Kalte Asche: David Hunters 2. Fall

Buchseite und Rezensionen zu 'Kalte Asche: David Hunters 2. Fall' von Simon Beckett
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Kalte Asche: David Hunters 2. Fall"

Beckett, Simon: Kalte Asche. Thriller. Aus dem Englischen von Andree Hesse. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt-Taschenbuch Verlag 2008. 8°. 430 Seiten. Kartoniert. Sehr gut erhalten. (= rororo 24195 =).

Format:Taschenbuch
Seiten:432
Verlag: Rowohltbuch
EAN:9783499241956

Rezensionen zu "Kalte Asche: David Hunters 2. Fall"

  1. Was zuviel ist, ist zuviel!

    Wer einmal auf den Äußeren Hebriden war, jenen kahlen, vom Sturm der Irischen See umtosten Inseln westlich von Schottland, auf denen es eigentlich immer regnet, der weiß, in welch unwirtliche Gegend und Simon Beckett mitnimmt.

    Ein Rechtsmediziner von Festland, der eigentlich des Trubel der Londoner Metropolregion gewohnt ist und momentan in Urlaubsstimmung ist, verschlägt es überraschend auf ein Eiland, in dem die Menschen abweisend sind bis an die Grenze zum Wahnsinn. Und bei jenen wohlhabenden Großstadtmenschen, die sich auf einer Anhöhe palastartig eingerichtet haben und die verarmten Inselbewohner mit karitativ beglücken, ist beileibe auch nicht alles im Lot.

    Spät erst erkennt der Held unserer Geschichte, dem wegen aufkommendem Sturm jeglicher Kontakt zur Polizei auf dem Festland versagt ist, wer hier wirklich sein Freund oder sein Feind ist. Empfohlen wird, diesen Roman entweder bei brütender Sommer auf Mallorca oder winters in der Stube dreifach eingewickelt in dicke Decken mit einem steifem Grog zur Hand zu verköstigen. Ansonsten fröstelt es einem Seite um Seite.

    Nun ja, kommen wir zum Ende. Da habe ich den Eindruck, der gute Simon Beckett traut seinem Schreibhandwerk nicht mehr und setzt immer noch eine Plotwendung oben drauf. Beim Pharisäer, einen Kaffee mit Rum, den die Ostfriesen an der Küste trinken, ist dicke Schlagsahne obendrauf Plicht. Ansonsten würde der Dorfpfaffe, dieser Pharisäer, dieser Schriftgelehrte, der nach dern sonntäglichen Predigt die armen Sünder in den Gasthof begleitet, womöglich riechen, dass dem Heißgetränk der böse Alkohol zugemixt wurde. Aber einmal Schlagsahne reicht.

    Und so, wie beim Pharisäer der Ostfriesen nicht doppelt und dreifach oben draufgekleckert wird, so sollte bei einem Thriller auch irgendwann ein echter Schluss kommen. Daran hat sich Simon Beckett jedoch nicht gehalten: Er kleckert und kleckert und kleckert immer noch eine Überraschung an Ende. Schließlich ist er Leser froh, dass endlich der Mörder entlarvt wurde ... aber halt, ist es nicht doch eine Mörderin oder irgendjemand sonst?

    Was zuviel ist, ist zuviel!

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  1. Mord auf der abgelegenen Insel Runa

    Im Januar 2017 habe ich den ersten Band der David-Hunter-Reihe gelesen und war begeistert. Eigentlich wollte ich die Folgebände dementsprechend auch zeitig lesen und kaufte schon mal “Kalte Asche”, “Leichenblässe” und “Verwesung” – aber wie das immer so ist, wenn sich die ungelesen Bücher gen Himmel stapeln, las ich erst im März 2019 weiter. Schon nach wenigen Kapiteln fragte ich mich jedoch, warum ich damit eigentlich so lange gewartet hatte, bei aller Liebe zur kriminologischen Literatur?

    Denn auch der zweite Band konnte mich voll und ganz überzeugen, und ich werde jetzt sicher nicht wieder zwei Jahre verstreichen lassen, bis ich die weiteren Bände lese!

    (Ich erlaube Lesern meines Blogs, mich in einem halben Jahr zu treten, falls die Rezension zum dritten Band noch nicht erschienen sein sollte.)

    Wie schon im ersten Band konstruiert Beckett seinen Kriminalfall gekonnt und vielschichtig.

    Natürlich wird die Geschichte wieder aus einem außergewöhnlichen und hochinteressanten Blickwinkel betrachtet, nämlich aus dem des forensischen Anthropologen David Hunter, und auch in diesem Band geht es nicht nur um den Mord an sich, sondern auch um die Auswirkungen auf die Menschen in seinem nächsten Umfeld.

    Der Fall ist erneut in einer kleinen eingeschworenen Gemeinschaft angesiedelt, so dass der Autor sein feines Gespür für zwischenmenschliche Dynamik voll ausschöpfen kann. Und die erreicht ein ganz neues Spannungspotential, als die ohnehin schon isolierte Insel durch einen heftigen Sturm vollends von der Außenwelt abgeschnitten wird – denn der Mörder, da ist sich Hunter sicher, ist immer noch hier.

    Die Spannung wird ungemein intelligent und subtil aufgebaut – selbst wenn sie hochkocht.

    Das ist weder reißerisch, noch bedient Beckett sich billiger Tricks. Er beweist mühelos, dass Spannung und Anspruch sich nicht gegenseitig ausschließen müssen, und verzichtet auf überflüssige Gewaltorgien, ohne die Gesichter des Todes zu beschönigen oder auszublenden. Er zeigt sich hier einmal mehr als Meister der unerwarteten Wendungen, ohne dass es aufgesetzt oder unglaubwürdig wird.

    Und wieder ist David Hunter der Fremde, der die Gemeinschaft von außen sieht. Der den Tod mit sachlichem Auge betrachtet und doch aus seiner persönlichen Geschichte heraus Erfahrung mit der Tragik des Todes hat.

    Er ist ein großartiger Charakter, und auch die anderen Charaktere sind glaubhaft und komplex geschrieben.

    Der Schreibstil passt perfekt zur Atmosphäre des Buches und der Persönlichkeit seines Protagonisten. Die Sprache ist klar, aber nicht nüchtern, atmosphärisch, aber nicht effekthascherisch.

    Ich habe dieses Buch übrigens sowohl gelesen, als auch als Hörbuch gehört, und kann daher sagen, dass Sprecher Johannes Steck die Geschichte wunderbar liest!

    FAZIT

    Ein schneller Fall sollte es sein, nur ein oder zwei Tage. Wahrscheinlich nicht einmal ein Mord, sondern nur ein Unfall. Doch als David Hunter als forensischer Experte auf der Insel Runa ankommt und die bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche untersucht, kommt er schnell zu dem Schluss, dass von einem Unfall keine Rede sein kann… Und dass der Mörder noch auf der Insel ist. Dann schneidet ein Sturm Runa von der Außenwelt ab…

    Warum habe ich zwei Jahre gewartet, bevor ich diesen zweiten Band gelesen habe? Denn der ist wieder genauso grandios wie der erste! Ein ungewöhnlicher Held, ein außergewöhnlicher Schreibstil, und ein perfekter Spannungsbogen.

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