Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder

Buchseite und Rezensionen zu 'Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder' von Henrik Siebold
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Inhaltsangabe zu "Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder"

Eigentlich scheint der Fall klar. Ein junger Mann hat eine Frau auf einem Hamburger S-Bahnhof vor einen Zug gestoßen. Er leugnet jedoch, und plötzlich sind die Zeugen unsicher. Inspektor Kenjiro Takeda und seine Kollegin Claudia Harms müssen den siebzehnjährigen Simon wieder gehen lassen. Doch wo immer er auftaucht, passieren weitere Todesfälle. Claudia ist verzweifelt, weil es niemals sichere Beweise gibt, doch Takeda, ganz intuitiver Ermittler, hat eine andere Vermutung. Jemand benutzt Simon, um seine eigenen Taten zu verdecken. Inspektor Takeda, begnadeter Saxophonist und Jazzliebhaber, muss an seine Grenzen gehen – und noch ein Stück darüber hinaus.

Format:Taschenbuch
Seiten:352
EAN:9783746633855

Rezensionen zu "Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder"

  1. Kein einfacher Fall

    Eine Schulklasse wartet am Bahnsteig auf ihre S-Bahn. Der Zug fährt ein und eine Frau fällt vor die Lok. Sie wurde vor von einem der Schüler gestoßen. Während alle geschockt sind, steht der junge Mann auf dem Bahnsteig und lächelt voller Glückseligkeit. Er gesteht zunächst die Tat, doch dann leugnet er. Die Filme der Überwachungskameras zeigen nicht, was genau geschehen ist und die Zeugen werden unsicher. Also kommt der siebzehnjährige Simon Kallweit, Sohn des amtierenden Hamburger Justizsenators, wieder frei. Doch wieder gibt einen Todesfall und Simon ist wieder in der Nähe. Doch auch dieses Mal gibt es keinen Beweise für seine Schuld.
    Die Hamburger Kommissarin Claudia Harms und ihr vorrübergehender Kollege aus Japan Inspektor Kenjiro Takeda stehen unter Druck. Irgendetwas ist merkwürdig an diesen Fällen. Kann es sein, dass jemand anders seine Taten so verschleiern will?
    Dies ist inzwischen schon der dritte Fall, bei dem wir Inspektor Takeda bei seiner Arbeit erleben dürfen. Takeda ist durch ein Austauschprogramm nach Hamburg gekommen. Claudia Harms war zunächst gar nicht begeistert, aber inzwischen weiß sie Ken zu schätzen. Sie haben oft sehr unterschiedliche Ermittlungsansätze, aber gemeinsam kommen sie der Lösung immer näher. Claudia lässt ihren Emotionen freien Lauf und Ken spielt Saxofon und genießt Whisky, um runterzukommen. Inzwischen verstehen sie sich auch manchmal ohne Worte. Die beiden ergänzen sich gut, obwohl (oder gerade deswegen) sie unterschiedliche Denkweisen aufgrund ihrer Herkunft haben.
    Simon bringt sein Gegenüber mit seinem Lächeln zur Weißglut. Hinter diesem Lächeln scheint er aber etwas zu verstecken. Ken mag den jungen Mann und versucht herauszufinden, was ihn antreibt.
    Dieses Mal haben es die Hamburger Ermittler mit einem ganz besonders perfiden Fall zu tun, der ihnen einiges abverlangt. Aber gerade Takeda kann sich hier besonders einbringen, da er seine Erfahrungen mit Mangas hat, die in Japan eine ganz besondere Rolle spielen und auch in diesem Fall eine Bedeutung haben.
    Was mich erschüttert hat ist, wie brutal Jugendliche miteinander umgehen und dass Eltern nicht spüren, dass mit ihren Kindern etwas nicht stimmt.
    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und gut zu lesen. Obwohl dieser Fall ein wenig bedrückend ist, geht es auch immer wieder humorvoll zu, wenn sich Claudia und Ken einen verbalen Schlagabtausch liefern. Die Spannung ist von Anfang an hoch und bleibt es bis zum Ende.
    Ich liebe diese Krimis um den japanischen Inspektor Takeda.

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  1. Tokyo Manga

    Es scheint ein klarer Fall zu sein. Der junge Simon Kallweit hat eine Frau vor die einfahrende S-Bahn gestoßen. Die Überwachungsbilder zeigen ihn entrückt lächeln und mit erhobenen Händen. Aber so einfach ist es nicht, die Aufnahmen liefern keinen gerichtsverwertbaren Beweis, die Zeugen widersprechen sich oder sind unsicher. Inspektor Takeda und Kommissarin Harms bleibt nichts übrig, als Simon laufen zu lassen. Grade Takeda hatte einen Draht zu Simon gefunden, der ganz in der Welt der japanischen Mangas zu leben scheint.

    Dann passiert ein weiterer unerklärlicher Mord und wieder war Simon in der Nähe des Tatorts, aber wieder gibt es keine Beweise.
    Ken Takeda und Claudia sind ein besonderes Ermittlergespann. Der japanische Austauschpolizist hat eine ganz andere Herangehensweise als seine deutsche Kollegin. Nie wird er direkt, er ist ein Mann der Zwischentöne, während Claudia manchmal barsch und ruppig erscheint. Trotz dieser Gegensätze sind sie ein gutes Team, sie haben ihren Rhythmus gefunden und arbeiten gut zusammen. Manchmal blitzt auch ein ganz besonderes Prickeln auf, Gegensätze scheinen sich anzuziehen. Die innere Zerrissenheit Takedas, die nächtlichen Streifzüge, oft mit viel japanischem Whisky oder mit einsamen Saxophonspiels in einem Park, zeigen den Inspektor als einsamen Wolf.

    Aber nicht nur die Ermittler haben mir gefallen, der Plot berührt viele Dinge unseres alltäglichen Lebens. Jugendliche aus Wohlstandsfamilien, die sich in eine dunkle Fantasiewelt zurückziehen und sich in der Welt des Internets verlieren, Schüler, die hemmungslos mobben, während die Klasse und die Lehrer wegschauen, das alles kommt zur Sprache.

    Genau wie die Faszination für Jazz, die auf mich übersprang. Wenn Takeda seinen Stimmungen in offenen Jazzclubs am Saxophon auslebt, kommt eine ganz besondere Atmosphäre auf. Das ist noch einmal eine ganz andere Ebene. Genauso interessant fand ich Takedas Blick auf Deutschland und im Besonderen auf den Arbeitsalltag in der Dienststelle. Wie er hinterfragt, reflektiert und mit Japan vergleicht, diesen Blick von außen fand ich besonders reizvoll.

    Die Geschichte so raffiniert aufgebaut, sehr vielschichtig und immer ganz nah an der Realität, ein toller Krimi, der nur einen Fehler hatte: ich war viel zu schnell durch. Ich freue mich schon, mehr von diesen Ermittlern zu lesen.

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