Im nächsten Leben wird alles besser

Buchseite und Rezensionen zu 'Im nächsten Leben wird alles besser' von Hans Rath
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4 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Im nächsten Leben wird alles besser"

Im beschaulichen Leben von Arnold Kahl bricht urplötzlich eine neue Zeitrechnung an: Über Nacht wird der 53-jährige ins Jahr 2045 katapultiert. Ist das ein Alptraum? Oder eine physikalische Anomalie? Arnold weiß nur: Ab sofort ist er ein alter Sack, der die Welt nicht mehr versteht. Künstliche Intelligenz steuert sämtliche Lebensbereiche, humanoide Serviceroboter erledigen die Arbeit. Wer sich die reale Welt nicht mehr leisten kann, der zieht nach Times Beach, einem virtuellen Freizeitpark. Arnolds persönlicher Assistent heißt Gustav. Der charmante Uralt-Roboter hilft bei der Rekonstruktion von Arnolds Lebens, das sich als ein Desaster entpuppt. Arnold hat es gründlich verbockt. Seine Ehe und Familie sind Geschichte, sein Leben ein Jammertal. Er wünschte, er könnte die letzten 25 Jahre zurückdrehen – aber wie?

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:270
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "Im nächsten Leben wird alles besser"

  1. 3
    16. Nov 2020 

    War das Science Fiction?

    Hans Rath war mir bisher eher als Drehbuchautor von lustigen Filmkomödien ein Begriff. Als ich seinen aktuellen Roman "Im nächsten Leben wird alles besser" im Briefkasten hatte, war ich zunächst nicht sicher, ob ich mit diesem Buch warm werden würde. Da ich immer mit großen Vorbehalten an Romane herangehe, die einen betont lustigen Titel tragen und den Anschein von Geistreichtum und Esprit vermitteln wollen, hatte "Im nächsten Leben wird alles besser" schlechte Voraussetzungen, um vor meinem kritischen Auge bestehen zu können. (Warum denke ich bei diesem Buchtitel nur immer an "Beim nächsten Mann wird alles anders"?)
    Da ich jedoch auch gerne mal was riskiere - literarisch zumindest -, habe ich mich mutig in diesen Roman gestürzt.

    Der Plot ist schon mal vielversprechend:
    Arnold, ein Miesepeter aus dem Jahr 2020, der seinem Umfeld mit seinem ewigen Pessismismus auf die Nerven geht, gerät quasi im Schlaf in das Jahr 2045. Der nun 78-Jährige kann sich nur leider nicht daran erinnern, was in den letzten 25 Jahren in seinem Leben und der Welt passiert ist. Zumindest ist ihm die Welt im Jahre 2045 völlig fremd geworden: künstliche Intelligenzen in Menschengestalt, permanente Kontrolle der Menschen durch Datenübertragungen jeglicher Form inklusive Überwachung ihrer Vitalfunktionen.

    "'... Die Reichen und Mächtigen lassen es sich eine Menge Geld kosten, uns Normalsterbliche loszuwerden. Als Arbeitskräfte werden wir nicht mehr gebraucht, weil die Bots alles erledigen. Und als Konsumenten sind nur Menschen interessant, die über entsprechende Mittel verfügen. Mehr als die Hälfte der Menschheit ist überflüssig. Wir fallen einfach durchs Raster. Wir sind zu arm, zu krank oder zu dumm, um der Welt noch länger von Nutzen zu sein, also findet unsere weitere Geschichte in einem Computernetzwerk statt.'"

    Die Welt ist komplett digitalisiert. Die Einen empfinden dies als Fluch, die Anderen als Segen. Und wem die Realität nicht gut genug ist, hat die Möglichkeit, sich eine Realität nach seinen eigenen Wunschvorstellungen zu schaffen. Wünsche werden zur Wirklichkeit - egal, wie verrückt, ungesund oder unbezahlbar sie erscheinen.

    So versucht also unser gealteter Skeptiker Arnold in seiner neuen Gegenwart zurechtzukommen und stellt vieles an, um sein Gedächtnis wiederzuerlangen.
    Natürlich ist die zentrale Frage dieses Romans, wie unser Held in diese Situation gekommen ist, und was es mit seiner Amnesie auf sich hat.

    Arnold durchläuft in diesem Roman eine Entwicklung. War er im Jahre 2020 ein Protagonist zum Abgewöhnen - wer gibt sich schon gerne mit Miesepetern ab? -, wird er im Jahre 2045 zu einem angenehmen Zeitgenossen, der in die Jahre gekommen ist, und der die Welt, in der er jetzt lebt, hinterfragt. Tatsächlich entwickelt er sich zu einem Rebellen, der sich am Ende weigert, sich dem System anzupassen.

