Krähenmädchen

Buchseite und Rezensionen zu 'Krähenmädchen' von Erik Axl Sund
2.5
2.5 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Krähenmädchen"

Wie viel Schreckliches kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?


Stockholm. Ein Junge wird tot in einem Park gefunden. Sein Körper zeigt Zeichen schwersten Missbrauchs. Und es bleibt nicht bei der einen Leiche ... Auf der Suche nach dem Täter bittet Kommissarin Jeanette Kihlberg die Psychologin Sofia Zetterlund um Hilfe, bei der eines der Opfer in Therapie war. Ihr Spezialgebiet sind Menschen mit multiplen Persönlichkeiten. Eine andere Patientin Sofias ist Victoria Bergman, die unter einem schweren Trauma leidet. Sofia lässt der Gedanke nicht los, bei ihr irgendetwas übersehen zu haben. Schließlich müssen sich Jeanette und Sofia fragen: Wie viel Leid kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?




"Krähenmädchen" (Band 1 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im Juli 2014 erschienen.
"Narbenkind" (Band 2 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im September 2014 erschienen.
"Schattenschrei" (Band 3 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im November 2014 erschienen.


Format:Broschiert
Seiten:480
Verlag: Goldmann
EAN:9783442481170

Rezensionen zu "Krähenmädchen"

  1. Effekte ohne Überraschungsmoment

    Ein toter Junge wird in Stockholm aufgefunden. Schwer misshandelt, voller Betäubungsmittel, mumifiziert. Es ist ein Kind, das von niemandem vermisst wird. Die überlastete und frustrierte Polizistin Jeannette Kihlberg wird mit den Ermittlungen betraut. Als weiter tote Kinder auftauchen und wenig später ein Pädophiler verhaftet wird, wendet sich Jeanette an die Psychologin Sofia, die den Mann begutachten soll und Expertin für traumatisierte Kinder ist.
    Krähenmädchen ist der erste Band einer Trilogie des Autorenduos Erik Axl Sund. Vordergründig geht es um Mordermittlungen zu mehreren Morden an unbekannten Kindern. Doch in den Mittelpunkt der Handlung rückt die Geschichte von Victoria Bergman, die aufgrund von sexuellem Missbrauch durch den Vater zu einer dissoziativen Persönlichkeit wird. Schon zu Anfang des Buches wird klar, dass Victoria, für die Morde verantwortlich ist. In vielen Rückblenden, die aus der Sicht Victorias erzählt werden, lernen wir deren tragisches Leben kennen. In mehreren Strängen folgt die Handlung neben Victorias Geschichte auch Jeanettes Ermittlungen und Sofias Erinnerungen in sehr vielen kleinen Nebensträngen und unterschiedlichen Zeitebenen. Vergangenheit und Gegenwart lassen sich zwar ganz gut unterscheiden, aber auch die Erzählungen im Heute weichen zeitlich voneinander ab. Manche Szenen hat man schon aus der Perspektive einer anderen Person gelesen. Diese Konstruktion ist eher kraus und verwirrend. Es sind viele ernste problematische Themen, denen sich die Autoren widmen: Kindesmissbrauch, häusliche Gewalt und die daraus resultierenden psychischen Trauma, aber auch das Schicksal von Kindersoldaten in Afrika. Diese komplexen Themen könnten durchaus große Emotionen erzeugen, dienen in diesem Psychotriller aber hauptsächlich der Effekthascherei. Was mir aber bei diesem Buch am meisten abging, war der Überraschungseffekt, schon nach einem Drittel konnte man erkennen, worauf die Sache hinausläuft. Selbst das offene Ende und der Cliffhanger, der auf die nächsten Teile der Trilogie neugierig machen soll, kann mich nicht wirklich animieren, zu den weiteren Büchern zu greifen.

