Jacob träumt nicht mehr

Buchseite und Rezensionen zu 'Jacob träumt nicht mehr' von Clemens Bruno Gatzmaga
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Inhaltsangabe zu "Jacob träumt nicht mehr"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:160
Verlag:
EAN:9783792002650

Rezensionen zu "Jacob träumt nicht mehr"

  1. Heute schon geträumt?

    Irgendwo mitten in einem Wald. Allein. Jacob steckt fest. Sprichwörtlich. Bis zum Bauch im Moor versunken.

    So beginnt der kurze Roman „Jacob träumt nicht mehr“ von Clemens Bruno Gatzmaga. Mit seinem Debüt ist der deutsche Schriftsteller und Wahl-Wiener auf der Shortlist Debüt des Österreichischen Buchpreises 2021 gelandet.

    Doch wie ist Jacob in diese missliche Lage gekommen? Jacob ist nicht nur ein Wanderer, der sich im Wald verlaufen hat. Seine Welt war bis vor kurzem die der Agentur und Jacob ein junger erfolgversprechender Teamleiter. 70 Stunden in der Woche, noch ein Espresso, und ständig verfügbar. Alles läuft auf eine bahnbrechende Präsentation für eine Großbank hinaus. Als der Auftrag an den Mitbewerber geht, kommt der Zusammenbruch.

    Mittendrin sind wir in dieser hippen neuen Welt der Arbeit. Man spricht denglisch. Selbstverständlich kümmert sich die Firma um ihre Leute, in Form von Selbstoptimierungscoachings. Alles kein Aufreger mehr. Kennt man doch und kann die Batteriesäure im Magen nach zu viel Kaffee fast schmecken.

    „Glaub an deine Träume, sagen sie, das sind sich doch alle einig. Aber was, wenn man an sie glaubt und am Ende bleibt nichts außer Hirngespinste. Bei der Karriereleiter weiß man wenigstens, was oben auf einen wartet. Auf den gesellschaftlichen Status oder den Kontostand, darauf kann man sich verlassen. Aber auf Träume?“

    Als Kind träumte Jacob, lebhaft, alptraumhaft sogar nach dem Tod der Mutter. In den Nächten vor der Präsentation träumte Jacob nicht mehr. Dafür beginnt er tagsüber traumhafte Sequenzen zu halluzinieren, kann nicht mehr abgrenzen, was Realität und Vorstellung ist. Für Jacob birgt sein Zusammenbruch eine Chance auf Veränderung. Am Ort seiner Kindheit will er finden, was er verloren hat.

    Jacobs „new work world“ ist virtuell, digital, selbst die Sprache ist künstlich. Clemens Bruno Gatzmaga beschreibt die Absurditäten unserer modernen Arbeitswelt treffend. Bei Jacobs Erinnerungen an die Kindheit und der Beschreibung der natürlichen Umwelt findet er einen ganz anderen, bildhaften Ton. Der Autor bietet mit Jacobs Geschichte an, unser eigenes Leben zu reflektieren, über eine gesunde Ausgewogenheit von Arbeitsleben und Freizeit nachzudenken, Träume und Ziele zu hinterfragen. Bevor wir alle bis zum Hals im Moor stecken.

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