HELIX - Sie werden uns ersetzen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'HELIX - Sie werden uns ersetzen: Roman' von Marc Elsberg
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "HELIX - Sie werden uns ersetzen: Roman"

Haben Sie die Gene zum Überleben?


Der US-Außenminister stirbt bei einem Staatsbesuch in München. Während der Obduktion wird auf seinem Herzen ein seltsames Zeichen gefunden – von Bakterien verursacht? In Brasilien, Tansania und Indien entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns Nutzpflanzen und –tiere, die es eigentlich nicht geben kann. Zur gleichen Zeit wenden sich Helen und Greg, ein Paar Ende dreißig, die auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen können, an eine Kinderwunschklinik in Kalifornien. Der Arzt macht ihnen Hoffnung, erklärt sogar, er könne die genetischen Anlagen ihres Kindes deutlich verbessern. Er erzählt ihnen von einem – noch inoffiziellen – privaten Forschungsprogramm, das bereits an die hundert solcher »sonderbegabter« Kinder hervorgebracht hat, und natürlich wollen Helen und Greg ihrem Kind die besten Voraussetzungen mitgeben, oder? Doch dann verschwindet eines dieser Kinder, und alles deutet auf einen Zusammenhang mit sonderbaren Ereignissen hin – nicht nur in München, sondern überall auf der Welt …


Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:649
EAN:

Rezensionen zu "HELIX - Sie werden uns ersetzen: Roman"

  1. Wissenschaft oder Verbrechen?

    Marc Elsberg, dessen Romane GIER und BLACK OUT ich in diesem Jahr hier besprochen hatte, geht an ein ähnliches Problem gänzlich anderes heran, mit HELIX – Sie werden uns ersetzen, wird Intelligenz mittels Genmanipulation beeinflusst.

    In München stirbt der US-Außenminister unerwartet und die Todesursache wird nicht sofort klar. Gleichzeitig werden in verschiedenen Ländern Tiere und Nutzpflanzen entdeckt, die man in dieser Qualität bisher nicht kannte. Markantes Beispiel dafür ist die Superernte von Mais eines Bauern in Tansania, inmitten halbverdorrter Felder seiner Nachbarn.
    In Kalifornien wie anderswo auf der Welt existiert eine Kinderwunschklinik. An diese wenden sich Helen und Greg. Doch neben dem Standartprozedere schlägt ihnen der behandelnde Arzt ein paar „Verbesserungen“ vor. Das Paar wird eingeladen, sich das erwähnte Forschungsprogramm in NEW GARDEN persönlich anzusehen. Wo sich NEW GARDEN befindet, bleibt dabei erst einmal geheim. Die beiden willigen ein und was sie und andere potentielle Eltern dann entdecken werden, ist verblüffend und erschreckend zu gleich: Die Eltern können sich aussuchen, ob sie ein hyperintelligentes, ein sportlich hochbegabtes, ein körperlich überlegenes oder ein besonders hübsches Kind haben wollen. Oder einen Mix daraus...

    So wie Jill und Egine. Jill studiert mit 10 Jahren am MIT und sieht aus wie ein Teenager, Eugine ist ein Kind aber nicht weniger intelligent. Da sich verschiedene Organisationen wegen der Nutzpflanzen zum Beispiel Gedanken machen und Informationen ja nich völlig geheim bleiben, besucht zufällig die US-Präsidentin zum selben Zeitpunkt wie die zukünftigen Elternpaare das Objekt. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf.

    Auf eine gewisse Art und Weise stellen McIwan und Elsberg ähnliche Fragen: Wie weit geht die Menschheit einmal in den technischen Forschungen und zum anderen in den naturwissenschaftlichen. Während bei McIwan die technische, die künstliche Intelligenz das Thema bildet, ist es bei Elsberg der direkte Eingriff in die genetische Struktur des Menschen selbst. Ob nun Intelligenz künstlich geschaffen oder manipuliert wird, gleichermaßen wirft dies philosophische und gesellschaftliche Fragen auf.
    Während der Zweck bei den genmanipulierten Tieren und Pflanzen auf der Hand liegt (Krankheiten, schnelle Ernten, Ernährung der Weltbevölkerung) und vor allem die noch Folgen unbekannt bzw. unabsehbar sind, ist es mehr als fraglich, ob die Manipulation der genetischen Struktur einer Eizelle oder des Samens zur Beeinflussung bestimmter menschlicher körperlicher und charakteristischer Merkmale denkbar und machbar sind, oder ob hier insbesondere unmenschliche bzw. auch verbrecherische Ziele vorherrschen. Doch fängt man einmal damit an, dann kommen vielleicht wirklich irgendwelche UNIVERSAL SOLDIERS dabei raus. Oder eine arische Elite.
    Im Spiegel war letzte Woche zu lesen, dass Wissenschaftler sogenannte Chimären erschaffen. Das ist zum Teil völlig übliche Laborarbeit. „In einem ... Fall wuchsen menschliche Gliazellen im Gehirn neugeborener Mäuse heran. Die entstandenen Chimären besaßen ein auffällig gesteigertes Gedächtnis.“
    Der japanische Wissenschaftler Nakauchi will einmal Schweine mit menschlichen Bauspeicheldrüsen züchten, um Insulin für die vielen Diabetes-Kranken zu gewinnen. Die Grundlage wird beim Embryo in einem sehr frühen Entwicklungsstadium gelegt, damit „der Schweinekörper und sein menschliches Organ zu einem gemeinsamen, harmonisch miteinander verbundenen Organismus heranwachsen.“

