Herzfaden: Roman der Augsburger Puppenkiste

Inhaltsangabe zu "Herzfaden: Roman der Augsburger Puppenkiste"
Ein zwölfjähriges Mädchen gerät nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste durch eine verborgene Tür auf einen märchenhaften Dachboden, auf dem viele Freunde warten: die Prinzessin Li Si, Kater Mikesch, Lukas, der Lokomotivführer. Vor allem aber die Frau, die all diese Marionetten geschnitzt hat und nun ihre Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte eines einmaligen Theaters und der Familie, die es gegründet und berühmt gemacht hat. Sie beginnt im 2. Weltkrieg, als Walter Oehmichen, ein Schauspieler des Augsburger Stadttheaters, in der Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt und für die eigene Familie ein Marionettentheater baut. In der Bombennacht 1944 verbrennt es zu Schutt und Asche. »Herzfaden« erzählt von der Kraft der Fantasie in dunkler Zeit und von der Wiedergeburt dieses Theaters. Nach dem Krieg gibt Walters Tochter Hatü in der Augsburger Puppenkiste Waisenkindern wie dem Urmel und kleinen Helden wie Kalle Wirsch ein Gesicht. Generationen von Kindern sind mit ihren Marionetten aufgewachsen. Die Augsburger Puppenkiste gehört zur DNA dieses Landes, seit in der ersten TV-Ser

Ein hinreißender Roman über die Macht der Phanatsie
Seien wir doch mal ehrlich. Wem von uns, die wir in den frühen siebziger Jahren gebannt vor den Sendungen der Augsburge Puppenkiste, seien es Jim Knopf oder wie mein damaliger Favorit Don Blech, gesessen haben, hat es gestört, dass es sich bei den Akteuren um Holzpuppen handelte. Sie nahmen uns mit in die Welt der Phantasie und Abenteuer, und das völlig zu recht. Neben den Weihnachtsvierteilern im ZDF gehörten die Aufführungen der Augsburger Puppenkiste zu den Highlights des (zum Teil sogar noch schwarz-weißen) Fernsehjahres.
Genau in diese Welt entführt uns Thomas Hettche mit "Herzfaden. Roman der Augsburger Puppenkiste"zurück. Es ist schon viel Gutes über diesen Roman geschrieben worden, so dass ich mich hier nur auf ein paar lose Gedankenfäden konzentrieren möchte. Die Handlung spielt auf zwei Ebenen. Ein (zu früh) erwachsen gewordenens Kind verirrt sich auf dem Dachboden des Theaters der Augsburger Puppenkiste. Dort begegnen ihm zahlreiche alte Bekannte (die Marionetten früherer Aufführungen, vor allem aber mit Hannelore Oemichen, genannt Hatü; eines der Gründungsmitglieder des Ensembles. Diese erzählt dann im zweiten Handlungsstrang die Ursprünge des Marionettentheaters. Noch im Zweiten Weltkrieg begann ihr Vater Walter damit, die Menschen mit Märchen, die von den Marionetten vorgeführt wurden, die Menschen aus der harten Realität des Alltags zu entführen, was nach Rückschlägen (so der Verlust des ersten Puppenkastens bei einem Bombenangriff) auch in der unmittelbaren Nachkriegszeit von Nöten war. Erzählt wird die Geschichte bis in die frühen sechziger Jahre, als die Verträge mit den diversen Fernsehsendern, insbesondere dem HR, der Augsburger Puppenkiste zum bundesweiten Durchbruch verhalfen. Insofern ist der Roman ein Plädoyer für die Macht der Phantsie und die Notwendigkeit, sich die kindliche Naivität und Unbefangenheit zu bewahren.
Leider wurde mein Lesegnuss deutlich dadurch getrübt, dass am Weihnachtsmorgen der Herzfaden meines Hundes zeriss, aber dafür kann der Roman nichts.
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