High-Rise

Zum Inhalt:

Es wird ein gigantischer Wohnblock gebaut, der an Komfort und Luxus nicht zu überbieten ist. Schnell füllen sich die Appartements und Suiten. Aber nach einem freudigen Auftakt beginnen die ersten technischen Schwierigkeiten. Fahrstühle fallen aus, das Stromnetz bricht teilweise zusammen, die Müllentsorgung wird zum Problem, etc. Mit den technischen Ausfällen zerbricht auch die Einheit der Bewohner, die es dann insgeheim wohl doch nie gegeben hat. Ein Beispiel dafür ist der Neid über die Parkplätze (wer oben wohnt und am meisten zahlt, darf direkt am Block parken - die anderen haben einen mitunter meilenweiten Weg vor sich) , der zur Sachbeschädigung, zur Rache des "kleinen Mannes" führt- insgesamt bildet sich eine 3 Klassen-Gesellschaft heraus. Während sich die Ärmsten in den unteren Etagen verbarrikadieren und die Reichen abgehoben in den obersten Ebenen der Wirklichkeit mit Drogen, Sex und Alkohol entfliehen, will die Mittelklasse ihr Leben so wie es ist beibehalten. Dabei muss man sich die von unten Nachdrängenden vom Leib halten, während man selber mit der Zeit immer mehr in das Gebiet der Oberschicht vordrängt um Ressourcen für das Überleben zu sichern.

Während das Leben in dem ersten Block also zerfällt, wird der nächste Block bereits gebaut und auch bezogen. Und während im ersten Block endgültig die Lichter ausgehen, hört man die fröhliche Einweihungsparty auf dem anderen Block.

Das Buch ist packend. Man folgt dem jungen Dr. Laing , der in der Mittelschicht angesiedelt ist, auf seinem Weg durch den Block. Er ist derjenige, der uns als Beobachter an die Abgründe des menschlichen Seins führt.

Der Film ist verstörend. Der Regisseur hat eine Collage geschaffen, in denen man die Szenen aus dem Buch wiedererkennt - so gesehen ist es sehr nah an der ursprünglichen Erzählung.
Was mir bei diesem Projekt besonders gefällt, ist die Atmosphäre. Das Ganze wirkt wie aus dem England der 70ger Jahre entlehnt. Dazu kommt die Choreographie der Gewalt, die mit der passenden Musik unterlegt, das Gefühl des Buches in Bildern zusammenfasst. Da braucht es mithin nicht viele Worte, alles zielt auf das "show, don't tell"-Prinzip ab.
"High -Rise" ist kein Popcorn-Kino. Es ist eine verstörende Dystopie, die zeigt, wie aus dem heutigen Menschen, der von Technik umgeben und teilweise abhängig ist, ein Tier wird, wenn alles um ihn herum zerfällt. Das kleine, egoistische Dasein reduziert sich wieder auf Jagd, Dominanz und nacktes Überleben.

Sind wir davor gefeit? Ich weiß es nicht. Ich möchte aber auf keinen Fall meine Hand dafür ins Feuer legen.

... meine ganz persönlichen 2 Cents zum Abschluss:

Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen und es hat mich nicht mehr losgelassen. Auch heute erinnere ich mich an ganze Szenen, ohne nachschlagen zu müssen. Dieses Buch war mir selber Inspiration zu der Kurzgeschichte "Jiddhais Nachbarn" in dem Sammelband "HUMANOID- SF Geschichten".

Aus dieser inneren Verbundenheit kann ich nur sagen: Lest dieses Buch! Es ist wichtig. Es soll uns mahnen, menschlich zu bleiben, auch wenn alles um uns herum zerfällt.