Goethe in Karlsbad: Eine Erzählung

Buchseite und Rezensionen zu 'Goethe in Karlsbad: Eine Erzählung' von Ralf Günther
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Inhaltsangabe zu "Goethe in Karlsbad: Eine Erzählung"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:176
EAN:9783463000046

Rezensionen zu "Goethe in Karlsbad: Eine Erzählung"

  1. Und noch einmal der Werther

    Wieder einmal entführt uns Ralf Günther in vergangenen Jahrhunderte. Mit DER LEIBARZT machte er uns mit Carl Gustav Carus und Caspar David Friedrich in Dresden bekannt, Mit ALS BACH NACH DRESDEN KAM lasen wir über ein spannendes Musikerduell, in DIE BADENDE VON MORUTZBURG lernten wir Ludwig Kirchner und Die Brücke kennen. Nun reisen wir nach Karlsbad mit keinem geringeren als Johann Wolfgang von Goethe.

    Der entflieht mal wieder seinem eigenen Haus Am Frauenplan in Weimar, wo seine Frau ziemlich krank darnieder liegt. Goethe will vor allem Eines: Schreiben. Auf einem Spaziergang allerdings rettet er ein junges Paar vor dem nicht ganz so freiwilligen Freitod und wird damit an seine Jugend erinnert. Als Henri Libeau erkennt, wer ihn da vom Schuss auf seine geliebte Amalie abgehalten hat, erklärt er, dass doch Seine Exzellenz selbst Vorbild gäbe für diese Tat. Doch Goethe entgegnet ihm, dass der Werther damals literarisch starb, damit er, Johann Goethe selbst leben konnte. (Die vielen Freitode junger Leute sah der noch junge Goethe damals nicht voraus (1774 / 1787)

    Das Schicksal der beiden jungen Leute liegt dem Geheimrat sodann am Herzen, er setzt viel daran, beiden ein gemeinsames Leben und Lieben zu ermöglichen. Obwohl er doch eigene Probleme hat. Da ist nicht nur sein „Christelkind“ zu Hause, nein, da behauptet doch eine Frauensperson in Weimar, dass der Staatsminister Vater des Kindes wäre, welches sie unter ihrem Herzen trüge... Ob da was dran ist?

    Der große Moralapostel war der Dichter wohl nicht, wie Ralf Günther uns hier erzählt. Vermutlich aber wäre so manches Stück nicht entstanden, wäre Goethe ein solcher gewesen.

    Günther erklärt im Nachwort die Hintergründe der Erzählung und geht dabei auf DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER ein. Den heute zu lesen, dürfte nicht nur jüngeren Lesern etwas schwerfallen, doch mit Ralf Günthers lebendiger Erzählung nähert sich vielleicht eine junge Leserin, ein junger Leser dem Briefroman an, der zu Goethes ersten erfolgreichen Werken zählt.

    Zugleich ist die hier vorliegende Erzählung spannend, behutsam versucht Günther dabei sich dem Sprachgebrauch der damaligen Zeit zu nähern, sind es doch über 200 Jahre, die uns von der Erzählung trennen.

    Wieder eine schöne Hinführung zur Klassik, die einem nicht immer nur kompliziert vorkommen mag.

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  1. 5 Sterne

    Klappentext:

    „Sommer 1816: Auf der Flucht vor häuslichem Zwist und höfischer Verantwortung sucht Goethe einige Tage Schreibeinsamkeit im böhmischen Karlsbad. Seit jeher faszinieren ihn – neben dem illustren Publikum des Bades – die mineralischen Thermalquellen. Er beschließt, ein paar Tage in Karlsbad zu verweilen.

    Bei einem Spaziergang entlang der dampfenden Tepla platzt er in den gemeinschaftlichen Suizidversuch eines jungen Liebespaares. Die Situation erinnert ihn an die Werther-Geschichte, die erfolgreichste Erzählung seiner frühen Künstlerjahre: eine unglückliche Liebe, weil die Eltern dagegen sind und die junge Frau schon anderweitig versprochen ist. Goethe gibt sich zu erkennen, und es gelingt ihm, die jungen Leute von ihrem Plan abzubringen. Dennoch, die Verzweiflung darüber, dass sie ihre Liebe nicht leben können, bleibt.

    Da lässt Goethe sich zu einem Versprechen hinreißen: den unglücklich verwirrten Schicksalsfaden zu entwirren und das Paar seinem Glück zuzuführen. Kann ihm das gelingen?“

    Autor Ralf Günther pickt sich immer besondere Perlen heraus um diese in seinen Büchern noch mehr zum glänzen zu bringen als ohnehin. Sein Hauptcharakter hier ist Johann Wolfgang von Goethe. Er ist ein besonderer Schöpfer der deutschen Sprache und webte sehr viele seiner Begebenheiten und Erlebnisse in seine Werke ein. Er war ein Beobachter mit besonderen Gaben und auch hier, in diesem Buch, lernen wir Goethe von einer anderen Seiten kennen. Er wird zum Retter der Liebe und dennoch bleiben viele Zweifel daran und die Frage nach dem richtig oder falsch wird nicht nur im Buch behandelt sondern flammt auch selbst beim Leser auf. Der Inhalt des Buches lässt sehr gut zum nachdenken anregen und man erhält viele (eigene)Ansichten und Vergleiche. Kurzum: die Geschichte hallt nach und gerade Goethe-Kenner werden hier Parallelen zu seinen verschiedenen Werken finden.

    Günther hat einen präzisen und punktgenauen Schreibstil. Seine Worte passen in die Zeit, seine Beschreibungen geben ein Bild von der damaligen Zeit wieder, sein Ausdruck ist stimmig und rund, wie aus seinen anderen Werken bereits bekannt und gewohnt. Es ist immer erstaunlich wie Ralf Günther mit so wenig Seiten auskommen kann, um so eine besondere Intensität in seinen Geschichten zu erzeugen…Er kann es eben einfach! 5 von 5 Sterne!

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