Hamburg Rain 2084. Die Seuche

Buchseite und Rezensionen zu 'Hamburg Rain 2084. Die Seuche' von Andreas Geist
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Hamburg Rain 2084. Die Seuche"

Eine Stadt im ewigen Regen. Eine Stadt mit hierarchisch gegliederten Ebenen. Eine Welt voller Geheimnisse, Träume und Verbrechen: Hamburg Rain 2084 - Die größte dystopische Science Fiction eBook-Serie des 21. Jahrhunderts von Herausgeber Rainer Wekwerth!

Der Joker, ein brillanter Hacker, dringt in die Hochsicherheitssysteme der Stadt ein und niemand ist vor ihm sicher. Andreas Melzer, Fallanalytiker für Cyberkriminalität bei der Kripo Hamburg, wird von Aron Fuller, dem Vorstand der bedeutendsten Sicherheitsfirma Hamburgs, engagiert, den Joker zur Strecke zu bringen. Die Suche nach dem Joker wird für die beiden zur Reise in die eigene dunkle Vergangenheit, bei der tief verschüttete Erinnerungen ans Tageslicht kommen. In welcher Verbindung stehen die beiden zum Joker? Ein Abgrund tut sich auf, der letztlich ganz Hamburg zu verschlingen droht.

Hamburg Rain - das spannende Future Fiction eSerial in sechs Bänden: V2, Sundown, Rehab, Zerfall, Risse im Fundament, Die Seuche. Alle Bände sind unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge lesbar.

Format:Kindle Edition
Seiten:188
Verlag: Knaur eBook
EAN:

Rezensionen zu "Hamburg Rain 2084. Die Seuche"

  1. Flesh and Machines

    Über die Handlung will ich noch gar nicht so viel verraten, aber meines Erachtens geht es um diese zentralen Themen:

    a) Die Abhängigkeit des modernen Menschen von der Technik und b) kybernetische Systeme.

    Kybernetik bezeichnet die Lehre der (Selbst-)Steuerung und Regelung komplexer Systeme. Dabei kann es sich zum Beispiel um maschinelle oder organische Strukturen handeln: auf der einen Hand Künstliche Intelligenz, auf der anderen parasitäre Bazillenkulturen.

    Es gibt Experten für Robotik und Kybernetik, die davon ausgehen, dass wahre Künstliche Intelligenz sich nicht programmieren lässt, sondern sich erst dann selber entwickeln wird, wenn Computerprogramme die Komplexität des menschlichen Gehirns bzw neuronaler Netze erreicht haben.

    Ich will hier keinen Vortrag über K.I. halten, aber in meinen Augen verknüpft Andreas Geist genau diese Themen zu einer intelligent geschriebenen und spannenden Geschichte! Auch andere Themen fließen ein, wie Religion oder soziale Gerechtigkeit.

    In der Welt von "Hamburg Rain 2084" ist Künstliche Intelligenz allgegenwärtig: wahrscheinlich kann man sich nicht mal mehr eine Zahnbürste kaufen, die NICHT den pH-Wert des Speichels misst und an die Krankenversicherung weiterleitet. Abertausende von Programmen, mit abertausenden von Subroutinen, verbunden in einem gigantischen Netzwerk...

    Hamburg steht an der Schwelle, fast schon mehr monströses Lebewesen als Stadt, und der Mensch ist in dieser in sich abgeschlossenen Welt ein Parasit.

    Unzählige Details machen die Welt und ihre Technik glaubhaft und in sich schlüssig, und ich war
    sehr beeindruckt davon, dass der Autor sich bei der enormen Komplexität der Geschichte nicht in Widersprüche verstrickt! Nur gegen Ende passieren ein paar Dinge, die mir dann doch ein bisschen zu abgehoben vorkamen, aber darauf kann ich hier nicht näher eingehen, ohne schon zu viel zu verraten.

    Im Großen und Ganzen fand ich die Auflösung aber unglaublich interessant - faszinierend und einfach umwerfend originell, und im Nachhinein machen manche Dinge aus den ersten Bänden auf einmal mehr Sinn (wie z.B. die häufige Erwähnung des Nutrisators).

