Glückskinder: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Glückskinder: Roman' von Teresa Simon
5
5 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Glückskinder: Roman"

München 1945. Auf dem Schwarzmarkt in der Möhlstraße treffen sich alle, die nach Glück und ein wenig Leben suchen. Nylons, Kaffee, Schokolade und Schmuck wechseln hier die Besitzer. Auch Toni, die ihr Zuhause verloren hat und nun bei ihrer Tante Vev wohnt, versucht, auf dem Schwarzmarkt das Nötigste für die Familie zu organisieren. Als sie die Holländerin Griet kennenlernt, spürt Toni zunächst eine tiefe Abneigung. Sie ahnt nicht, dass Griet eine schwere Zeit hinter sich hat, über die sie nie wieder sprechen möchte. Sie könnten einander helfen. Doch das geht nur, wenn sie ehrlich zueinander sind und ihre Vorurteile überwinden ...

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:512
EAN:9783453424067

Rezensionen zu "Glückskinder: Roman"

  1. 5
    29. Mär 2021 

    Absolut mitreißend

    München 1945: Toni hat ihr Zuhause verloren und wohnt nun bei ihrer Tante Vev. Auf dem Schwarzmarkt versucht sie, das Wichtigste und Nötigste zu organisieren. Als sie die Holländerin Griet kennenlernt, mag sie sie zuerst nicht. Doch auch Griet hat eine schwere Zeit hinter sich. Werden sie einen Weg finden, sich gemeinsam zu helfen und zu unterstützen? 

    Ich kannte bereits mehrere Romane dieser Autorin, die mir allesamt sehr gut gefallen haben. Deshalb bin ich voller Vorfreude in dieses Buch gestartet.
    Der Schreibstil ließ sich sehr leicht und flüssig lesen und die Seiten flogen nur so dahin. Es war wirklich schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
    Die Charaktere waren sehr lebendig und authentisch. Ich konnte mich prima in sie hineinversetzen, ihren Gedanken folgen und ihre Gefühle verstehen. Toni und Griet fand ich beide sympathisch und sie sind mir ganz schnell ans Herz gewachsen.
    Die Geschichte hat mich sofort gefangen genommen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Es war auf jeder Seite zu spüren, dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt und bestens recherchiert hat. Alles wirkte sehr authentisch und ich konnte in die damalige Zeit eintauchen und die Probleme und Schwierigkeiten regelrecht miterleben. Die Zeit nach dem Krieg, die vielen Verluste, die Ängste vor der Zukunft und wie es weitergehen soll - alles war unglaublich echt beschrieben. Aber auch die Hoffnung und der Wille, die die Frauen hatten und sich gegenseitig gaben, war toll beschrieben. Ich habe richtig mit ihnen mitgefiebert auf ihrer Suche nach dem Glück.

    Ein fantastischer und mitreißender Roman, der mich begeistert hat. Ich vergebe 5 von 5 Sternen. 

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  1. Jeder muss sein Glück selbst finden

    "Wir wissen, dass ein Glück, das wir der Lüge verdanken, kein wahres Glück ist." (Heinrich Heine)
    München 1945: Der Krieg ist zu Ende, die alliierten Mächte haben ihre Zonen eingenommen. München wird derweil von den Amerikanern besetzt und der Schwarzmarkt boomt, da man für viele Nahrungsmittel anstehen muss. Nylonstrümpfe, Zigaretten, Schokolade und Schmuck werden zu den beliebtesten Handelswaren. Auch Familie Brandl, die inzwischen bei Tante Vev wohnen, müssen sich mit ihrem Schmuck über Wasser halten. Dabei lernt Antonia (Toni) den sonderbaren Louis kennen, der immer wieder Waren beschaffen kann und Tonis Herz erobert. Als eines Tages der Holländerin Griet van Mook in der Wohnung ein Zimmer zugewiesen wird, reagiert Toni mit starker Abneigung. Sie kann ja nicht ahnen, das Griet eine schwere Zeit hinter sich hat, von der sie sich zu erholen versucht. Griet möchte diese Zeit nur noch vergessen und spricht mit niemandem darüber.

