Ich, ein Sachse

Buchseite und Rezensionen zu 'Ich, ein Sachse' von Samuel Meffire
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5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ich, ein Sachse"

Samuel Meffire wuchs als Afrodeutscher in der DDR auf und wurde allen Widrigkeiten zum Trotz der erste Schwarze Polizist Ostdeutschlands. In seinem Buch gewährt er einen intimen Einblick in seine Gefühlswelt, schonungslos offen, unterhaltsam und witzig. Er berichtet packend von seiner Tour de Force über mehrere Kontinente und erzählt im Rückblick auf sein bisheriges Leben zugleich einen oft übersehenen Teil deutsch-deutscher Geschichte.

Format:Broschiert
Seiten:400
EAN:9783864931987

Rezensionen zu "Ich, ein Sachse"

  1. Eine faszinierendes Lebensgeschichte

    Cover:
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    Der Autor schaut auf dem Titelbild dem Betrachter direkt in die Augen. Der Blick fesselt einen und ich musste das Buch daher genauer in Augenschein nehmen. Der Gesichtsausdruck ist schwer zu deuten: ernst, aber nicht unfreundlich. Entschlossen, aber doch irgendwie entspannt. Er weckte meine Neugierde.

    Inhalt:
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    Samuel Meffire ist nach seinem Vater benannt. Dieser stammte aus Kamerun und wurde unter den Versprechen einer guten Ausbildung und Arbeit in den 1960er-Jahren in die ehemalige DDR nach Sachsen gelockt, wo er seine zukünftige Frau, Samuels Mutter kennenlernte. Sie heirateten und bekamen 2 Kinder. Doch Samuel hat seinen Vater nie kennenlernen dürfen, denn er wurde kurz vor seiner Geburt ermordet. Durch den Schock der Mutter und die sonstigen Umstände verläuft seine Kindheit und Jugend nicht sehr gut. Er verkriecht sich im Sport und in Büchern und Halt gibt ihm auch sein Glaube an Gott. Eigentlich möchte er nur Gutes bewirken, aber die Gewalt um ihn herum und die Ohnmacht, die er teilweise verspürt, dagegen vorzugehen, führen ihn von der Polizei weg und auf den falschen Weg. Doch er lässt sich nicht unterkriegen.

    Mein Eindruck:
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    "Das Schreiben ist mein Sprechen, das bin einfach ich. Wie der Schreiner Teil des Tisches ist. Und der Metzger Teil vom Schnitzel. Wir sind, was wir tun. Wir tun, was wir gut können."
    (S. 259)

    Mich hat das Buch von Anfang an in seinen Bann gezogen. Der Einstieg beginnt damit, dass die jüngste Tochter des Autors auf Kartons mit alten Fotos stößt und ihren Vater drängt, ihr über die abgebildeten Personen etwas zu erzählen. So beginnt er von vorne, angefangen von der Kindheit seiner Eltern und wie es zu
    deren Kennenlernen kam. Nach und nach wird daraus die ganze Geschichte unterbrochen von kleinen Passagen in der Gegenwart, in der der Autor Rückfragen seiner Kinder beantwortet oder in eigene Gedankenwelten abdriftet.
    Der erste Eindruck hat mich getäuscht, bei dem Cover hätte ich nie eine so packende Biografie erwartet. Man merkt, dass Herr Meffire sehr viele Romane, auch aus dem Fantasybereich gelesen hat. Bei einer Lesung hätte ich an seinen Lippen gehangen, so hing mein Blick an jeder Zeile. Obwohl seine Vergangenheit sehr gewaltbeherrscht war und es einige unschöne Szenen gibt, so liest es sich nur halb so schrecklich, da die Beschreibungen stellenweise schon poetisch und abstrahierend sind. Seine Mutter ist beispielsweise die "dunkle Königin", die Rechtsradikalen bezeichnet er als "Vampire" und manchmal hat er es im Verbrechermilieu auch mit Orks zu tun. Bei seinen Schilderungen blitzt immer wieder schwarzer Humor und auch Sarkasmus durch. Trotz der schlimmen Tatsachen musste ich des Öfteren schmunzeln, v. a. wenn er mal wieder Kritik an unserer Gesellschaft und dem politischen System übt. Auch schreibt er in seiner Freizeit kleine Gedichte, die er an passende Stellen in die Biografie eingewoben hat.
    In seinem Leben hat er so viele Jobs, dass man auch tiefe Einblicke in unterschiedliche Milieus erhält: Türsteher bei einem Nachtklub, Sozialarbeiter bei rechtsradikalen (!) Jugendlichen, Polizeiarbeit und natürlich auch als Sporttrainer.
    Ich war gefesselt von seinem Leben und staunte, wie ein Mensch so viel Schlechtes durchmachen kann und dennoch immer wieder aufsteht und seine Energie darauf verwendet, anderen zu helfen und etwas Positives draus zu machen. Ja, es gibt auch dunkle und erschreckende Phasen, aber positiv finde ich, dass der Autor diese Passagen seines Lebens bereut und aufgearbeitet hat. Ich habe sehr viel Respekt vor Herrn Meffire bekommen und wünsche ihm, dass er mit seiner Familie nun in Glück und Frieden leben kann.

