Ketzer

Buchseite und Rezensionen zu 'Ketzer' von Leonardo Padura
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Inhaltsangabe zu "Ketzer"

Padura, Leonardo: Ketzer, Roman, Aus dem Spanischen von Hans-Joachim Hartstein, Zürich, Unionsverlag 2014, 651 S., OPbd. m. OU., gut erhalten

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:520
Verlag: Unionsverlag
EAN:9783293004696

Rezensionen zu "Ketzer"

  1. 4
    20. Sep 2015 

    Die St. Louis

    Der ehemalige Polizist Mario Conde, der sich als Antiquar betätigt, erhält den Auftrag, aufzuklären, wieso ein verschwunden geglaubtes Gemälde in London zur Versteigerung angeboten wird. Elias Kaminsky, der Sohn eines Exil-Kubaners, in dessen Familienbesitz sich das Gemälde, bei dem es sich um einen Rembrandt handeln soll, befand, will die Geschichte seines Vaters Daniel Kaminsky in Kuba erleben und den Weg des Bildes klären. Bei seinen Nachforschungen stößt Conde zunächst auf die Reise des Passagierschiffs St. Louis, das im Jahr 1939 mit über 900 jüdischen Flüchtlingen vor Havanna ankerte, denen schließlich die Einreise verweigert wurde. Unter diesen Passagieren befinden sich auch die Eltern Daniels, der bei seinem Onkel untergekommen ist.

    In drei Teilen berichtet der Autor vom Schicksal des Bildes und vom Schicksal derer, die mit ihm auf verschiedensten Wegen in Berührung kamen. Da ist zunächst die ungeheure Geschichte der St. Louis, bei deren Lektüre man sich wieder einmal fragen muss, wann die Menschen je etwas lernen werden. Sicher wartet niemand auf Flüchtlinge, doch manche Handlungen sollten einfach von Menschlichkeit bestimmt werden. Es folgt eine Reise in die Vergangenheit, die Aufschluss über die mögliche Entstehung geben kann. Und schließlich bekommt es Conde mit einem Vermisstenfall zu tun, in dem überraschend wieder eine Beziehung zu dem Bild zutage kommt.

    Sehr unterschiedlich sind die drei Romanteile und doch verbindet sie das Bild. Ein Kaleidoskop mit prächtigen, dramatischen und düsteren Anteilen entblättert sich vor dem Leser. Mitgerissen von der tragischen Geschichte der Flüchtlinge auf der St. Louis, hingerissen von der Leidenschaft des E. A. und schließlich betrübt über das Schicksal eines jungen Mädchen und man sich zunächst klar werden über dieses anspruchsvolle Werk. Es verlangt dem Leser einiges ab und gibt doch so viel mehr. Leonardo Padura fordert seine Leser mit teilweise etwas überbordenden Ergüssen, allerdings belohnt er sie auch mit herausragend komponierten Schicksalen, die sich in das Gedächtnis einbrennen und die man nie missen möchte.

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