Konzert ohne Dichter: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Konzert ohne Dichter: Roman' von Klaus Modick
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Konzert ohne Dichter: Roman"

Die Chronique scandaleuse Worpswedes: Rilke und Vogeler, ihr Werk und die Frauen – und ein epochales Gemälde
In seinem neuen Roman erzählt Klaus Modick die Entstehungsgeschichte des berühmtesten Worpsweder Gemäldes, von einer schwierigen Künstlerfreundschaft – und von der Liebe. Heinrich Vogeler ist auf der Höhe seines Erfolgs. Im Juni 1905 wird ihm die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen – für sein Gesamtwerk, besonders aber für das nach fünfjähriger Arbeit fertiggestellte Bild »Das Konzert oder Sommerabend auf dem Barkenhoff«. Während es in der Öffentlichkeit als Meisterwerk gefeiert wird, ist es für Vogeler das Resultat eines dreifachen Scheiterns: In seiner Ehe kriselt es, sein künstlerisches Selbstbewusstsein wankt, und eine fragile Freundschaft zerbricht. Rainer Maria Rilke, der literarische Stern am Himmel der Worpsweder Künstlerkolonie, und sein Seelenverwandter« Vogeler haben sich entfremdet – und das Bild bringt das zum Ausdruck: Rilkes Platz zwischen den Frauen, die er liebt, bleibt demonstrativ leer. Was die beiden zueinanderführte und später trennte, welchen Anteil die Frauen daran hatten, die Kunst, das Geld und die Politik, davon erzählt Klaus Modick auf kunstvolle Weise: Auf der Reise zur Preisverleihung erinnert Vogeler sich an die Gründung der Künstlerkolonie, die Magie der ersten Begegnung mit Rilke in Florenz, die Euphorie des gemeinsamen Aufbruchs – und an Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff, die Frauen, denen Rilke in einer skandalösen Dreiecksbeziehung verbunden war. Ein großartiger Künstlerroman, einfühlsam, kenntnisreich, atmosphärisch und klug.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
EAN:9783462047417

Rezensionen zu "Konzert ohne Dichter: Roman"

  1. 4
    22. Jul 2015 

    Das Bild eines Sommerabends

    Schon als junger Mann ist der Künstler Heinrich Vogeler durch eine Erbschaft zu etwas Geld gekommen und hat so die Möglichkeit in Worpswede ein Haus zu erwerben, das er nach seinen Vorstellungen umgestaltet. Nach der Fertigstellung verbringt er hier mit ihm lieben Menschen aus der Worpsweder Künstlergemeinde einige laue Sommerabende, deren Stimmung er in einem großformatigen Bild festhalten möchte. Doch das Werden des Bildes nimmt Zeit in Anspruch und während die Zeit vergeht verwandelt sich das Innenleben der kleinen Gruppe. Aus den lauen Sommerabenden resultieren Trennungen und Spaltungen. Und so wirkt das Bild nicht leicht dahingewischt und sommerlich, sondern eher herbstlich konstruiert und einer besseren Vergangenheit nachtrauernd.

    Auf den Innenseiten des Einbandes ist das Bild „Das Konzert (Sommerabend)“ des Künstlers Heinrich Vogeler abgedruckt. Der Roman beschreibt zum einen die Entstehungsgeschichte des Bildes, zum anderen auch das Bild selbst. Inwieweit sich der Autor künstlerische Freiheiten gegönnt hat, lässt sich nicht beurteilen, schließlich hat er als Schriftsteller diese Freiheit. Ist man durch die Lektüre angeregt, lassen sich einige Hinweise hierzu im Internet finden, die eine interessante Ergänzung darstellen können.

    Sehr gut gelungen ist die Darstellung der Künstlerkolonie Worpswede, die Stimmung eines ländlichen Sommers, die Begegnung der suchenden Künstler mit den bodenständigen Einheimischen, die sich mit einer knorrigen Offenheit gegenüber treten. Eine Generation der Erben, die die Künste fördert und auch eifersüchtig bewacht. Eifersüchtige Künstler, denen menschliches auch nicht fremd ist. Die wechselnde Beziehung des Künstlers zu seinem Bild. Man mag nicht alles schön finden, die Künstlerseelen nicht durchgeistigt. Doch versetzt einen das Buch schon nach den ersten Seiten in die frühsommerliche Blütenpracht der Worpsweder Gärten und lässt einen ein Bild genießen, mit dem der Maler so scheint es nicht zufrieden war, das zum Glück aber die Zeit überstand und heute im Museum zu besichtigen ist.

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