Gezeitenmord

Rezensionen zu "Gezeitenmord"

  1. 4
    27. Jul 2022 

    Vielversprechender Reihenauftakt...

    Bei einem Spaziergang im Watt machen der Lehrer Lasse und sein elfjähriger Schüler Villads im dichten Nebel einen grausamen Fund: Im festen Sand des Meeresgrundes steckt die Leiche eines Mannes. Es ist Lykke Teits erster eigener Fall – endlich darf sie die Ermittlungen in einem Mordfall leiten. Dass sie den Toten kannte und er sich verfolgt fühlte, verschweigt sie. Da die Leiche im Watt auf der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland gefunden wurde, wird ihr Rudi Lehmann aus Flensburg zur Seite gestellt. Die beiden sehr ungleichen Ermittler verstehen sich auf Anhieb. Ihre Untersuchungen konzentrieren sich auf das kleine Dorf Melum, in dem jeder jeden kennt. Lykke und Rudi ermitteln nicht nur in diesem Mordfall: Villads ist seit dem Fund der Leiche spurlos verschwunden. Es ist nicht das erste vermisste Kind im Dorf. Wer weiß was? Und konnte sich Villads wie sein Lehrer vor der einsetzenden Flut an Land retten? (Klappentext)

    Düster und grau geht es zu in diesem ersten Band deutsch-dänischer Ermittlungen. Die junge Ermittlerin Lykke Teits wird aus Kopenhagen in das kleine Dorf Melum nahe der deutschen Grenze geschickt, um die örtliche Polizei in einem Mordfall zu unterstützen. Da die Leiche an der Ländergrenze im Watt gefunden wurde, stößt auch der erfahrene Flensburger Kommissar Rudi Lehmann dazu. Polizisten aus drei Bereichen, die gemeinsam einen Fall aufklären sollen - da ist Kompetenzgerangel vorprogrammiert. Die ortsansässige Polizei heißt die übergeordneten Ermittler auch keineswegs willkommen - glücklicherweise verstehen sich aber Lykke und Rudi trotz ihres großen Altersunterschieds auf Anhieb.

    Der Fall selbst erweist sich schnell als verzwickter als zunächst angenommen. Der Tote im Watt entpuppt sich als Kleinkrimineller, den Lykke persönlich gekannt hat. Sie verschweigt diese Tatsache anfangs jedoch ebenso wie den Hilferuf, den der Mann kurz vor seinem Tod noch per SMS an sie abgesetzt hat. Neben der Leiche wurde der schwerverletzte Lehrer Lasse gefunden - von dem 11jährigen Villads, der gemeinsam mit seinem Lehrer im Watt unterwegs war, fehlt jedoch jede Spur. Weggelaufen? Im Nebel verlaufen? Entführt? Ermordet? Die Sorgen wachsen noch, als Lykke und Rudi erfahren, dass Villads nicht das erste verschwundene Kind in Melum ist...

    Der Krimi hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf. Rasch verlagert sich die Handlung aus dem betriebsamen Kopenhagen ins ländliche Grenzgebiet, wo ein verwirrender Fall seinen Lauf nimmt. Der Fokus der Handlung liegt bei den beiden Ermittlern Lykke Teit und Rudi Lehmann, wobei die Ermittlungen einen großen Raum einnehmen, aber auch einiges aus dem Privatleben der beiden zutage kommt. Schnell wird deutlich, dass beide ihr Päckchen zu tragen haben, was teilweise durchaus Auswirkungen auf ihr aktuelles Handeln hat. Vielleicht in der Summe ein wenig zu viel Schweres, aber letztlich verleiht das den Charakteren auch Tiefe.

    Der Fall selbst wird im Verlauf immer verwirrender, und die Anzahl der Personen steigt, so dass es mitunter etwas unübersichtlich wird. Dadurch wächst aber auch die Zahl der möglichen Verdächtigen, es darf wild spekuliert werden. Der wahre Hintergrund des Ganzen entpuppt sich erst allmählich, die Umstände erweisen sich als dramatisch. Das hindert Lykke und Rudi jedoch nicht, alles daran zu setzen, um den Fall zu lösen. So viel sei verraten: es bleibt nicht bei dem einen Toten...

    Der Krimi liest sich flott und süffig, kurze Kapitel ziehen das Tempo noch an. Kleine humorvolle Einsprengsel lockern das Geschehen auf, das lange undurchsichtig und düster ist. Alles in allem ein vielversprechender Reihenauftakt um deutsch-dänische Grenzfälle. Ich jedenfalls freue mich auf mehr!