    Meine Meinung:
    In Teresa Simons neustem Roman geht es um zwei junge Frauen, die unterschiedlicher kaum sein können, und trotzdem verbindet sie das Schicksal des Kriegs miteinander. Der Schreibstil ist unterhaltsam, fesselnd, emotional und bewegend in kurzen Kapiteln mit verschiedenen Handlungssträngen dargestellt. München ist nach dem Krieg größtenteils zerstört, der Wohnraum und das wenige, was die Menschen haben, ist knapp. Besonders an Lebensmittel, Kohle und Holz fehlt es an allen Enden. Währenddessen quartieren die Amerikaner zwangsweise Flüchtlinge und ehemalige KZ-Häftlinge in den Häusern und Wohnungen ein, ob es den Bewohnern passt oder nicht. Nachdem die Wohnung der Brandls beim Bombenangriff zerstört wurde, sind sie in Tante Vevs kleiner Wohnung untergekommen. Trotzdem müssen sie eines Tages die Holländerin Griet bei sich aufnehmen, die 1942 im Widerstand gekämpft hat, verhaftet wurde und ins KZ kam. Doch Griets Leben umgibt ein Geheimnis, das sie niemandem anvertrauen kann, zu sehr ist ihre Angst vor den Konsequenzen. Die Ablehnung der Familie Brandl, besonders aber Tonis bekommt sie jeden Tag zu spüren, weshalb sie versucht, den Kontakt zu meiden. Jedoch die Faszination zu dem sonderbaren Louis scheint die beiden Frauen zu verbinden. Werden die beiden je den richtigen Wegen für sich finden, damit sie glücklich werden? Teresa Simon zeigt hier durch ihre gute und reichliche Recherchearbeit, wie schwer die Zeiten in der Nachkriegszeit waren. Nicht nur die ehemaligen Gefangenen und Flüchtlinge mussten leiden und hungern, sondern auch viele Deutsche, die nichts mehr hatten. Die Geschichte von Toni und Griet den beiden Hauptcharakteren, zeigt beide Seiten auf. Ich erlebe den Todesmarsch, bei dem viele Menschen ihr Leben lassen mussten. So bangt auch Griet lange um das Leben ihrer Freundin Leni, die schwer krank ist. Viele der Gefangenen möchten so schnell es geht nach Hause, doch Griet hat kein zu Hause mehr, weshalb sie nach München möchte. Die Autorin greift in dieser Geschichte alles an historischen Gegebenheiten auf, sei es die Besatzungsmächte, Entnazifizierung, die Nürnberger Prozesse, Schwarzmarkt und die Währungsreform der D-Mark. Ich erlebe das Leid, die Armut und den Hunger der Menschen die eigentlich nur eines wollen den Frieden. Ebenso zeigt es das Bangen um die Männer, die noch inhaftiert oder gar im Krieg gefallen sind. Dabei konnte mich besonders die quirlige, natürliche und unkomplizierte Toni überzeugen, ebenso wie die traumatisierte, verschlossenen und distanzierte Griet. Gut gefallen hat mir auch der sympathische, fürsorgliche Captain Walker und der selbstbewusste, motivierte Max. Jedoch der verwegene, unnahbare Louis dagegen blieb für mich weitestgehend rätselhaft. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, da es einen guten Einblick in die deutsche Nachkriegszeit vermittelt und gebe 5 von 5 Sterne.

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  1. Neuanfang zwischen Trümmern

    Wenn ich mich mit einem gut recherchierten historischen Roman unterhalten möchte, ist Teresa Simon für mich inzwischen immer die erste Wahl! Sie verbindet immer sehr gelungen packende Frauenschicksale mit einem genau und lebendig wiedergegebenen Zeitbild.

    Ihr neuester Roman „Glückskinder“ ist in München unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkriegs angesiedelt. Die Versorgungslage ist schwierig und Toni versucht so viel wie möglich auf dem Schwarzmarkt zu organisieren. Zusammen mit der Mutter und der Schwester lebt sie bei Tante Vev, genau wie eine weitere Tante und ihr Sohn. Man rückt eben zusammen weil die eigenen Wohnungen schon längst den Bomben zum Opfer fielen.

