Hannas Töchter: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Hannas Töchter: Roman' von Marianne Fredriksson
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Hannas Töchter: Roman"

Als Anna ihre fast 90jährige Mutter Johanna im Pflegeheim besucht, ist diese nicht mehr ansprechbar. Anna ist zugleich traurig und wütend. So viele Fragen möchte sie noch stellen, so vieles möchte sie noch wissen über das Leben ihrer Mutter Johanna und ihrer Großmutter Hanna. Wie ist es gewesen vor fast hundert Jahren auf dem Land, als Hanna mit ihrem unehelichen Sohn Ragnar den Müller Broman heiratete? Wieso konnte sie sich später nie an das Leben in der Großstadt Göteborg gewöhnen? Wie hat sich ihre Mutter gefühlt, als der Vater starb, und warum hat sie niemals rebelliert gegen ihr tristes Hausfrauendasein? Jetzt ist es zu spät, all diese Fragen zu stellen. Anna - Tochter und Enkelin - begibt sich allein auf die Reise durch das Leben ihrer Mutter und Großmutter und findet mit Hilfe ihrer Aufzeichnungen Zugang zum Leben ihrer Vorfahren und vor allem zu sich selbst. Marianne Fredriksson hat ein spannendes Buch über die Liebe geschrieben, in dem sie die drei einprägsamen Lebenslinien von Anna, Hanna und Johanna durch hundert Jahre schwedische Geschichte nachzeichnet.

Format:Broschiert
Seiten:384
EAN:9783596144860

Rezensionen zu "Hannas Töchter: Roman"

  1. 5
    07. Jun 2017 

    Liebevolle und spannende Familiengeschichte

    Das Thema des Romans ist schnell erzählt: Die Lebensgeschichte dreier Frauen einer Familie in Schweden aus aufeinanderfolgenden Generationen, Großmutter, Mutter, Tochter. Daneben wird der Leserin und dem Leser in beeindruckender Art und Weise die Entwicklung der schwedischen Gesellschaft über zwei Jahrhunderte vor Augen geführt.
    Beeindruckend finde ich wie es der Autorin gelingt, jeder ihrer Protagonistinnen eine eigene Sprache zu geben, die nicht nur die Zeit, sondern ebenso die Lebensverhältnisse widerspiegelt. Am Auffälligsten tritt dies gewiss bei Hanna zutage.
    Hanna, die Großmutter, geb. 1871, ist sicherlich die Ungebildetste der drei. Mit 12 vergewaltigt, schwanger und dadurch mit dem Makel als Hure gekennzeichnet, war sie von klein auf gezwungen, hart zu arbeiten um die Existenz ihrer Familie zu sichern. Nicht sie als Mensch war wichtig, sondern nur ihr Bemühen, ihre Arbeit, um ihren Kindern und ihrem Mann ein möglichst gesichertes Dasein zu bieten. Genauso stellt sich auch ihre Sprache dar: Keine Ich-Erzählung (statt dessen ein(e) allmächtige(r) Erzähler(in), schlichte, kurze Sätze, teilweise werden Wort- oder Satzteile einfach verschluckt. Nichts Überflüssiges, nur das Notwendigste. Alles was nicht unmittelbar dem Überleben dient, wird argwöhnisch betrachtet (lesen, musizieren, Zärtlichkeiten...). Es ist erschütternd zu erfahren, unter welch harten und zum Teil brutalen Bedingungen die Menschen zu dieser Zeit (und vermutlich nicht nur in Schweden) um ihre Existenz kämpften.
    Ganz anders bei Johanna, geb. 1902 und Anna, geb. 1937. Beide konnten sich weiter bilden und entsprechend ändert sich auch die Sprache: längere Sätze, reflektierter, bei Johannas Lebensbeschreibung ist sie zudem selbst die Erzählerin. Was vielleicht daran liegt, dass sie mit sich selbst am meisten eins war.
    Durch diese Wahl der unterschiedlichen Sprach-/Schriftweisen kommt man den Hauptfiguren dieses Romans trotz ihrer Unterschiedlichkeit und der Zeitabstände sehr nah. Und erkennt immer wieder, wieviel die einzelnen Personen mit ihren Vorfahren gemeinsam haben, auch wenn sie es nicht immer wahrhaben wollen.
    Ein wunderbares Buch: eine warmherzige, liebevolle Familiengeschichte durch die man nebenbei noch viel über die Entwicklung der schwedischen Gesellschaft erfährt.

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