    "'Weißt du, so eine Amnesie ist wie eine Wundertüte. Man weiß nie, ob man gute oder schlechte Erinnerungen bekommt, wenn man jemanden trifft, der ein gemeinsames Kapitel aufschlägt. Es ist wie das ungute Gefühl nach einer Party, bei der man zuviel getrunken hat, weshalb man sich am nächsten Morgen nicht mehr an jedes Detail erinnern kann. Man freut sich, wenn man hört, dass es ein netter Abend war. Aber leider ist es auch nicht zu ändern, falls man sich danebenbenommen hat.'"

    Eine in die Zukunft gerichtete Zeitspanne von 25 Jahren ist nicht besonders lang. War das jetzt Science Fiction, die ich gelesen habe? Ich befürchte nicht. Denn viele digitalen Errungenschaften, die sich der Autor für das Jahr 2045 ausgedacht hat, haben ihre Anfänge bereits in der heutigen Zeit. Ich habe doch sehr viele Ähnlichkeiten zu unserem jetzigen Alltag gesehen. Hans Rath mag es an manchen Stelle mit seiner Vision, was unsere Zukunft betrifft, auf die Spitze getrieben haben. Doch weit kann diese Spitze nicht entfernt sein. Mir scheint, wir stehen kurz davor.

    Plot und Gestaltung des Charakters haben mir also gut gefallen. Natürlich ist der Autor seiner humorvollen Schiene treugeblieben. Es ist schon sehr amüsant, wie der Protagonist durch sein neues Leben stolpert. Dieses Buch ist für mich daher ein humorvoller Unterhaltungsroman, der ein Zukunftsszenario kreiiert, das man nicht erleben möchte.

    Leider ist der Handlungsablauf in weiten Teilen vorhersehbar. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, die begründen könnten, warum unser Protagonist auf Zukunftsreise gegangen ist. Die Auflösung dieses Rätsels lag mir zu sehr auf der Hand. Das ist schade. Denn ich möchte von einem Autor überrascht werden. Wenn ich im Vorfeld ahne, wie eine Handlung ablaufen wird, läuft eine Geschichte Gefahr, dass ich das Interesse an ihr verliere.

    Mein Fazit:
    Plot und Charaktere sind gut gemacht. Die Ideen des Autors, wie unsere Welt in 25 Jahren aussehen könnte sind durchaus vorstellbar. Leider hat mir die Vorhersehbarkeit, was die Auflösung des Geheimnisses über die Geschichte des Protagonisten betrifft, meiner Freude an diesem Roman einen Dämpfer verpasst.

    © Renie

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  1. 5
    08. Aug 2020 

    Wird so unsere Zukunft aussehen?

    Wie auch die Bücher der „Und Gott sprach…“-Trilogie, so haben wir in unserer Familie auch dieses Buch von Hans Rath förmlich verschlungen. Der Schreibstil liefert wieder viele humorvolle Momente und gleich auf den ersten Seiten nimmt der Autor den Leser mit in die Welt dieses Buches. Genauso plötzlich erwacht auch der Protagonist in einer für ihn völlig unbekannten Umgebung. An die letzten Jahre kann er sich nicht erinnern. Die futuristische, für ihn unbekannte Welt erschließt sich ihm langsam. Und es werden Fragen zu unserem zukünftigen Leben mit Robotik, Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und Datensammlung aufgeworfen. Die in der Geschichte beschriebenen 25 Jahre Zeitsprung erscheinen etwas kurz, wenn man den beschriebenen Technologiesprung bedenkt. Vielleicht wären hier 40 Jahre realistischer gewesen. Wir werden es erleben, wie weit diese mögliche Zukunft auch so oder so ähnlich eintreten wird. Zum Teil haben wir es selbst in der Hand.
    Die 288 Seiten lasen sich für mich flüssig und kurzweilig, so dass ich das Buch jedes Mal nur schwer wieder aus der Hand legen konnte und ich mich auf die Lektüre am nächsten Abend freute. Immer wieder wurde ich angenehm von der sich entfaltenden Geschichte überrascht. Die Charaktere werden plastisch ausgestaltet und für den Leser erlebbar. Durch geschickt platzierte Zeitsprünge erfährt der Leser immer mehr über den Protagonisten. Im gleichen Maße erfährt dieser, was er in den letzten Jahren erlebt aber vergessen hat. Diese Geschichte lädt genauso zum Lachen wir zum Nachdenken ein. Mir sind die Charaktere ans Herz gewachsen.
    Anhand des Covers hätte ich mich zwar nicht für dieses Buch entschieden, aber der Autor Hans Rath überzeugt wieder einmal mit dem Inhalt. Ich freue mich schon auf das nächste Buch von ihm und kann hier bedenkenlos fünf Sterne vergeben.

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  1. 2045 kommt schneller als man denkt...