    Fazit:
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    Fesselnd, knallhart ehrlich mit einer Prise Poesie und Humor - eine Biografie, die berührt und Mut macht

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  1. Eine ganz besondere Geschichte!

    Klappentext:

    „Die unglaubliche, aber wahre Geschichte eines Aufstiegs und Falls – und einer schwierigen Wiederauferstehung

    Samuel Meffire wuchs als Afrodeutscher in der DDR auf und wurde allen Widrigkeiten zum Trotz der erste Schwarze Polizist Ostdeutschlands. In seinem Buch gewährt er einen intimen Einblick in seine Gefühlswelt, schonungslos offen, unterhaltsam und witzig. Er berichtet packend von seiner Tour de Force über mehrere Kontinente und erzählt im Rückblick auf sein bisheriges Leben zugleich einen oft übersehenen Teil deutsch-deutscher Geschichte.“

    Die Geschichte von Samuel Meffire ging mir tief unter die Haut. Ich hin selbst ein Kind der DDR und weiß nur noch zu gut als Kinder mit anderer Hautfarbe im Kindergarten oder in der Schule sich dazu gesellten. Was aus Jedem aber dann später geworden ist, dafür war dann jeder selbst für sich verantwortlich.

    Meffire erzählt uns hier seine ganz persönliche Geschichte die mehr als viele Höhen aber um so größere Tiefen hatte. Dies alles zu beurteilen steht uns Leser überhaupt nicht zu - wir sind hier stille „Zuhörer“ einer Lebensgeschichte die klar aufzeigt: man kommt irgendwie aus allen Tälern wieder raus aber man kann auch schnell wieder hineinfallen. Meffire hat bislang viel erlebt in seinem Leben und musste bereits früh schon sehr heftige Schicksalsschläge ertragen. Das prägt und was auch noch prägt ist seine Hautfarbe - da kann komme was wolle. Rassismus in jeder Art und Weise schwelt immer wieder mal mehr mal weniger auf und zeigt, man kann auch daran zerbrechen. Meffire befasst sich aber nicht nur damit, es geht auch um die geschichtlichen Geschehnisse wie eben Gastarbeiter in der DDR, die Entwicklung von Kindern die in einem geteilten Deutschland aufgewachsen sind und die Vereinigung dieser bewusst miterlebt haben und es geht auch um seine Mutter. Viele Parts werden hier hart und deutlich beschrieben, bei anderen wird der Autor philosophisch und sehr nachdenklich. Seine Geschichte ist eine ganz besondere und jeder Leser wird sie für sich anders aufnehmen. Ich finde es sehr stark das Meffire hier so offen mit seinen Problemen umgeht aber auch aufzeigt, man kann sie bezwingen. Ist das Buch ein Mut-mach-Buch oder eben eine reine Biografie? Es ist viel mehr als das aber lesen Sie selbst!

    5 Sterne mit Leseempfehlung!

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