Graff: oder Allahs Zorn im Garten Europas

Buchseite und Rezensionen zu 'Graff: oder Allahs Zorn im Garten Europas' von Winfried Veit
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Inhaltsangabe zu "Graff: oder Allahs Zorn im Garten Europas"

Diskussionen zu "Graff: oder Allahs Zorn im Garten Europas"

Format:Broschiert
Seiten:465
Verlag: ALTAN VERLAG
EAN:9783930472048

Rezensionen zu "Graff: oder Allahs Zorn im Garten Europas"

  1. Ungewöhnliche Spurensuche

    In Straßburg ist der Gendarmerie-Oberst und Kommissar Jean-Jacques Graff beauftragt mit der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus. Er geht dabei, so ist es im Prolog beschrieben, den Dingen auf den Grund und die Dinge sind dabei oft unerklärlich und sogar mystisch. Entdeckt Graff eine Verschwörung oder wird selbst zum Gegenstand einer?

    Der Garten Europas „liegt satt und zufrieden zwischen dem großen Fluss und den blauen Bergen. In der Ebene schleichen sich Bäche und Rinnsale durch endlose Maisfelder dem Strom entgegen. Kümmerliche Reste des einstmals prächtigen Riedwaldes künden von Zeiten, da der Mensch die Ebene noch nicht in sich hineingefressen hatte. In das hügelige Weinland unterhalb der Berge traute er sich schon früher. Das sieht man den Puppenstädtchen an, die sich am Eingang von Tälern zu verstecken suchen, ohne dem Strom des Tourismus entrinnen zu können, so wie sie schon früher hilflos den durchziehenden Heerscharen ausgeliefert waren.“ (Seite12)

    Das Elsass bezeichnete schon der Sonnenkönig als „schönen Garten“; ein Dichter nannte es dann den Garten Europas. (Wikipedia)

    Die Ermittlungen auf Grund eines Mordes und zu einer undurchsichtigen, beargwohnten EU-Abgeordneten führen den Vater zweier Töchter plötzlich in Bibliotheken. Er begibt sich nacheinander auf Spurensuche nach einem Friedrich von Hausen, Berater des Kaisers Friedrich I. von Staufen, genannt Barbarossa, der sich auf Die Wege der Erkenntnis im Heiligen Land begibt und den Kreuzzug seines Herrn wie dieser nicht überlebt.
    Das Geheimnis des Tokaj macht die Leserinnen und Leser mit einem Lazarus von Schwendi bekannt, einem Feldoberst der Habsburger, welcher gegen osmanischen Heere erfolgreich kämpft.

    Das Licht des Orients sieht der Straßburger Jean-Babtiste Klebér, General in der Armee Napoleons und mit diesem in Ägypten und in der Levante im Ausgang des 18. Jahrhunderts unterwegs.

    Alle drei haben gewisse Ausgangspunkte im Elsass, ersterer mit einem Großmeister der Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis, der Tempelritter.

    Je tiefer Graff in die Geschichte steigt, desto mehr steckt er auch drin und begibt sich mit anderen auf eine Reise, die ihn über Das Vermächtnis der Templer und Das Erbe der Assassinen nach Megiddo führt, wo Licht und Finsternis einst in Armageddon aufeinandertreffen werden.

    Gelegentlich wird er zweifeln: „Eine Verschwörung, ja eine Inszenierung von grandiosem Ausmaß musste es sein, mit der versucht wurde, so intelligenten Menschen wie den polnischen Professor, der italienischen Diplomatin und all den anderen ein Bild von der Welt zu malen, das mit der Realität nicht zu tun hatte. Doch welchem Zweck diente das Ganze?“ (Seite 434)
    * * *

    Es war nicht leicht zu lesen, dieses 465 Seiten dicke Buch, und das lag nicht an der ziemlich unhandlichen straffen Broschur. Grundsätzlich empfand ich die Handlung als spannend aber über lange Strecken unergründlich. Das Friedrich von Hausen (1157/60 – 06.05.1190), Minnesänger und Ministerialer Barbarossas auf Tempelritter und Assassinen, eigentlich eine ismaelitisch-schiitische Glaubensgemeinschaft – Nizariten – trifft, möge ja logisch sein. Dass aber Schwendi, Reichsfreiherr von Hohenlandsberg (1522 – 1583), der sich seine Lorbeeren durch siegreiche Schlachten gegen die Osmanen erwarb und den Tokajer angeblich ins Elsass brachte (Legende) mit Ablegern derselben zu tun bekam, empfand ich schon seltsam. Bei dem französischen General Klebér (1753 – 1800) sieht das ein klein wenig anders aus, der führte Truppen nach Palästina bis zum Berg Tabor. Klebér wurde ermordet. War eine Fatwa Ursache für den Mord?

    Erst mit der Zeit kristallisiert sich heraus, dass Veit eine Lanze für die religiösen Minderheiten bricht, die Maroniten, die Alewiten, die Drusen und auch für die Juden, Armenier, die Kopten und ein paar anderer. Dies tut er aber nicht ohne Kritik an der Politik der Maroniten im Libanon oder den Alewiten in Syrien.

    Spekulationen, nach denen das Vermächtnis der armen Ritterschaft Christi bei den bulgarischen Bogomilen, den südfranzösischen Katharern, die Manichäern und anderen Religionsgemeinschaften oder Sekten zu finden wären, erwähnt der Autor durch eine Romanfigur, um am Ende eine eher verblüffende, den hier schreibenden Blogger etwas versöhnende Lösung anzubieten, der sich zwischendrin doch zu vielen „Verschwörungen“ gegenüber sah. Templergeschichten dachte ich eigentlich genug gelesen zu haben.

    * * *
    Beim Lesen sah ich mich wieder an diversen Plätzen im Heiligen Land, zum Beispiel am See Genezareth. Auf dem Platz auf dem in Colmar die Statuette des Lazarus v. Schwendi steht, habe ich schon mal gegessen, aber den Feldoberst nicht fotografiert. Daher muss ein eigener Blick ins Elsass herhalten:

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