Herbstfrühling

Buchseite und Rezensionen zu 'Herbstfrühling' von Angelika Godau
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Herbstfrühling"

Format:Taschenbuch
Seiten:290
Verlag:
EAN:9783000700941

Rezensionen zu "Herbstfrühling"

  1. wenn sich Oma verliebt

    Inge Berger hat in ihrem Leben schon sehr viel erlebt und durchgestanden. Nun lebt sie mit ihren 77 Jahren in einer Seniorenresidenz. Eigentlich geht es ihr ganz gut, hin und wieder zwackt das Herz, manchmal plagt sie die Arthrose. Doch am meisten leidet sie unter der Einsamkeit. Die erwachsenen Kinder sind mit sich selbst beschäftigt, die Enkel haben ganz andere Interessen. Aufgrund der Pandemiebeschränkungen ist es auch nicht ganz einfach mit Besuchen. Dann lernt sie den ehrenamtlichen Helfer Jonathan Brinkmann kennen und von da an ändert sich so einiges…
    Sarah Hellweg, Inges Tochter, hat es auch nicht gerade leicht. Ihr Mann Axel hat sich eine junge Geliebte gesucht. Sie muss mit dem Verlassenwerden zurechtkommen und die pubertierende Tochter Lara ist auch eine gehörige Aufgabe. Doch was bei ihrer Mutter gerade abläuft, dafür hat Sarah gar kein Verständnis.
    Die vierzehnjährige Lara kämpft mit Mathe und Mutter, ist zum ersten Mal so richtig verknallt. Aus der zunächst lästigen Verpflichtung, sich mit der Oma zu unterhalten, entsteht eine generationenübergreifende Verbindung voll Herz und Witz.
    „Herbstfrühling“ ist ein unterhaltsamer, aber auch berührender Roman der deutschen Autorin Angelika Godau. Nah am Leben kann sich die Leserin in alle drei Protagonistinnen einfühlen. Ganz aktuell nimmt die Autorin auch Bezug zur alles beherrschenden Corona Pandemie, zeigt wie vor allem ältere Menschen, die im Gegenteil zur digitalen Generation nicht auf soziale Medien zurückgreifen können, unter der Isolation zu leiden haben.
    „Alter macht nicht weise, nur einsam, hat sie mal irgendwo gelesen.“
    Gerade die Passagen rund um Oma Inge, wenn sie aus ihrem Leben erzählt, aber auch ihre ungewöhnlich emanzipierten Ansichten habe ich sehr gerne gelesen. Sehr charmant beginnt Inges Veränderung als der zehn Jahre jüngere Jonathan in ihr Leben tritt.
    Liebe im Alter? Geht das? Sarah hat offensichtlich so ihre Probleme damit, übersieht, dass ihre Mutter auch heute noch selbstbestimmt leben will. Ihren Hang alles kontrollieren zu wollen bekommt auch Lara oft genug zu spüren. Vieles an Sarahs Verhalten wird mit der Zeit nachvollziehbarer, hier wartet die Autorin zum Schluss noch mit einer Überraschung auf.
    An Laras rotzfreche Sprache konnte ich mich nur schwer gewöhnen. Klar ist, dass das Mädchen mit ihrem Verhalten oft nur die eigene Unsicherheit kompensiert. Aber für Jugendsprech extrem bin ich wahrscheinlich zu alt.
    „Respekt ist schließlich keine Einbahnstraße.“
    Angelika Godau hat mich mit ihrem Buch zum Schmunzeln und Nachdenken gebracht, eine schöne Erklärung zur Selbstbestimmung und Familie. Das offene Ende gefällt mir, schließlich wissen wir auch im echten Leben nicht immer was noch kommen mag.

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