    Beim Lesen muss man einerseits wirklich dranbleiben und mitdenken. andererseits manchmal aber auch Dinge einfach akzeptieren. Sonst raucht einem irgendwann der Schädel... System Overload!

    Obwohl sie sich also nicht immer einfach lesen lässt, hat die Geschichte mir dennoch viel Spaß gemacht. Ich fand sie unterhaltsam, spannend und kein bisschen vorhersehbar, und auch die Charaktere haben mir gut gefallen,

    Der Schreibstil ist kompetent, flüssig und sehr passend für die Geschichte. Der Autor konnte mich damit immer gut abholen und in die Welt des Jahres 2084 entführen.

    Fazit:
    "Die Seuche" ist der letzte Band der ersten Staffel von "Hamburg Rain 2084", und in meinen Augen lässt der Autor es zum fulminanten Abschluss nochmal so richtig krachen! Die Grundidee ist außergewöhnlich und originell, irrsinnig komplex und vielschichtig, dabei aber auch sehr ausgefeilt und sorgfältig durchdacht.

    Meiner Meinung nach ist das keine Science Fiction zum Berieselnlassen, sondern zum Mitdenken - und trotzdem rasant und spannend, mit glaubhaften, authentischen Charakteren.

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  1. 4
    31. Dez 2015 

    Vom kleinen Steinchen zum apokalyptischen Mosaik...

    Hamburg ist im Jahr 2084 im ewigen Regen nach einer Klimakatastrophe zum Moloch mit 22 Millionen Einwohnern herangewachsen. Bauwerke früherer Epochen sind zu einem einzigen Gebäude verschmolzen, das sich über eine gigantische Fläche erstreckt und weit in den Himmel ragt. Wie ein surreales Gebilde aus dem Traum eines Wahnsinnigen reckt es seinen Körper aus Stein, Glas und Stahl in die Wolken und unablässig fließt der Regen an seinen Milliarden Ecken und Kanten herab. Dieser gigantische Koloss ist in Ebenen unterteilt, die weit in die Höhe und tief unter die Oberfläche reichen. Das Leben ist streng hierarchsich organisiert: Je reicher, desto weiter oben; je ärmer, desto weiter unten. Während sich oben im wenigen Sonnenlicht die Reichen und Schönen vergnügen, leben die Armen in Dunkelheit und Müll. Nur die Mittelschicht bildet da mit ihren Träumen von einer besseren Wetl die Ausnahme. Und manchmal geschieht es, dass jemand den zugewiesenenLebensraum verlässt. Mit unvorhersehbaren Folgen. Davon handeln die Storys der dystopischen Science Fiction eBook-Serie 'Hamburg Rain 2084'.

    'Die Seuche' ist der sechste und damit letzte Band der ersten Staffel des spannenden Future Fiction eSerials. Die Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens sind:

    V2
    Sundown
    Rehab
    Zerfall
    Risse im Fundament
    Die Seuche

    Alle Bände sind unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge lesbar.

    * * *

    Andreas Melzers Vergangenheit ist ein Reich dunkler Schatten. Als Fallanalytiker für Cyberkriminalität der Kripo Hamburg geht er neue Wege, um komplexe kybernetische Zusammenhänge essentieller Sicherheitssysteme und ihre Schwachstellen aufzudecken. Aron Fuller ist Vorstand der bedeutendsten Sicherheitsfirma der Stadt. Sein Einfluss reicht in höchste Politikerkreise. Er engagiert Andreas Melzer, um den geisterhaften Joker, einen brillanten Hacker, der in die Hochsicherheitssysteme der Stadt eindringt, zur Strecke zu bringen. Die Suche nach dem Joker wird für Andreas Melzer und Aron Fuller zur Reise in die eigene Vergangenheit. Die drei Männer verbindet eine verlorene Stunde ihres Lebens, in der sich ein Abgrund auftut, der letztlich die ganze Stadt zu verschlingen droht...

