Im Land der letzten Dinge

Buchseite und Rezensionen zu 'Im Land der letzten Dinge' von Paul Auster
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Inhaltsangabe zu "Im Land der letzten Dinge"

«Mit seinen beiden Büchern ‹New-York-Trilogie› und ‹Im Land der letzten Dinge› hat Paul Auster der gegenwärtigen amerikanischen Literatur eine andere Dimension eröffnet ... Austers Bücher wirken überraschend zeitgemäß, weil sie auf eine Erfahrung des Lebens – jetzt in diesem Augenblick – aus sind und mit einer monomanischen Lust vordringen in einen sonst sorgsam gehüteten Bereich: in unsere eigene Verwirrtheit angesichts der Welt. In dem Roman ‹Im Land der letzten Dinge› sind alle Spuren einer vertrauten Wirklichkeit scheinbar getilgt. Allerdings spielt Paul Auster hier nur mit Science-fiction-Versatzstücken, denn in seinen Augen bedarf es nur einer kleinen Drehung an der Schraube unserer Zivilisation, um sie in die Apokalypse, in ein neues (altes) Barbarentum umkippen zu lassen.» (Süddeutsche Zeitung)

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:0
EAN:9783763251216

Rezensionen zu "Im Land der letzten Dinge"

  1. Apokalyptisches Großstadtszenario

    Der Roman von Auster ist eine Parabel (keine Fabel, wie es im Klappentext heißt - wie kommt so ein Fehler zustande:confused:) auf den Untergang der Zivilisation, wie wir sie in der westlichen Welt kennen und auf den Verlust der Menschlichkeit.

    Auster entwirft ein düsteres Bild einer Stadt, die der totalen Zerstörung anheim fällt. Es ist eine apokalyptische Dystopie - Menschen, die obdachlos auf den Straßen herumziehen, die hauptsächlich aus Geröll und Steinen besteht, korrupte Regierungen, die einen Damm am Meer errichten und sich auch nach Westen hin abschotten, eine Handvoll Priviligierte, während ansonsten das Recht des Stärkeren gilt.
    Eine junge Frau, Anna Blume, gerät in diese grauenvolle Stadt, weil sie ihren Bruder William sucht, der als Journalist aus England dorthin reist - gemeint ist wohl New York -, um von den Zuständen zu berichten und spurlos verschwindet. Anna wendet sich an einen Freund aus England (?), der Roman wird aus ihrer Ich-Perspektive erzählt. Wie sie als Plünderin ihr Geld verdingt, eine ältere Frau kennenlernt, in der Stadtbibliothek Unterschlupf findet und sogar auf den Journalisten trifft, der ihren Bruder ebenfalls gesucht hat. Sie trifft auf Idealisten, die hilflos angesichts des Elends sind und sich fragen, ob ihre Hilfe überhaupt einen Nutzen hat.
    Auster führt uns ein Horror-Szenario vor Augen, in der der Sozial-Darwinismus auf die Spitze getrieben ist und in der es nur noch letzte Dinge gibt, weil viele - vor allem die schönen - verschwinden. Es ist eine Welt, in der es nur noch um das Elementare geht, Essen, ein Dach über dem Kopf, Sicherheit - und alles Zivilisierte, Menschliche zu verschwinden scheint.

    "Nicht nur, daß Dinge verschwinden - mit ihnen verschwindet zugleich auch die Erinnerung an sie. Dunkle Bereiche entstehen im Gehirn, und wer sich nicht ständig bemüht, sich die verlorenen Dinge zu vergegenwärtigen, dem kommen sie schnell für immer abhanden." (89)

    Wie reagieren Menschen, wenn nichts mehr da ist. Was wird aus uns, wenn alle Dinge verschwinden, das sind Fragen, mit denen sich der Roman auseinander setzt, aber auch mit der Frage, ob wir unsere Menschlichkeit bewahren können.

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