Klammerblues um zwölf

Buchseite und Rezensionen zu 'Klammerblues um zwölf' von  Carla Berling
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Klammerblues um zwölf"

Format:Audible Hörbuch
Seiten:0
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "Klammerblues um zwölf"

  1. 4
    15. Aug 2021 

    Zurück ins Leben...

    Fee, 57, befindet sich im Ausnahmezustand: Ihr Gatte Teddy ist ungeplant gestorben! Nun hängt sie auf dem Sofa rum und übersteht die Tage nur mit Chips, Prosecco, Musik und Seriengucken. Am Ende eines einsamen Silvesterabends steht plötzlich Nachbarin Claudine vor der Tür. Die energische Sechzigjährige bringt Fees Dasein mit ihrer Lebenslust durcheinander. Sie macht sogar den absurden Vorschlag, mit ihr und der 72-jährigen Mary, die für den Seniorentriathlon trainiert und sehr frei über die Liebe denkt, eine WG zu gründen. Fee stürzt sich ins Leben, stolpert über die Leine eines hustenden Mopses, verknallt sich in Winnetou – und schneidet endlich alte Zöpfe ab!

    Der Beginn des Romans hat mich gleich in den Bann gezogen. Die 57jährige Ich-Erzählerin Felicitas Branding, genannt Fee, steht vor den Scherben ihres Lebens. Ihr Ehemann Teddy ist vor kurzem verstorben, aus den gemeinsamen Zukunftsplänen mit vielen Reisen wird jetzt nichts mehr, und der Job, den Fee deshalb gekündigt hatte, ist unwiederruflich weg. Die beiden gemeinsamen Töchter leben mit ihren Familien weit weg, und so dümpelt Fee nun schon seit Wochen durch einen depressiven Sumpf voller seichter TV-Serien, Prosecco und viel zu viel Essen.

    Als Fee am Silvesterabend alleine und intenisv dem Alkohol zuspricht und dabei laut Musik hört, klingelt ihre neue Nachbarin bei ihr. Claudine will sich aber nicht bei ihr beschweren wegen der Geräuschkulisse - sie kommt vorbei, weil bei Fee noch Stimmung zu sein scheint. Doch der frisch gebackenen Witwe ist ganz sicher nicht nach Feiern zumute. Sie nimmt den Champagner, den Claudine ihr entgegenhält - und schlägt der verdutzten Frau die Tür vor der Nase zu.

    Fee hat die Rechnung allerdings ohne die quirlige Nachbarin gemacht. Anderntags steht diese nämlich mit einem Präsentkorb voller Leckereien vor der Tür, und ohne es zu wollen, schleicht sich Claudine von Minute zu Minute mehr in Fees Herz. Das ist auch gut so, denn angesichts der Erkenntnis, dass die unerwartet kleine Witwenrente wohl kaum reichen wird, um die große Wohnung zu halten, wäre Fee ansonsten wohl verzagt. Claudine tritt der neuen Freundin nicht nur sprichwörtlich hilfreich in den Hintern, sondern hat auch ganz konkrete Lösungsvorschläge, die Fee nicht wenig überraschen.

    So quirlig, wie der Roman sich zu Beginn gab, blieb er allerdings nicht. Die Suche nach einem neuen Job kostete nicht nur Fee einiges an Zeit, und auch sonst gab es hier zwischendurch die ein oder andere langatmigere Passage. Und auch wenn man bei einem humorigen Wohlfühlroman sicher Abstriche machen muss hinsichtlich der Charakterzeichnungen, gab es hier für meinen Geschmack doch eine zu große Anhäufung von Klischees. Spätestens das ewige Mantra, dass Fee erst einmal abnehmen müsse bevor sie davon träumen könnne einen neuen Job zu ergattern, fand ich doch reichlich befremdlich - und oberflächlich.

    Hätte ich den Roman gelesen und nicht gehört, hätte es von mir wohl auch nur 3 Sterne gegeben. Obwohl ich die erwartet leichte Unterhaltung bekam, schwächelt der Roman für mich durch eine stellenweise zu bemühte Witzigkeit, durch die nicht geringe Vorhersehbarkeit des Geschehens sowie durch das bereits erwähnte durchgängig Klischeehafte. Allerdings schaffte es Katharina Thalbach als Sprecherin immer wieder, mich durch ihren lebendigen Vortrag doch an die Geschichte zu fessseln. So lauschte ich der herausragenden Lesung (ungekürzt: 7 Stunden und 8 Minuten) von Katharina Thalbach durchweg sehr angetan - die Figuren wurden durch ihre Art des Vortrags nahezu greifbar.

    Alles in allem gab es hier durchaus Wohlfühlmomente, dafür aber zu wenig Überraschendes, so dass die Erzählung für meinen Geschmack teilweise zu sehr vor sich hinplätscherte. Die Wahl der Sprecherin dagegen erwies sich als Glücksgriff...

    © Parden

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