    In unserer Geschichte greifen die Wissenschaftler über Viren die zu manipulierenden Gene an und dem Laien wird beim ersten schlecht, beim zweiten bekommt man es mit der Angst zu tun.
    Wir sehen, Marc Elsbergs Geschichte erscheint wieder erschreckend aktuelle zu sein. Wer weiß, was in irgendwelchen Laboren auf der Welt so passiert?
    Eine weitere Frage ist: Jill und Eugine sind Kinder. Wie gehen wir mit Kindern um, wenn diese uns überlegen sind?

    Bei solchen Büchern scheint es mir inzwischen besser, die Printversion zu lesen. GIER und BLACK OUT habe ich gelesen, dieses hier nun gehört. Während die erste Hälfte durchgehend spannend und unterhaltend war, flachte die Geschichte dann etwas ab. Zudem erschien sie mir etwas vorhersehbar, wann auch folgerichtig.
    Die Art, wie Elsberg schreibt, ist insgesamt locker und sehr ansprechend. Er hat den Anspruch „auf spannende und emotionale Weise von den Herausforderungen, vor die technische Entwicklungen unsere Gesellschaft und jede/n Einzelne/n stellen, und den daraus resultierenden notwendigen Diskussionen [zu erzählen].
    So gesehen bezeichnet er in einem Verlagsinterview den Roman als Gesellschafts- oder Debattenthriller und eben nicht als Katastrophenthriller.
    Kümmern wir uns demnächst um ZERO, das als Hörbuch schon gespeichert ist. Wir werden sehen, ob auch hier das Lesen die bessere Alternative gewesen wäre.

    © Bücherjunge

    Teilen
  1. 4
    03. Dez 2016 

    Moderne Jugend

    Während eines Staatsbesuchs in München verstirbt der amerikanische Außenminister überraschend. Fieberhaft wird nach der Todesursache geforscht. Gleichzeitig werden in verschiedenen Teilen der Welt vermutlich genmanipulierte Pflanzen und Tiere entdeckt, die es nach dem derzeitigen Stand der Technik nicht geben dürfte. Auch hier machen sich Organisationen auf, nach der Ursache zu forschen. In Amerika versucht derweil ein kinderloses Ehepaar, sich den sehnlichen Wunsch nach einem Kind zu erfüllen. Zu allem Überfluss verschwindet ein eigentlich gut bewachtes junges Mädchen vom Campus in Boston. Scheinbar zufällig finden diese Ereignisse beinahe gleichzeitig statt, jedes für sich genommen könnte durchaus relativ harmlos sein.

    Fast gegen ihren Willen wird Jessica Roberts aus dem Stab des verstorbenen Ministers zum Mittelpunkt der Nachforschungen. Bei der Obduktion des Verstorben wurde unheimliche Veränderungen entdeckt, die sich nur durch einen genveränderten Virus erklären lassen. Und damit ist der erste Zusammenhang mit der Genforschung hergestellt. Doch wer könnte das Wissen besitzen, um die komplizierten Bausteine des Lebens neu zusammenzusetzen. Jessica, die sich nach der Reise eigentlich wieder ihrer Familie widmen möchte, wird durch ihre neue Aufgabe sehr gefordert. Zwangsläufig leidet ihr Familienleben darunter. Dennoch ist der Auftrag so groß, dass sie ihn unmöglich ablehnen kann.

    An Schauplätze über die ganze Welt verteilt führt dieser spannende Wissenschaftsthriller. Die Möglichkeiten der Genmanipulation und wie weit sie gehen darf sind hier das große Thema. Mit Hilfe einer fesselnden Story wirft Marc Elsberg verschiedene Fragen auf, die nicht so einfach zu beantworten sind. Denn, was ist, wenn die Manipulation besser ist als die Natur? Dürfen so durchgreifende Veränderungen vorgenommen werden? Was kann zum Wohle der Menschheit zum Beispiel, um den Hunger zu stillen, durchgeführt werden? Oder könnte selbst das vermeintlich Gute später so schlimme Folgen haben, dass man sich wünschte, man hätte die Büchse der Pandora nie geöffnet? Wer entscheidet überhaupt, was besser ist? Natürlich kann auch der packendste Roman solche Fragen nicht beantworten. Nachdenklich macht es dennoch, denn auch der schlaueste oder gewiefteste Mensch kann nicht alle Folgen überblicken und alle Reaktionen vorhersehen. Und wird nur die Hoffnung auf die Vernunft bleiben können, nach der vielleicht nicht allem experimentiert werden sollte, was möglich scheint. Werden sie uns also tatsächlich ersetzen?

    Teilen