Hintergrund für Liebe

Rezensionen zu "Hintergrund für Liebe"

  1. Ich und Du

    Eine junge Frau, ein wesentlich älterer Mann. Es ist Sommer und sie reisen mit dem Auto von Deutschland nach Frankreich. Es geht gegen Ende der 1920er Jahre. Europa verdunkelt sich langsam, doch die Sonne in Südfrankreich scheint noch sehr hell für die Liebenden.
    „Es ist wunderschön«, sage ich. Noch nicht wahr.“

    Der Mann ist ein Charmeur, einer der das Leben kennt und genießt. Auch mit anderen Frauen. Bald erkennt seine Begleiterin eine große Langeweile hinter der Fassade des Weltmännischen. Sie schreibet einen Abschiedsbrief, verlässt ihn und mietet sich ein kleines Häuschen im Schilf bei Saint Tropez. Sie beginnt sich selbst zu genügen, lernt neuen Menschen kennen. Bis sie wieder auf ihn trifft, den sie verlassen hat. Die Vorzeichen haben sich geändert, sie kann ihm auf Augenhöhe begegnen und fordert ihre Bedingungen ein.

    „Hintergrund für Liebe“ ist eine stark autobiografisch gefärbte Erzählung aus dem Nachlass der Verlegerin Helen Wolff, verfasst 1932/33. Helen Wolff brachte über den Verlag, den sie mit ihre Mann Kurt Wolff gegründet hat, den Amerikanern deutschsprachige Schriftsteller wie Günter Grass, Uwe Johnson oder Max Frisch nahe. Ihr eigenes literarisches Werk hielt sie unter Verschluss. Ihre Aufforderung „At my death, burn or throw away unread!“ wurde glücklicherweise ignoriert. Das Nachwort von Marion Detjen, einer Großnichte von Helen Wolff, erhellt den biografischen Hintergrund.

    Es ist eine sehr intensive und intime Geschichte über Liebe und Unabhängigkeit. Der Mann in der Erzählung wird von der Ich-Erzählerin konsequent nur als „Du“ bezeichnet, beide Figuren bleiben namenlos, weisen starke Parallelen zu Helen und Kurt Wolff auf.

    So wie in diesem fast ewig dauerndem Sommer im Garten und Weinberg alles üppig heranwächst, reift die junge Frau zur Eigenständigkeit. Sie legt alte Muster ab. So einfach wie nebenbei trägt sie plötzlich Hosen statt Kleid.

    „Landschaft, hat einmal eine gesagt – es war eine sehr reizende Frau –ist doch nur Hintergrund für Liebe.“

    Die „Landschaft“ dieser Liebe, das Lebensmodells, das der Mann der Frau bieten will, verändert sich, indem sie den Hintergrund austauscht.

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