Land der Söhne: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Land der Söhne: Roman' von Milena Moser
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Inhaltsangabe zu "Land der Söhne: Roman"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:451
EAN:

Rezensionen zu "Land der Söhne: Roman"

  1. Drei Kindheiten - drei Generationen - viele Parallelen

    Giòs Vater, der berühmte Hollywood-Produzent Big Lou Bernasconi, ist gestorben und hat seinem Sohn in Española (New Mexico) ein Stück Land vererbt. Begleitet von seiner 12-jährigen Tochter Sofia unternimmt Giò eine mehrtägige Zugfahrt, um vor Ort mit seiner Vergangenheit abzuschließen. Bis zu diesem Zeitpunkt weiß Sofia nichts über Giòs Familie bzw. ihre Großeltern. Sie beginnt Fragen zu stellen, aber vor allem plagt sie die Angst ihre Väter könnten sich scheiden lassen - was könnte sonst der Grund sein, diese wichtige Reise nicht gemeinsam anzutreten.

    Die drei Hauptfiguren des Romans sind Luigi (später Lou genannt), Giò und Sofia. Wir lernen alle drei in einem Alter von 11-13 Jahren kennen. Erzählt wird ihre Geschichte jeweils aus der kindlichen Perspektive. Die Nöte der drei Kinder, ihre Erlebnisse, Gedanken, Befürchtungen und das Suchen nach Auswegen stehen im Mittelpunkt. Luigi wandert mit seiner Mutter in den 1940er Jahren aus dem Tessin in die USA aus. Er wird auf ein strenges Outdoor-Internat für Jungen geschickt. Die „Española Outdoor School“ soll echte Männer aus den Jungen machen. Körperliche Ertüchtigung, Abhärtung, das Überleben in der kargen Natur des Wilden Westens sind wichtige Teile der Ausbildung und leider gehört auch sexueller Missbrauch dazu.

    Auch Giò, Luigis Sohn, wurde in seiner Kindheit sexuell missbraucht. Er zieht mit seiner Mutter in den 1970er Jahren in eine Hippi-Kommune, wo er ganz auf sich alleine gestellt ist. Trotz des völlig anderen Umfeldes gibt es erstaunlich viele Parallelen in Luigis und Giòs Kindheit. Beide werden von ihren Eltern verlassen, müssen irgendwie zurecht kommen und kämpfen in einer fremden Umgebung um Liebe und Anerkennung. Nur Sofia wächst sehr behütet auf. Sie kann sich der Liebe ihrer Väter sicher sein, aber auch sie kennt zahlreiche Unsicherheiten, das Ringen um Anerkennung und Zugehörigkeit.

    Es ist das erste Buch, das ich von Milena Moser gelesen habe. Die Geschichte ist gut und spannend erzählt und ich war mir anfänglich sicher eine echte Perle entdeckt zu haben. Leider schweift die Autorin auf den letzten 100 Seiten zu sehr von den Kindheitserlebnissen der drei Hauptfiguren ab und die desolate Situation der indigenen Bevölkerung rückt stark in den Mittelpunkt. Außerdem werden traditionelle Erzählungen der Pueblos in den Roman eingeflochten, die es in diesem Ausmaß für mich nicht gebraucht hätte und deren Sinn ich an dieser Stelle im Buch vielfach nicht nachvollziehen konnte. Über die Armut, Drogenabhängigkeit, das Bildungsdesaster der indigenen Bevölkerung und mögliche Auswege hätte ich lieber in einem gesonderten Roman gelesen.

    Als Giò und Sofia am Ende ihrer Reise auf dem geerbten Grundstück in Española eintreffen, kommt es zu einer überraschenden Begegnung, die ich in dieser Art auch nicht überzeugend fand.

    Über allem schwebt die Frage, ob Menschen dazu verdammt sind, negative Kindheitserfahrungen an die eigenen Kinder weiterzugeben. Als Giò selbst Vater wird, zeigt er dass dies nicht zwangsläufig so sein muss.

    Auf 300 Seiten gekürzt, hätte es ein Fünfsterne-Roman werden können. Schade - trotzdem bin ich froh, „Land der Söhne“ gelesen zu haben.

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