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  1. 2
    03. Jul 2016 

    Licht und Dunkel

    Ein schwer misshandelter und schließlich gestorbener Junge wird gefunden. Kommissarin Jeanette Kihlberg übernimmt den Fall. Zunächst ist es nicht einfach, den Toten überhaupt zu identifizieren. Es ergeben sich allerdings Hinweise auf Missbrauch, was der Kommissarin verschiedene Ansätze gibt. So werden die Akten bekannter Täter gewälzt und auch Befragungen durchgeführt. Jeanette wendet sich ebenfalls an die in Behandlung und Begutachtung von Tätern und vor allem auch Opfern Psychologin Sofia Zetterlund.

    Kommissarin Jeanette Kihlberg als Ermittlerin mit Gefühl und Durchblick. Ihre Nachforschungen werden von ihrem Vorgesetzten nicht immer voll und ganz unterstützt. Auch im Privatleben fehlt ihr die Unterstützung ihres Ehemannes. Dieser, ein Kunstmaler, ergeht sich häufig in Antriebslosigkeit und im Ausüben seiner besonderen Fähigkeit des Geldausgebens, des Ausgebens des Geldes seiner Frau. Und so wirkt Kihlberg abgehetzt und manchmal nicht ganz bei der Sache. Wie zielstrebig ist dagegen Sofia Zetterlund. Sie setzt sich ein für ihre Patienten und obwohl sie selbst Schweres erlebt hat, scheut sie keine Mühe, um die angeschlagenen Seelen zu heilen.

    Das Autoren-Duo Jerker Eriksson und Hakan Axlander Sundquist hat ein wahrhaft brisantes Thema angepackt. Welche Traumata kann eine Kinderseele aushalten, ohne größeren Schaden zu nehmen. Ist es überhaupt möglich. Was wird aus denen, die unheilbar geschädigt sind. Welche Verarbeitungsmöglichkeiten hat ein junger Mensch, der keinen Zugriff auf Hilfe hat.

    Ein Thema, auf das man sich einlassen können muss. Ein Thriller mit Akteuren, in die man sich mitunter nur schwer hineinfühlen kann. Dieses ungekürzte Hörbuch wird sehr gut vorgetragen durch Thomas M. Meinhardt, denn jedwede Interpretation wird dem Zuhörer überlassen. Ein wenig zu ausufernd scheint allerdings der Lauf der Handlung. So ist es manchmal schwer, sich in Orten, Zeiten und Gedanken zurecht zu finden. Die Geschichte einer Trennung könnte etwas abgegriffen und damit auch relativ offensichtlich wirken. Sicher wird nicht jeder Leser/Hörer es schaffen, sich dem Thema und der Herangehensweise zu öffnen. Dann könnte es möglich sein, dass das Buch nur in Phasen fesselt und in weiten Phasen eher Distanziertheit hervorruft.

    2,5 Sterne

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  1. Erik Axl Sund: Krähenmädchen

    Inhalt

    In kurzen Kapiteln, die aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden, und teilweise auch Rückblicke (Damals) beinhalten, entwickelt sich die Handlung. Aufgrund der Kürze der einzelnen Abschnitte und den ständigen Wechseln habe ich eine Weile gebraucht, um in den Thriller hineinzufinden.