    Griet van Mook hat als Zwangsarbeiterin den Krieg überstanden und auch den letzten Marsch aus dem Gefangenenlager überlebt. Entwurzelt strandet auch sie München und wird bei Tante Vev einquartiert. Es ist eine Zwangsgemeinschaft, Griet und Toni stehen sich sehr ablehnend gegenüber.

    Ich bin immer wieder auf’s Neue erstaunt, wie lebendig Teresa Simon den geschichtlichen Hintergrund ihrer Romane gestaltet. Das setzt nicht nur Kopfkino in Gang, Immer wenn ich das Buch aufgeschlagen habe, bin ich auf einer Zeitreise gewesen und ganz in der Geschichte aufgegangen. Das setzt natürlich eine sorgfältige Recherche voraus und bei der Autorin, eine studierte Historikerin, kann man sich darauf verlassen. Dass dieses Buch in ihrer Heimatstadt München spielt, merkt man an den vielen kleinen Anekdoten, die diesen Frauenroman bereichern.

    Die Geschichte ist emotional und aufwühlend erzählt, den Protagonisten und ihrem Schicksal konnte ich mich nicht entziehen, ich habe mit ihnen gehofft und gebangt. „Glückskinder“ bleiben sie trotz aller Schicksalsschläge, denn sie haben den Krieg überlebt und die Hoffnung auf einen Neuanfang nicht aufgegeben.

    Teresa Simon hat ein Gespür dafür, ein Zeitbild zu entwickeln und die Leserinnen mitzunehmen, ihnen eine Welt nahezubringen, wie es einem reinen historischen Bericht nie gelingen kann. Das macht den verdienten Erfolg ihrer Bücher aus.

    Der Verlag hat durch seine schöne Umschlaggestaltung dem Buch auch noch den passenden Rahmen mitgegeben.

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  1. Lass dich vom Glück finden!

    In der Geschichte geht es um die Brandl- Frauen, die 1945 in München das Kriegsende erleben. Sie versuchen, auch durch Schwarzmarktkäufe, über die Runden zu kommen. Wird Bruder Max aus der Gefangenschaft irgendwann heimkehren? Und was ist mit dem vermissten Vater? Zu allem Überfluss müssen sie auch noch eine ehemalige KZ- Insassin aufnehmen. Kann das gut gehen?

    Mit diesem Roman ist es Frau Simon gelungen ein realistisches Bild von München nach dem Krieg zu zeichnen. Man sieht die zerstörten Gebäude, das Chaos auf den Straßen und die Schwarzmarktstände bildlich vor Augen und kann auch das Schöne wahrnehmen, was den Krieg überlebt hat.

    Die Hauptfiguren Toni Brandl und Griet van Mook sind wie Feuer und Wasser und dennoch verbindet sie etwas: die jungen Fraun wollen neu anfangen und das Glück wiederfinden.

    Toni Brandl habe ich als tatkräftige, junge Frau erlebt, die für das Überleben ihrer Familie jedes Risiko eingeht. Das Handeln auf dem Schwarzmarkt ist alles andere als ungefährlich. Die Einblicke in die Arbeit eines Verlages durch sie fand ich interessant.

    Griet van Mook hat viel erlebt als Zwangsarbeiterin und KZ- Häftling. Der Todesmarsch ging mir richtig unter die Haut. Es war unglaublich schön mit anzusehen, wie sie wieder auf ihre Füße kommt und etwas aus sich macht. Ihr wohlbehütetes Geheimnis will man als Leser unbedingt lüften. Die vielen Informationen zu den amerikanischen GIs und was sie alles mit ins Land brachten, war spannend, da ich bisher vermehrt nur Bücher über russisch besetzte Zonen gelesen hatte.

    Die eingestreuten Liebschaften kamen immer ohne Kitsch daher und lasen sich mehr als angenehm.

    Dieses Buch ist einfach ein Schmöker, den man nicht mehr weglegen kann, denn der Schreibstil der Autorin saugt den Leser regelrecht auf und lässt ihn alles um sich herum vergessen. Das ist gerade in der aktuellen Zeit eine willkommene Abwechslung. Zudem lernt man viel über die damalige Zeit.

    Die Rezepte am Ende des Romans zeigen doch sehr deutlich, wie gut wir es derzeit haben.

    Fazit: Unglaublich fesselnd und Geschichte zum Anfassen. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Spitze!

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