Im Sommer wieder Fahrrad: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Im Sommer wieder Fahrrad: Roman' von Lea Streisand
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5 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Im Sommer wieder Fahrrad: Roman"

Wo die strahlende Lea ist, da ist das Leben – bis sie plötzlich, mit gerade dreißig, schwer erkrankt. Während ihre Freunde Weltreisen planen, aufregende Jobs antreten, heiraten, Kinder kriegen, kreisen ihre eigenen Gedanken um Krankheit und Tod. Als sie fast die Hoffnung verliert, muss Lea an ihre Großmutter Ellis denken. Ellis Heiden war Schauspielerin und Lebenskünstlerin, „eine Frau wie ein Gewürzregal“, lustig, temperamentvoll und furchtlos. In den 1940er Jahren etwa schummelte sie ihren Bräutigam, einen „Halbjuden“, in einer abenteuerlichen Aktion nach Berlin und rettete ihm damit das Leben. Auch die Nachkriegswirren, Mauerfall und Wendezeit meisterte sie mit einer umwerfend unkonventionellen Haltung zum Leben. Die Erinnerung an diese besondere Frau stärkt Lea in einer schweren Zeit den Rücken. Mit leichter Feder, Herz und Humor erzählt Lea Streisand die Geschichte zweier unverwechselbarer, starker Frauen.

„Schwierig, dieses Buch zu lesen und sich nicht in diese Frau zu verlieben, für ihre knallharte Herzlichkeit und all den schönen Trotz. Welche Frau, fragen Sie, die Erzählerin oder die Großmutter, über die sie schreibt? Gute Frage. Beide.“ Margarete Stokowski

„Sehr nah und unerschrocken blättert Lea Streisand ihre Hauptfiguren auf. Während man mit ihnen wächst, wachsen sie einem ans Herz. Große Themen wie Krieg und Krebs, Theater und das Schreiben: alles handelt letztendlich von der Liebe.“ Kirsten Fuchs

"Locker und lässig wirbelt Lea Streisand die Geschichte der Autorin als beinahe Sterbender und ihrer Großmutter als beinahe Unsterblicher zu einem Teppich zusammen, auf dem wir Leser fliegen können." Jakob Hein

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
EAN:9783550081309

Rezensionen zu "Im Sommer wieder Fahrrad: Roman"

  1. Das Leben kann so schön sein!

    Zwei Frauenbilder wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist zum einen die starke Ellis Heiden eigentlich Schauspielerin und Lebenskünstlerin. Sie ist humorvoll, hat Temperament, weiß was sie will und fürchtet sich vor nichts. In den Kriegsjahren rettet sie ihren halbjüdischen Mann mit einer gefährlichen Aktion das Leben, in dem sie ihn aus dem Arbeitslager holt. Sie erlebt die Nachkriegszeit, die Mauer, den Mauerfall und die Wende.
    Und da ist Lea Streisand eine junge dreißigjährige Frau, mitten im Leben. Sie plant eigentlich schon ihre Familie, Weltreise mit Freunden, einen Job nach dem Studium. Doch da wird sie von der schweren Morbus Hodgkin Erkrankung regelrecht erfasst. Fortan ist nichts mehr so wie vorher, nun bestimmen Ärzte, Chemo und Krankenhaus ihren Alltag. Lediglich die Briefe und Alben ihre Großmutter bringen noch etwas Lichtstrahlen in ihren Alltag. Aber auch Paul und ihre Familie sind in dieser Zeit ihr größter Halt.

    Meine Meinung:
    Dieses Buch von Lea Streisand schafft den Spagat zwischen Humor, Lebensmut und Freude, während es auf der anderen Seite um Trauer, Lebensängste und Verzweiflung geht. Sie erzählt die unterschiedlichen Leben von zwei starken Frauen, die eine so lebensbejahend und starke Ellis während auf der anderen Seite die am Boden zerstörte, ängstliche und kranke Lea ist. Ellis ist Leas Großmutter und ihre Briefe, Erinnerungen aber auch ihre lebensbejahende Art schaffen es Lea wieder ins Leben zu katapultieren. Deshalb hat sie auch dieses Buch geschrieben, sicherlich auch um anderen Mut zu machen, nicht aufzugeben. Zwei wunderbarere Sätze aus dem Buch lauten: "Krebs ist die Krankheit der leeren Zeit. Der Langeweile. Und wenn wir irgendwas überhaupt nicht mehr beherrschen heutzutage, ist es, Langeweile zu haben." oder "Bei der Therapie gegen Hodgkin haut man dem Krebs die Bratpfanne auf den Schädel. Dass er umfällt und haut dann möglichst lange und ausgiebig weiter, damit er nie wieder aufsteht." Für mich ist dieses Buch ein grandioses Lebenszeugnis und bekommt 5 von 5 Sterne.