    Zunächst der Kriminalfall

    In Stockholm werden nacheinander vier Jungen gefunden, die jeweils schwer misshandelt wurden, mit Betäubungsmitteln vollgepumpt sind und deren Identität nicht ohne Weiteres festzustellen ist, da sie nicht vermisst werden. Sie stammen aus sozial schwachen Verhältnisse, sind illegale Einwandererkinder - also nicht schwedischer Herkunft. Dementsprechend gering ist das Interesse auf Seiten des Staatsanwalts und des Polizeichefs. Nur mit einer Minimalbesetzung versucht Jeanette Kihlberg einen Verdächtigen zu finden. Auf ihrer Suche im Pädophilenmilieu gerät sie an die Psychologin Sophia Zetterlund, die eines der Opfer Samuel Bai aus Sierra Leone behandelt hat. In den Fokus geraten Karl Lundström, der wegen Besitz von Kinderpornographie und -missbrauchs inhaftiert ist, und auch Bengt Bergmann, der bereits mehrmals des Missbrauchs angeklagt wurde, von seiner Frau jedoch jeweils ein Alibi erhält. Als Jeanette seine Tochter Victoria Bergmann telefonisch erreicht, gibt diese freimütig zu, von ihrem Vater missbraucht worden zu sein. Doch auch diese Spur führt anscheinend ins Leere. Schließlich soll Jeanette die Ermittlungen einstellen - es besteht offensichtlich kein Interesse daran, den Mörder dieser Kinder zu finden und mit Karl Lundström, der sich im Gefängnis erhangen hat, ist zumindest ein "Sündenbock" gefunden. Doch die Mörderin läuft immer noch frei herum....

    Viel Interessanter als die eigentlich Handlung sind jedoch die einzelnen Hauptfiguren, deren Geschichte sich langsam vor den Augen der Leser entblättert:

    Im Mittelpunkt stehen die Kommissarin Jeanette Kihlberg und die Psychologin Sophia Zetterlund, die sich auf traumatisierte Kinder spezialisiert hat, selbst in Sierra Leone gewesen ist, und (traumatische) Erfahrungen mit Kindersoldaten gesammelt hat.

    Jeanette, die mit einem bisher erfolglosen Künstler verheiratet ist, Eheprobleme hat und deren Beziehung, nachdem ihr Mann eine Galeristin kennen gelernt hat, immer schwieriger wird, nähert sich der Psychologin an. Sophia hat eine Beziehung mit Lasse hinter sich, der sie verraten hat, und ist derzeit mit Mikael - einem ambitionierten, aber nicht empathischen, egozentrischen Pharmakologen liiert.

    Daneben erhält man immer wieder Einblicke in die Psyche von Victoria Bergmann, die in der Kindheit von ihrem Vater schwer misshandelt und auch als Jugendliche in verschiedenen Situationen immer wieder gedemütigt worden ist. Sie ist in psychischer Behandlung bei Sophia, die sich ständig Tonbandaufnahmen der Therapiesitzungen anhört und dabei einschläft. Victoria scheint ein dissoziative Persönlichkeitsstörung zu haben - sie ist anscheinend eine multiple Persönlichkeit - nicht ungewöhnlich für einen traumatisierten Menschen. Je nachdem, was sie erzählt, verändert sie ihre Stimme und ihre Intonation. Victoria hegt einen tiefen Hass gegen Männer, denen sie unterstellt, so wie ihr Vater immer nur das Eine zu wollen. Einziger Lichtblick ist der kleine Junge Martin, den sie während eines Aufenthalts in ihrem Ferienhaus kennen lernt, doch er kommt bei einem tragischen Unfall ums Leben.

    Als Leser erlebt man teilweise mit - wie aus dem Opfer Victoria Bergann die Täterin wird. Dass sie die Jungen auf dem Gewissen hat, ist im Prinzip von Anfang an offensichtlich. Es geht in dem Thriller eher darum, warum sie diese grausamen Taten verübt. Dazu instrumentalisert sie einen ebenfalls illegal eingewanderten Jugendlichen für ihre Zwecke - das ist wirklich abartig.

    Die zentrale Frage des Thrillers ist: "Wie viel Leid kann ein Mensch verkraften, ehe er selbst zum Monster wird?" (Buchrücken)

    Bewertung

    Die Einblicke in die kranke Psyche Victoria Bergmann sind einerseits faszinierend, aber auch abstoßend. Inwiefern die Figur psychologisch glaubwürdig ist, also ob eine Frau, die so massiv misshandelt und immer wieder gedemütigt worden ist, sich zu einem solchen Monster entwickelen kann - will ich nicht beurteilen. Es wird im Roman jedoch recht plausibel dargelegt.

