Im letzten Licht des Herbstes

Buchseite und Rezensionen zu 'Im letzten Licht des Herbstes' von Mary Lawson
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Im letzten Licht des Herbstes"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
Verlag: Heyne Verlag
EAN:9783453273573

Rezensionen zu "Im letzten Licht des Herbstes"

  1. Es gehlte das gewisse Etwas

    Gastland bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist Kanada. Grund genug, ein Buch der kanadischen Bestsellerautorin Mary Lawson auszusuchen.
    Bei „Im letzten Licht des Herbstes“ handelt es sich um einen Generationenroman, der aus drei, miteinander verbundenen, Perspektiven erzählt wird.
    In einer kanadischen Kleinstadt namens Solace (diese Stadt hätte auch irgendwo in Amerika sein können, mir ist leider nichts speziell kanadisches aufgefallen), verschwindet ein Teenager. Die Schwester des verschwundenen Mädchens, Clara, kann mit dem Verlust nur schwer umgehen. Zur gleichen Zeit liegt auch noch ihre geliebte Nachbarin, eine alte Frau namens Mrs. Orchard, im Krankenhaus im Sterben. Das Leben des achtjährigen Mädchens ist aus den Fugen geraten.
    Frau Orchard hat ihr Haus kurz vor dem Sterben an Liam Kane überschrieben. Liam war als Kind der Nachbarsjunge von Mrs. Orchard in einer anderen Kleinstadt. Obwohl er nur mehr wage Erinnerungen an das Ehepaar Orchard hatte, entscheidet er sich, die Schenkung des Hauses anzunehmen ohne eine Idee zu haben, was er damit tun soll. Ein Verkauf des Hauses wäre wohl das nahe liegende, denn sein Lebensmittelpunkt ist in Toronto.
    In diesem Buch gibt es drei Hauptfiguren. Clara, Liam und Mrs. Orchard. Mary Lawson erzählt uns die Geschichte abwechselnd aus Sicht dieser drei Personen.
    Das kleine Mädchen Clara muss in ihren Jungen Jahren gleich mit mehreren Verlusten kämpfen. Sie vermisst sowohl ihre geliebte Schwester, aber auch ihre Nachbarin, bei der sie sehr viel Zeit verbracht hatte. Die Schwester von Clara, Rose, wird immer nur kurz erwähnt. Eine pubertierende Egoisten, andernfalls hätte sie wohl nicht ihre Familie verlassen und mit immensen Sorgen und Angst zurückgelassen. Ein normaler Tagesablauf ist für die Familie nicht möglich, sodass vor allem Clara unter einer gewissen Vernachlässigung seitens der Mutter leidet.
    Elizabeth Orchard ist eine Frau die ihr Leben lang damit kämpfen musste, keine eigenen Kinder zu haben. Ihr Beruf war Erzieherin und die Kinder liebten Mrs. Orchard. Ihre Erzählperspektive ist eine Rückschau über ihre spezielle Verbindung zu Liam und eine Rückblende auf ihr bisheriges Leben und ihre Ehe mit Charles, den sie über alles liebte.
    Liam ist der Mann, der den großen Schritt in die nördliche Kleinstadt gewagt hat. Er hat keine Ahnung was er mit seinem Leben anfangen soll. Seine Ehe ist zerbrochen, sein Job als Buchhalter macht ihn nicht so richtig glücklich. Eine Auszeit tut ihm ganz gut, möglicherweise kann er in Solace einen Neustart wagen.
    Über diese drei Personen erfahren wir wahnsinnig viel, doch über die verschwundene Rose nur sehr wenig. Es hätte aus meiner Sicht keinen Unterschied gemacht, ob Rose verschwunden ist oder nicht, da die Geschichte vor allem auf Liam und Clara aufgebaut ist.
    Ich habe während des Lesens auf einen besonderen Aha-Effekt gewartet, aber leider kam der nicht. Das Buch ist nett geschrieben, in einem sehr einfachen Stil gehalten, aber aus meiner Sicht fehlt das gewisse Etwas.

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  1. Ein Fremder in Solace

    !eine Lesehighlight 2021!

    Klappentext:

    „In der idyllischen Kleinstadt Solace ist ein Teenager spurlos verschwunden. Die siebenjährige Clara ist untröstlich. Seit Tagen wartet sie am Fenster auf die Rückkehr ihrer Schwester. Zu allem Unglück liegt auch noch ihre geliebte Nachbarin, die alte Mrs. Orchard, im Krankenhaus. Eines Abends zieht nebenan ein Fremder ein. Liam Kane wurde das Haus von Mrs. Orchard geschenkt, obwohl er kaum Erinnerungen an sie hat. Ist hier, im Norden Ontarios, ein Neuanfang für ihn möglich? Nach und nach erinnert sich Liam an seine eigene, von Verlust geprägte Kindheit. Und auch Mrs. Orchard stellt sich ihrer Vergangenheit. Denn vor dreißig Jahren gab es einen Vorfall, der für zwei Familien tragische Folgen hatte.“

    Ein herbstliches Cover und dann noch dieser klangvolle Titel: „Im letzten Licht des Herbstes“….geschrieben von Mary Lawson. Mit Herbst hat das Buch eigentlich recht wenig zu tun, aber es ist eine wunderschöne Metapher um eine Lebenslänge eines Menschen zu benennen.

    Erzählt werden hier drei Stränge und somit drei Generationen. Alle Drei werden liebevoll und wunderbar bildhaft beschrieben und somit erhält der Leser eine herrliche Sicht auf Clara, Liam und Mrs. Orchard - drei Generationen mit drei verschiedenen Leben und jeder ist in einer ganz besonderen Phase dabei sich zu finden, sich zu erklären, zu lernen, zu akzeptieren und sich selbst zu verstehen. Jeder der Drei nimmt es anders auf und „kämpft“ im wahrsten Sinne manchmal mit sich selbst. Lawson hat dabei enorm viel Gefühl walten lassen und erzählt dem Leser mit leisen Tönen, wie Generationen so denken, was sie beschäftigt und was sie generell so umtreibt. Herumtreiben tut sich auch ein Fremder in der Stadt und diese Begegnung ist irgendwie der rote, rollende Faden der Geschichte und die Auflösung dazu ist….ufff….Ja, dazu braucht man ein wenig stärkere Nerven.

    Der sehr flüssige und tiefgründige Schreibstil hat mich von Anfang an eingenommen. Die Geschichte hatte einen Lauf und diesem bin ich sehr gern gefolgt. Mary Lawson hat hier eine sehr tiefgründige und sehr authentische Geschichte verfasst, die extrem nachhallt und dem Leser auch wieder sehr viel Zwischen-den-Zeilen-Potential schenkt/bietet und dadurch ein echtes Lesehighlight war, welches ich so nicht vermutet hätte…

    Eine ganz besondere Geschichte, die eine klare Leseempfehlung erhält und zudem auch noch 5 von 5 Sterne!

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