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  1. Familiengeschichten

    Lea ist 15 Jahre alt, als sie zusammen mit Ihrer Großmutter Ellis Heiden, Jahrgang 1912, liebevoll Mütterchen genannt, beschließt, dass sie es sein wird, die die Lebensgeschichte von Ellis, die eine Schauspielerin war, aufschreiben und veröffentlichen wird. Zu diesem Zeitpunkt kann Lea noch nicht ahnen, wie sehr sich ihr eigenes Leben verändern wird. Mit 30 Jahren erfährt Lea, dass sie an einer schlimmen Form des Krebses erkrankt ist. Nun beginnt ein ganz anderer Kampf, den die junge Frau bestehen muss. Als sie als geheilt gilt, entschließt sie sich Ellis Geschichte niederzuschreiben und auch ihre eigene Geschichte zu erzählen. So ist das Buch „Im Sommer wieder Fahrrad“ von Lea Streisand entstanden, die Autorin berichtet aus dem Leben zweier willensstarker und kämpferischer Frauen. Dies tut sie mit ganz viel Herz und auch mit Tränen …

    Dieses sehr persönliche Buch der Autorin zeigt vor allem, dass sie eine ausgezeichnete Geschichtenerzählerin ist, sie schafft es, mich bereits nach den ersten gelesenen Zeilen einzufangen und durch ihr eigenes Leben und das der wunderbaren Ellis zu führen. Lea Streisand hat zwei Erzählstränge angelegt, diesen Stil liebe ich inzwischen außerordentlich, denn er macht das Lesen abwechslungsreich. Die verwendete Sprache ist herrlich offen, modern und klingt in meinen Ohren vertraut. Die Leben beider Frauen sind mit viel Gefühl und Herzblut würdig dargestellt.

    Dem Buch vergebe ich von Herzen gerne seine wie ich finde wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es unbedingt weiter an Leser, die gefühlvolle Familienromane und Lebensgeschichten lieben und sich darauf einlassen wollen, mehr von Ellis und Lea aus nicht immer einfachen und glatt gehenden Leben zu erfahren.

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  1. Leben kann man bis zum Schluss

    Zwei Frauen, zwei Leben, zwei Schicksale. Wer bei diesem Buch nicht sofort in Bann gezogen wird, dem ist nicht zu helfen.

    Lea bekommt sehr jung eine niederschmetternde Diagnose, sie hat die lebensbedrohliche Krankheit Morbus Hodgkin. Lea ist lebenslustig, wirbelt durch ihr schnelles Großstadtleben, Reisen, Freunde – all das soll nun zu Ende sein? Sie hat viele Menschen, die sie stützen, einen wundervollen Freund, eine liebevolle Familie, aber den Kampf gegen die Krankheit muss sie ganz alleine aufnehmen. Sie schreibt ganz unsentimental über die „Scheisskrankheit“, die Zeit im Krankenhaus, die Chemotherapien. Es sind Sätze wie „Leben kann man bis zum Schluss“, die Lea aufrütteln.

    Dann ist da noch der Koffer von „Mütterchen“, so wurde die unkonventionelle Großmutter genannt. Er enthielt Briefe, Drehbücher, Fotos, Berichte, Mütterchens ganzes Leben eben. Und diese Lebensgeschichte wechselt mit Leas Beschreibung ihrer Krankheit ab.

    Mit Mütterchens Leben gehen wir zurück in die 30 iger Jahre, dann der aufkommende National-sozialismus, die Judenverfolgung und der Krieg bilden den Hintergrund. Die Großmutter, eine Schauspielerin, ist eine starke Frau, unkonventionell und unerschrocken. Sie bleibt trotz aller Gefahren und Bedrohungen integer und mutig. Dann die Nachkriegszeit, die Gründung der DDR und der reale Sozialismus. Zu keiner Zeit lässt sie sich verbiegen oder passt sich an. Es ist fast eine Geschichtsstunde der Deutsche Vergangenheit.

    Dabei ist dieser Roman nie schwermütig oder melancholisch. Der Grundton ist heiter, Lea gewinnt jeder Situation noch eine komische Seite ab. Auch wenn die Schilderungen der Therapien erschrecken, man den Krankenhausmief direkt in der Nase spürt, es wird nie rührselig. Rechtzeitig kommt dann ein Patient um die Ecke und berlinert „ et looft jut“ und klopft auf den Infusionsbeutel.
    Die ganze Familie ist Stütze für Lea und sie beschreibt ihre Familie so liebevoll und menschlich, dass man sich nur wünscht, auch ein Teil dieser Familie zu sein.

    Was für eine Familie, was für ein Schicksal und was für eine Kraft, das habe ich mir immer wieder gedacht und konnte mich kaum von diesem Buch losreißen.

    „Bleibt tapfer, lacht weiter“ so verabschiedet sich Lea Streisand auf ihrem Blog. Das ist ein gutes Motto.

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