    "Wir haben unsere Umwelt so radikal verändert, dass wir uns jetzt selbst ändern mmüssen, um in dieser neuen Umwelt existieren zu können." (Norbert Wiener, 1894-1964, amerikanischer Mathematiker und Begründer der Kybernetik)

    Was für ein verblüffendes Buch. Wechselnde Perspektiven sorgen zunächst für Verwirrung, bis man glaubt, Handlung und Personen allmählich fassen zu können - doch dann dreht der Autor einem eine lange Nase und führt einen in Abgründe hinein, die kaum vorstellbar scheinen, und doch...

    "Alles war vorbestimmt und doch unvorhersehbar, denn die Chaostheorie beherrschte komplexe Systeme mit ihren Viel-Variablen-Problemen. Es gab keine Zufälle. Es war der Flügelschlag eines Insekts, der über Leben und Tod einer Zivilisation entschied (...) Alles folgte einem Plan, der sich über Jahrtausende aus einzelnen Steinchen zu einem apokalyptischen Mosaik zusammenfügte (...) Es hatte begonnen, und niemand würde es aufhalten."

    Einer der Superreichen der obersten Etagen Hamburgs verstirbt, was im Grunde gar nicht möglich ist, weil mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und den immensen Fortschritten der Technik wäre sogar der Tod käuflich. Und doch ist der Mann einer Infektion erlegen, was Andreas Melzer, den Cyberfachmann der Polizei, misstrauisch werden lässt. Dann tauchen plötzlich in den Tiefen des Internets versteckte Botschaften 'der Söhne Adams' auf, die damit drohen alles niederzubrennen und die Welt in eine Wüste zu verwandeln, damit alles von Neuem beginnen kann. Und schließlich taucht die Nachricht auf, dass der Untergang der Stadt begonnen habe.

    Was soll Andreas Melzer davon halten? Das Werk von einigen Spinnern? Eine Sekte? Oder tatsächlich eine Bedrohung ungeahnten Ausmaßes? Als Aron Fuller, Vorstand der bedeutendsten Sicherheitsfirma der Stadt, sich an Melzer wendet, um gemeinsam mit ihm den Joker zu jagen, der diese Nachrichten zu verbreiten scheint, ahnt der Fallanalytiker für Cyberkriminalität, dass es sich hier um äußerst ernstzunehmende Vorgänge handeln muss...

    Hamburg war ein kybernetisches Monster geworden, in dem die Macht über die Maschinen in den Händen der Ungerechten lag. Dieses Monster fraß seine unschuldigen Kinder. Dabei gab es eine Kybernetik höherer Ordnung. Es war so einfach: Er (...) würde den Maschinen Leben einhauchen. Weiter nichts. Ihre Maschinencodes hatten - wie vor Jahrmilliarden die genetischen Codes der Archäbakterien - die Schwelle des Lebendigen erreicht.

    Ein spannendes Buch hat Andreas Geist hier geschaffen, das am Anfang so gar nicht zu erkennen gibt, wohin es den Leser letztendlich führen wird. Viele Begrifflichkeiten aus dem Bereich der Informations- und Datenverarbeitung, die mir gelegentlich den Kopf schwurbeln ließen, aus denen sich jedoch allmählich ein logisches Konstrukt herauszuschälen begann, dem ich fasziniert folgen konnte - Future Fiction vom Feinsten.

    "Wer war er wirklich, und wem konnte er trauen?"

    Nichts ist, was es zu sein scheint, und ebenso wie Andreas Melzer sollte der Leser nichts von dem glauben, was ihm da anfangs vor die Augen gerät. Die Charaktere bleiben bei gerade mal 188 Seiten eher an der Oberfläche, doch empfand ich das in diesem Fall nicht als störend - die Geschichte selbst, die Idee dahinter ist es, die hier im Vordergrund steht und auch stehen sollte. Dennoch baute Andreas Geist in die Erzählung einige liebevolle Details ein, die mich zwischenzeitlich schmunzeln ließen:

    "...würde jeden Augenblick vom Abendessen aus dem Udo-Lindenberg-Restaurant zurück sein, das nach einem Musiker benannt war, der im alten Atlantic-Hotel viele Jahre gelebt haben sollte..."

    Future Fiction, verankert in unserer Gegenwart und Vergangenheit - ein Konstrukt, das mir gut gefallen und mir unterhaltsame Lesestunden beschert hat.

    © Parden

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