Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt

Buchseite und Rezensionen zu 'Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt' von Haruki Murakami
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt"

Mit kühner Fantastik und Fabulierkunst verbindet Japans größter zeitgenössischer Romancier in seinem frühen und seit langem im Deutschen vergriffenen Roman zwei Welten, von denen die eine Hard-boiled Wonderland und die andere Das Ende der Welt heißt: „Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" erzählt im Wechsel der Kapitel und der Zeiten von zwei parallelen und wundersamen Reisen.

In einem futuristisch brutalen Tokyo der fernen Gegenwart, tobt ein Datenkrieg zwischen dem „System" der Kalkulatoren und einer Datenmafia, der „Fabrik" der Semioten. Ein genialer und greiser Professor hat durch ein sicheres Codierverfahren im Unterbewusstsein allen Datendiebstahl unmöglich gemacht. Der Held und Ich-Erzähler in „Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" überlebt die Bearbeitung seines Gehirns, aber nach einem Überfall auf das unterirdische Geheimlabor des Professors ist der implantierte „Psychokern" wie eine Bombe im Hirn nicht mehr beherrschbar.

„Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" ist ein faszinierendes Leseabenteuer, rasant konstruiert zwischen den beiden Welten – einer realen an der Schwelle des Todes und einer anderen, zeitlos und zugleich seelenlos.

Format:Taschenbuch
Seiten:512
Verlag: btb TB
EAN:9783442736270

Rezensionen zu "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt"

  1. 5
    29. Nov 2014 

    Von Datenkriegen und Einhörnern - abgedreht und großartig...

    Tokyo, ferne Gegenwart: Zwischen Wirklichkeit und virtueller Realität.
    Datendiebstahl ist an der Tagesordnung: Einem genialen greisen
    Wissenschaftler ist es gelungen, bei einer Gruppe professioneller
    Datenfälscher eine Gehirnwäsche durchzuführen. Er entnimmt ihnen
    Informationen, die er in Gehirne von unwissenden Versuchspersonen
    einspeist. Der 35-jährige Held und Ich-Erzähler ist der Einzige, der die
    Prozedur überlebt. Fortan versucht er, die dunklen Machenschaften des
    Professors mit allen Mitteln zu durchkreuzen...

    Haruki Murakami - dieser Name geistert schon länger als Geheimtipp durch die Welt der Literatur. Gleichzeitig verstand ich nicht viel von dem, was aus den Rezensionen zu seinen Büchern herauszulesen war, es klang alles reichlich verwirrend.
    Nun habe ich also auch mein erstes Buch von Murakami gelesen und ahne, dass auch meine Rezension nicht zur Klarheit beitragen wird. Nur so viel vorweg: ich fand es wundervoll, abgedreht, großartig, spannend, poetisch, hinterfragend, strotzend vor Phantasie, mitreißend, in den Bann ziehend, überaus originell, skurril und vollkommen faszinierend. Selten, dass ich einem Buch solche Attribute zukommen lasse...

    Die Handlung findet in diesem Buch auf zwei Ebenen statt; die Kapitel spielen jeweils abwechselnd in diesen beiden Welten.
    Die eine, Hard-boiled Wonderland, befindet sich im Tokyo der fernen Gegenwart. Der 35jährige Ich-Erzähler, ein Kalkulator, gerät in Schwierigkeiten, nachdem er für einen brillianten Professor in einem streng geheimen Projekt Daten "geshuffelt" hat - (zur Erläuterung dieses Begriffes lese man das Buch). Verfeindete Organisationen versuchen, an die kostbaren Daten heranzukommen, und damit beginnt eine atemberaubende Verfolgungsjagd.
    Die andere Ebene heißt "Das Ende der Welt", und die Unterschiede zu "Hard-boiled Wonderland" könnten kaum größer sein. Diese Welt besteht im Grunde aus einer Stadt, die von einer hohen Mauer umgeben ist und die niemand verlassen kann. Das beschauliche und sorgenfreie Leben dort hat allerdings ihren Preis: Die Menschen verlieren mit der Zeit ihre Seele. Der namenlose Protagonist dieser Ebene nimmt dort die Arbeit des "Traumlesers" auf, ohne zunächst zu wissen, was diese Tätigkeit bedeutet.

    Mehr zum Inhalt zu erzählen würde m.E. bedeuten, zu viel vom Geschehen zu verraten. Andererseits lässt sich das Geschehen auch nicht in ein paar Sätze komprimieren.
    Es ist ein Buch, das anders ist als alles, was ich bislang gelesen habe. Ein Buch, das auch auf gar keinen Fall in irgendeine Schublade passt. Thriller, Drama, Poesie? Science Fiction, Utopie, Fantasy? Ja, von allem etwas - und noch viel mehr...

    Von der ersten Seite an zieht das Buch den Leser in seinen Bann. Die Utopie der Geschichte nimmt dabei an keiner Stelle überhand. Murakami hält den Leser in der Realität, indem er bekannte Namen und Orte als Stilmittel zur Bodenhaftung anwendet, obwohl er eine Phantasiewelt beschreibt.
    Der Roman entwickelt eine spannende, mystische Atmosphäre. Zwei scheinbar zusammenhanglose Geschichten werden zu einer tiefgründigen Geschichte verwoben, wobei immer wieder auch philosophisch-ethische Fragestellungen einfließen, ohne dabei dominant in den Vordergrund gerückt zu werden. Und alles ist eingebettet in die teilweise sehr poetische und dichte Sprache des Schriftstellers.

    Es lohnt sich in jedem Fall, in die fremden Welten des Haruki Murakami einzutauchen und wie Alice im Wunderland mit offenen Augen auf Entdeckungsreise zu gehen.
    Ein Erlebnis, das ich jedem wirklich ans Herz legen kann!

    Und für mich werden ganz sicher noch weitere Bücher dieses Autors folgen...

    © Parden

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