    Schade finde ich, dass ich recht früh realisiert habe, wer sich hinter Victoria Bergmann verbirgt - das ging mir bei Scherbenseele genauso. Und das hat meine persönliche Spannungskurve ziemlich nach unten gedrückt. Klar wollte ich dann wissen, ob sie gefasst wird und wie die Story ausgeht, aber der Reiz weiter zu lesen, war deutlich geringer als zu Beginn. Für mich ist ein Thriller dann gut, wenn der Täter/die Täterin bis zum Ende offen bleibt oder wie in diesem Fall, die Identität erst ganz zum Schluss offensichtlich wird.

    Das Ende des Romans ist offen, durch Vorausdeutungen wird sogar auf ein weiteres Verbrechen hingewiesen. Das ist natürlich clever, da dadurch der Wunsch geweckt wird, direkt den nächsten Band der Trilogie lesen zu wollen. Obwohl ich jetzt ganz ehrlich, nicht unbedingt weiterlesen muss. Mal sehen.

    Insgesamt ein recht spannender, in psychologischer Hinsicht interessanter Thriller, der mich aber nicht restlos überzeugt hat.

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  1. Hätte als Print gar nicht funktioniert

    Wie viel Schreckliches kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?
    Stockholm. Ein Junge wird tot in einem Park gefunden. Sein Körper zeigt Zeichen schwersten Missbrauchs. Und es bleibt nicht bei der einen Leiche ... Auf der Suche nach dem Täter bittet Kommissarin Jeanette Kihlberg die Psychologin Sofia Zetterlund um Hilfe, bei der eines der Opfer in Therapie war. Ihr Spezialgebiet sind Menschen mit multiplen Persönlichkeiten. Eine andere Patientin Sofias ist Victoria Bergman, die unter einem schweren Trauma leidet. Sofia lässt der Gedanke nicht los, bei ihr irgendetwas übersehen zu haben. Schließlich müssen sich Jeanette und Sofia fragen: Wie viel Leid kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?

    Ich bekam die komplette Trilogie als Hörbuch vom Bloggerportal von Randomhouse und freute mich sehr darüber. Der erste Teil ist gehört, aber ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll.

    Der Sprecher Thomas M. Meinhardt hat eine angenehme Stimme, der man gerne lauscht, aber leider verleiht er den verschiedenen Charakteren kein Leben, so wie das Simon Jäger und David Nathan tun. Trotzdem wurde die Geschichte sehr ansprechend vorgetragen.

    Aber ich muss ehrlich zugeben, dass das wieder so eine Geschichte ist, bei der ich mir mit dem Print schwer getan hätte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bis zum Schluss durchgehalten hätte. Beim Hörbuch war das kein Problem. Ich saß auf der Couch, häkelte und lauschte dabei dieser brutalen Geschichte über missbrauchte und misshandelte Kinder.

    Mit der Kommissarin Jeanette Kihlberg wurde ich leider überhaupt nicht warm und das große Geheimnis der Geschichte war für mich keins. Ich habe es mir fast schon von Anfang an gedacht.

    Aber trotz allem bin ich doch ein wenig neugierig wie es wohl weiter geht und werde mir die beiden anderen Hörbücher auf jeden Fall anhören. Ich kann gar nicht festmachen an was es lag, aber bei mir kamen kaum Emotionen auf. Normaler weise bin ich geschockt, wenn mit Kindern so schreckliche Dinge passieren, aber hier ließ mich das total kalt. Die einzige Emotion war Wut. Wut weil die Kommissarin so begriffsstutzig und naiv war. Im Beruf steht sie ihren Mann und zu Hause bekommt sie den Mund nicht auf. Da hätte ich ausrasten können.

    Ich bin sehr gespannt, was der 2. Teil der Trilogie bringt und ob er mich besser abholen kann. Für "Krähenmädchen" vergebe ich 3 von 5 Punkten, denn da ist noch einiges an Luft nach oben.

    © Beate Senft

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