Junges Licht

Buchseite und Rezensionen zu 'Junges Licht' von Ralf Rothmann
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Junges Licht"

Lesern von "Junges Licht" gefiel auch

Format:Taschenbuch
Seiten:236
EAN:9783518457542

Rezensionen zu "Junges Licht"

  1. Bedrückend

    Der zwölfjährige Julian lebt mit seinen Eltern und der kleinen Schwester im Ruhrgebiet. Der Vater hat - wie fast alle Männer in der Siedlung - einen kräftezährenden Job unter Tage. Geld fehlt trotzdem an allen Ecken und Enden und wenn es den Eltern zu peinlich ist anschreiben zu lassen, werden eben die Kinder geschickt.

    Nun hat Julian endlich Sommerferien, doch einen Familienurlaub können sich die Colliens nicht leisten. Nur die Mutter und die kleine Schwester können einige Tage bei der Oma am Meer verbringen. Und so bleiben Julian und sein Vater vorerst allein zurück.

    Ich fand diesen Roman sehr bedrückend. Zwar erlebt Julian ein wenig sommerliche Freiheit - der Vater auf Arbeit oder schlafend, der Rest der Familie abwesend - aber so richtig genießen kann er sie nicht. Seine sogenannten Freunde schikanieren ihn, von Erwachsenen wird er grundsätzlich nicht ernst genommen oder es hört ihm niemand zu, ein Nachbar beginnt ihn sexuell zu bedrängen und wenn er aus Angst verständlicherweise die Wohnungstür abschließt, gibt's auch noch Ärger. Einziger Lichtblick scheint die Nachbarstochter Marusha zu sein und die Abwesenheit der kühlen Mutter, die ihn so wenigstens nicht mehr mit den Kochlöffel verdreschen kann.

    Leider gibt es über die oben genannten Begebenheiten hinaus auch nicht viel an Handlung. Eigentlich erfahren wir nur, wie ungerecht Julis Leben ist und wie gut er sich damit arrangiert hat. Das fand ich in seiner Gesamtheit schwer erträglich, da Juli mit seiner gewissenhaften und freundlichen Art auch der einzige wirkliche Sympathieträger im ganzen Roman ist.

    "Junges Licht" ist stimmungsvoll erzählt und gekonnt geschrieben. Besonders die Einschübe über "den Mann" bei seiner Arbeit im Kohlebergwerk waren faszinierend fremdartig. Mir gab es aber zu wenig Handlung, zu wenig Entwicklung und zu wenig Perspektive, um allem zumindest ein wenig von seiner Schwere zu nehmen. Der Klappentext spricht von "leisem Schrecken und erhellendem Trost". Aber tröstlich fand ich hier gar nichts.

    Rothmann hat einen bedächtigen Roman geschrieben, der fast schon etwas von einer Millieustudie hat. Anerkennen muss ich die gelungenen Figurenzeichnungen und den bildhaften, stimmigen Schreibstil. Darüber hinaus bin ich mit der bedrückenden Geschichte leider nicht warm geworden.

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