindheitsfreundin und Tochter von Heinz, versucht Daniel den Alltag in dieser „Alters-WG“ zu erleichtern. Kein leichtes Unterfangen, denn je näher er den alten Menschen kommt, umso mehr alte Wunden brechen auf.
    Der österreichische Autor David Fuchs ist Onkologe an der Uniklinik in Linz. Leichte Böden ist sein zweiter Roman.
    Leichte Böden, das sind in der Geologie sandige Böden. Je mehr Sand, umso weniger haftet dieser Boden zusammen, umso leichter lässt sich dieser bearbeiten. Wieviel Last können leichte Böden tragen, was liegt darunter? Unschöne Dinge der Vergangenheit liegen hier unter so einem leichten Boden begraben. Ganz knapp unter der Oberfläche warten sie nur darauf hervorgeholt zu werden. Das idyllische Landleben, wie es Daniel in seiner Kindheit bei den Verwandten erlebt hat war oft Fassade. Auch heute noch legt Klara sehr viel Wert darauf, den Schein zu wahren.
    „Wir brauchen keine Hilfe. Wir kommen gut zurecht, der Papa und ich.“
    Sich alles selbst auszumachen, auch wenn man dabei auf der Strecke bleibt, darin sind die Protagonisten in diesem Buch meisterhaft. Nicht jedoch in der Kommunikation: Heinz‘ Sprachlosigkeit, aber auch Alfreds demenzbedingter Verlust der Worte (meist phrasiert er immer nur in verschiedensten Tonlagen „Ja, genau!“) ist in dieser Geschichte bildhaft. Es wird nicht viel gesprochen, nicht über Fehler aus der Vergangenheit, nicht über als Kind erlebtes Trauma, nicht über die Grenzen, an die man in der gegenwärtigen Situation stößt. Daniels guter Wille scheitert an eingefahrenen Mustern, aber auch an seiner eigenen Hilflosigkeit, den alten Menschen Stütze zu geben ohne diese zu bevormunden.
    Die Bewahrung der Selbstbestimmtheit im Alter, die Aufrechterhaltung der Autonomie ist kein leichtes Unterfangen, leichte Böden kein leichtes Buch. „Ja, genau!“

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