    Arnold hat bisher eigentlich ein recht durchschnittliches, beschauliches Leben geführt: Er besitzt eine kleine Buchhandlung, mit der er seinen knappen Lebensunterhalt verdient, hat zwei bereits erwachsene Kinder und ist verheiratet. Doch als Arnold eines Morgens aufwacht, kann er zunächst nicht glauben, wie sehr sich sein Leben über Nacht verändert haben soll. Denn es ist zwar wie erwartet der 16. Februar, jedoch nicht im Jahr 2020, sondern im Jahr 2045. Arnold ist nun 73 und muss sich nicht nur in seinem plötzlich um 25 Jahre gealterten Körper, sondern auch in einer hochtechnisierten Welt zurechtfinden. Fenster sind keine Fenster, sondern nur von Nanobots erzeugte Illusion, tägliches Einnehmen von Funktionstränken hält den Alterungsprozess auf und überall trifft man auf sogenannte synthetische Charaktere, nahezu perfekte künstliche Intelligenzen in exakten Nachbildungen von menschlichen Körpern. Einer dieser synthetischen Charaktere ist Gustav, Arnolds persönlicher Assistent, der ihm im Alltag zur Seite steht. Doch Arnolds scheinbar plötzlich und unerklärlich aufgetretene Amnesie erregt Aufmerksamkeit in einer Welt, in der alles kontrolliert abläuft und in der die Superreichen an der Macht sind. Da Arnold eine potenzielle Gefahrenquelle darstellt, soll er nach Times Beach umgesiedelt werden - an einen virtuellen Ort, in den das Bewusstsein der einzelnen Menschen eingespeist werden kann, sodass sie fortan in der Realität nur noch als Datensatz existieren...

    Im ersten Moment denkt man vielleicht, diese Entwicklungen seien zu weit hergeholt. Doch es lässt sich nicht leugnen, dass gerade in der Technik die Fortschritte immer schneller aufeinanderfolgen, und so fragt man sich beim Lesen dieses Buches sicherlich mehr als einmal, ob so oder so ähnlich wohl tatsächlich unsere nähere Zukunft aussehen könnte. Denkbar wäre es zumindest in Teilen allemal. Ich fand diese Vorstellung einerseits irgendwie beklemmend, andererseits ist sie hochinteressant. Entwicklungen, die sich schon heute abzeichnen (etwa Fitnesstracker und Co), werden hier auf die Spitze getrieben und gleichzeitig aber auch so dargestellt, dass es durchaus vorstellbar bleibt und nicht zu abstrus wirkt. Der Schreibstil ist wie vom Autor gewohnt humorvoll, behält jedoch auch stets einen gesellschaftskritischen Unterton bei. Insgesamt lässt sich das Buch sehr gut lesen und lädt zum Nachdenken ein!

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  1. Ein Roman der den Leser in die Zukunft mitnimmt

    Arnold Kahl , der nach dem aufwachen in einem fremden Bett und einer gänzlich fremden Umgebung liegt , fragt sich wie er da hingelangt sein könnte . Da kommt auf einmal Gustav herein , angeblich sein persönlicher Assistent . Immer noch im Glauben es sei der 16 . Februar 2020 belehrt ihn Gustav dass es Donnerstag der 16 . Februar 2045 ist . Gustav ist eine künstliche Intelligenz mit einem synthetischen Charakter . Auch ist Arnold nicht mehr 53 sondern 78 Jahre alt ...

    Ich bin sehr gut in diesen Roman hinein gekommen . Da der Schreibstil flüssig und leicht zu lesen ist , bin ich recht zügig durch das Buch gekommen . Die Charaktere sind äußerst sympathisch da gefiel mir Gustav am besten obwohl er ja ein Roboter ist . Die Handlung spielt in der Zukunft und zum Teil in unserer heutigen Zeit . Der Humorfaktor steht im Vordergrund , obwohl es sich auch um ein ernstes und aktuelles Thema handelt . Zum Schluss hin wird die Story nachdenklich und ich muss gestehen , ich war es auch .

    Fazit : Es gibt je nach Kapitel Rückblenden in die Vergangenheit von Arnold . Sehr viele Dinge die hier angesprochen werden sind heute schon im Anfangsstadium . Einige negativ entwickelte Sachen machten mir in diesem Buch doch etwas Angst . Gerade auch weil alles aber wirklich alles vernetzt und überwacht wird . So auch die Kleidung die die Körperfunktionen auswerten . Das Cover mit der auffallenden bunten Schrift gefällt mir sehr gut . Es ist doch mal etwas anderes . Da ich dieses Buch fast in einem Rutsch gelesen habe , muss ich sagen dass
    es ist ein toller Zukunftsroman ist der seine fünf Sterne auf jeden Fall verdient hat .

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