Kursk 1943

Buchseite und Rezensionen zu 'Kursk 1943' von Roman Töppel
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Inhaltsangabe zu "Kursk 1943"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:289
EAN:9783506788672

Rezensionen zu "Kursk 1943"

  1. Mörderisches Ringen

    Mit "Kursk 1943 - Die größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs" legt der Historiker Roman Töppel eine Studie zu einer der mörderischsten Schlachten an der Ostfront vor. Laut eigener Aussage hat ihn dieses Thema seit seiner Kindheit in der DDR inspiriert, wobei naturgemäß die Darstellung aus sowjetischer Sicht dominierte, aber das Bild eben auch verfälschte weil sie als Beweis der Überlegenheit der Roten Armee über die deutsche Wehrmacht, eigentlich aber der des Kommunismus über den Kapitalismus, als dessen letzte Ausformung der Faschismus gedeutet wurde, diente. Grund genug also, sich selbst einen Überblick zu verschaffen.

    Der Titel ist eigentlich eine Verkürzung, handelt sich es doch im eigentlichen Sinn nicht um eine Schlacht, sondern eine Abfolge mehrere mörderischer Auseinandersetzungen an der heftig umkämpften Ostfront zwischen dem 5.7.1943 und dem 23.8.1943. In der Literatur finden sich verschiedene Namen für dieses Ringen, aus deutscher Sicht etwa das "Unternehmen Zitadelle", die Schlacht am Frontbogen von Orel, Kursk ist dagegen eher der Name, den die sowjetisch/russische Geschichtsschreibung eingeführt hat.. Im Kern ging es darum, dass es, wie sich später herausstellen sollte, der letzte Versuch der Wehrmacht war, die strategische Vorhand im Ostkrieg zu behalten, was nach der Niederlage und der Vernichtung der 6. Armee bei Stalingrad umj so notwendiger erschien, Zudem zeichnete sich nach der Kapitulation des deutschen Afrikakorps die Landung der Alliierten in Italien ab, Auch aus diesem Grund schien es nötig, den Frontbogen bei Orel, der sich an der Nahtstelle der beiden deutschen Heeresgruppen Mitte und Süd befand, deutlich zu verkürzen, allein schon deshalb, um dadurch Truppen für den Einsatz an anderen Fronten frei zu bekommen. Der Plan sah vor, in einer Art Zangenbewegung von Verbänden der beiden Heeresgruppen die Stadt Kursk zu erobern und dabei möglichst viele russische Truppen zu vernichten (oder als zunehmend benötigte Zwangsarbeiter für die deutsche Wehrwirtschaft gefangen zu nehmen). Um dieses Ziel zu erreichen, gingen der Schlachteröffnung am 5.7.1943 noch zwei Unternehmungen gegen Partisanen voraus. Bereits hier zeigen sich deutliche Dissonanzen zwischend er deutschen und der sowjetischen Geschichtsschreibung, Letztere glorifizierte den Partisanenkrieg, die deutsche relativierte dagenen den Einfluss der Partisanentätigkeit auf den Tatsächlichen Kriegsverlauf. Doch zurück zum "Unternehmen Zitadelle". Natürlich rechnete die Stavka (das Oberkommando der sowjetischen Armeen) mit einem deutschen Schlag und kam aus den gleichen Erwägungen wie die Deutschen zum gleichen Kampfgebiet, das sie deshalb massiv ausbauten und mit mehreren Sperrgürteln versahen. Der deutschen Seite war wiederum klar, dass sie sowohl im Hinblick auf die reine Mannschafts- als auch auf die Materialstärke der Roten Armee unterlegen war, allerdings setzte man fälschlicherweise (mal wieder) auf die eigene vermeintlich bessere Kampfmoral und den technischen Vorsprung, den die Wehrmacht in diesem Jahr tatsächlich noch hatte. Daher kam es zur Konzentration und zum Einsatz der größten Panzerverbände, die die Wehrmacht jemals ins Feld geführt hatte, SIn schnellen Vorstößen sollten sie die sowjetischen Befestigungen überrollen und ausschalten, um es der nachfolgenden Infanterie einfacher zu machen. Unterstützt wurde sie dabei von einem nicht minder beeindruckenden Aufgebot der Luftwaffe. Doch trotz aller Anfangserfolge zeigte sich schnell, dass auch die Rotarmisten kämpfen konnten, so dass der deutsche Vorstoss zunehmen verpuffte, am Ende gab es sogar eine Gegenoffensive, die zur Rückeroberung Charkowa (heute Charkiw, Geschichte wiederholt sich) führte. Für die Verteidigung ihrer Heimat zahlte die Sowjetunion auch dieses Mal einen hohen Preis, Welle um Welle von Rotarmisten wurden ins Gefecht geschickt, was zu horrenden Verlusten führte. Faktisch waren diese um ein Vielfaches höher als die der deutschen Wehrmacht, nur hatte die Sowjetunion mit "Menschenmaterial" für neue Truppen weniger Probleme als die Deutschen. Letztere verloren im Verlauf der Kämpfe ca. 700000 Soldaten, der nachrückende Jahrgang war "nur" 430000 Mann stark, konnte also die Verluste nicht ausgleichen, ganz abgesehen vom Material, dass durch die letzte deutsche Offensive an der Ostfront verloren ging. Insofern hat die sowjetische Geschichtsschreibung alles Recht, den Sieg für sich zu reklamieren, aber wie gesagt, der Preis dafür war ein sehr hoher.

    Nahezu absurd wirken die Versuche deutscher Generale, sich nachträglich von der Verantwortung für die gescheiterte Offensive freizusprechen und alles auf Hitler zu schieben. Als Beispiel seien hier nur die Memoiren des Generalfeldmaschalls Manstein unter dem verräterischen Titel "Verlorene Siege" erwähnt. Darin wird der Eindruck erweckt, als ob ein Sieg im Osten möglich gewesen wäre, hätte man nur gemacht, was er für richtig hielt. Tatsächlich war aber auch er einer der Vabanquespieler, die alles auf die eine Karte "Zitatelle" gesetzt hatten. Und mal ehrlich, es ist müßig über verpasste Siegeschanchen zu fantasieren, wo doch das eigentliche Verbrechen die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs ist, die zahlreichen Menschen überall in Europa den Tod und schlimmes Leid brachte, was sich im Fall eines deutschen Sieges ja noch verlängert und verschärft hätte.

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