Intimitäten: Roman

Rezensionen zu "Intimitäten: Roman"

  1. Großartige Geschichte

    Nachdem der Vater der namenlosen Ich-Erzählerin von seinen Leiden der Altersschwäche erlöst wurde, geht ihre Mutter, in die Heimat Singapur zurück. Sie selbst, fühlt sich jetzt frei genug, eine weitreichende Entscheidung zu treffen und geht an den Gerichtshof in die Niederlande. Sie mag die Mentalität der Menschen dort, die sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Allerdings ist die Athmosphäre gegenüber New York, ihrem vorherigen Wohnort, eher familiär.

    Die einzige Freundin Jana, Kuratorin, bezeichnet sich als Haushälterin einer Nationalgalerie, ist wesentlich aufgeschlossener als sie.

    Die Aufgabe der Dolmetscher*innen am Gerichtshof ist deffiziel und erfordert großes Einfühlungsvermögen.

    Ein Gerichtsverfahren war eine wohlkalkulierte komplexe Darbietung, an der wir alle beteiligt waren und aus der sich niemand vollkommen heraushalten konnte. Aufgabe der Dolmetschenden war es nicht nur, etwas mitzuteilen oder darzubieten, sondern auch das unaussprechliche zu wiederholen. S. 20

    Der Gerichtshof befasst sich ausschließlich mit Genoziden, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und verhandelt Kriegsverbrecher.

    Während einer Demonsrtration vor dem Gerichtshof, drückt ihr einer der Teilnehmenden ein Flugblatt in die Hand, das sie nachdenklich stimmt. Die Demonstranten sind Anhänger eines afrikanischen Präsidenten, der in den nächsten Monaten verhandelt werden soll. Sie werfen dem Gerichtshof, die Konzentration einzig auf Anklageerhebung gegen afrikanische Machthaber vor. Es sei ein abgekartertes Spiel der Imperialisten Amerika und Frankreich.

    Fazit: Die Geschichte ist so glaubhaft, als handele es sich wirklich um den internationalen Gerichtshof. Der Schreibstil ist großartig, jedes Wort sitzt. Die Autorin hat sich in jeden ihrer Charaktere zutiefst eingefühlt. Sie baut langsam auf der Entwurzelung der Protagonistin auf. Ihre Einsamkeit färbt die Stimmung melancholisch. Ihre Moralvorstellungen konterkarieren ihre Arbeit als Übersetzerin. An den charismatischen Machthabern sieht sie ihre eigene Machtlosigkeit. Sie fühlt sich immer mehr als Werkzeug, verliert zunehmend ihre Konturen. Die Hoffnungen, durch den Mann, dem sie ihr Vertrauen schenkte, heimisch zu werden, schwinden. Ein wirklich gut durchdachtes Psychodrama, das ich sehr gerne gelesen habe. Ein Wunder, dass es noch nicht verfilmt wurde.

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