    © Parden

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  1. Das sandige Grauen

    Während ein Schüler mit seinem Lehrer das Watt erkunden, stoßen sie plötzlich im Nebel auf eine eingegrabene Leiche. Doch sie werden vom Täter überrascht, der Lehrer Lasse wird brutal niedergeschlagen und der Schüler Villads ist seitdem spurlos verschwunden.
    Die Kopenhagener Lykke Teit darf hier in ihrem ersten Fall ermitteln. Da sich der Leichenfund genau auf der Grenze zu Deutschland befindet, wird ihr der erfahrene Flensburger Kommissar Rudi Lehmann zur Seite gestellt.
    Die beiden Hauptprotagonisten harmonieren sehr gut in ihrem ersten Fall miteinander und ihre lockere humorvolle Art lockert die zweitweise düstere Stimmung immer wieder auf.
    Schön fand ich, dass die Charaktere gut ausgearbeitet wurden und ich dank des tollen Schreibstils, dementsprechend gleich ein Bild vor Augen hatte.
    Der Kriminalfall wurde stimmig aufgebaut und die Handlungen greifen perfekt ineinander. Bei der Auflösung des Falls wird man als Leser manchmal in die falsche Richtung geführt, sodass zum Schluss doch noch einiges anders kommt als gedacht. So soll es sein!
    Ich hätte diesem symphytischen Ermittlerpaar gerne 5 Sterne gegeben, allerdings fiel die Spannung zwischendurch immer wieder mal ab, sodass ich mich konzentrieren musste um am Ball zu bleiben. Leider verliert sich der Autor hier manchmal in Nebensächlichkeiten. Trotzdem bin ich gespannt auf weitere Fälle von Lykke und Rudi.

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  1. 4
    20. Mai 2022 

    Lucky

    Der Lehrer Lasse macht mit einem seiner Schüler eine Wattwanderung. Der elfjährige Villards ist ausgesprochen aufgeweckt und interessiert. Doch als plötzlich Nebel aufkommt, verlieren sich die beiden fast aus den Augen. Lasse ist sehr besorgt, denn die Flut wird bald kommen. Glücklicherweise findet er den Jungen wieder. Unglücklicherweise ist dieser auf eine Leiche gestoßen. Und damit nicht genug, der Lehrer wird von einer Gestalt angegriffen und der Junge flieht. Lasse kann sich ans Ufer retten, doch der Junge bleibt verschwunden. Da die Leiche an der Deutsch-Dänischen Grenze werden die Dänin Lykke Teit und der Deutsche Rudi Lehmann zu den Ermittlungen hinzugezogen.

    In dem kleinen dänischen Ort Melum treffen Lykke Teit und Rudi Lehmann zum ersten Mal aufeinander. Auch wenn Lykke zunächst nur mäßig begeistert ist, dass sie sich mit dem älteren Deutschen absprechen muss, merkt sie doch schnell, dass es sich bei Lehmann um einen gewieften und erfahrenen Ermittler handelt. Sein Wohnmobil ist auch nicht zu verachten, wenn es bei den Ermittlungen mal über Land geht. Wirklich schwierig ist Krogh, der Polizist vor Ort, der lieber gar keine fremden Beamten da hätte. Um den Mord aufzuklären, müssen sie sich einfach zusammenraufen.

    Bereits in ihrem ersten Fall wissen die sympathischen Ermittler Lykke Teit, die von Rudi Lucky genannt wird, und Rudi Lehmann zu gefallen. Auch wenn man als versierter Leser von Kriminalromanen vielleicht einen Teil der Lösung früh erahnen kann, so hält einen der lockere und freundliche Tonfall des Krimis in jedem Moment bei der Stange. Man nimmt es Lykke und Rudi einfach ab, dass sie sich mögen und dann mag man sie auch. Vielleicht ein hyggeliger Roman, der heimelige Gefühle weckt. Natürlich ist es zum Schluss hin nicht mehr so gemütlich, schließlich muss ein Mord aufgeklärt werden, dennoch schließt man das Buch gut gelaunt und merkt sich den Autor für den nächsten Fall.

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  1. Deutsch-dänische Kooperation

    Bei einem Spaziergang im Watt machen ein Lehrer und sein elfjähriger Schüler im dichten Nebel einen grausamen Fund: Im festen Sand des Meeresgrundes steckt die Leiche eines Mannes. Da die Leiche genau auf der deutsch-dänischen Grenzlinie gefunden wurde, werden auch die dänische und die deutsche Kriminalpolizei eingeschalten.
    Auf dänischer Seite ist es Lykke Teit, die zum ersten Mal die Ermittlungen in einem Mordfall leiten darf. Pikanterweise kennt sie den Toten, Bjarke Laumann, da sie ein flüchtiges Verhältnis mit ihm hatte. Das behält sie natürlich für sich. Allerdings hat sie gerade erst eine SMS von Bjarke erhalten, in der er sie um Hilfe bittet. Doch zu dem Zeitpunkt muss Bjarke Laumann schon tot gewesen sein!
    Von deutscher Seite wird ihr Rudi Lehmann aus Flensburg zur Seite gestellt, ein schon älterer und sehr erfahrener Ermittler. Trotz aller Unterschiede verstehen sich die beiden auf Anhieb, eine angenehme Abwechslung zu den sonst üblichen Machtkämpfen zwischen neuen Ermittlern. Als dann auch noch der elfjährige Schüler verschwindet, der beim Leichenfund im Watt mit dabei war, müssen Lykke und Rudi in verschiedenen Fällen ermitteln. Dabei gerät das kleine Dorf Melum in den Fokus der Ermittlungen, in dem eigentlich jeder jeden kennt. Und in diesem Dorf sind schon öfters Kinder spurlos verschwunden.
    Die beiden sympathischen Ermittler ergänzen sich und arbeiten gut zusammen. Beide haben auch mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, allerdings spielt dies im Krimi nur eine untergeordnete, denn och interessante Rolle. Sicherlich wird man in einem nächsten Band mehr über das Vorleben der beiden lesen.
    Spannend, schlüssig konstruiert und äußerst unterhaltsam zu lesen!

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  1. Mord im Grenzgebiet

    Über dem Watt an der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark zieht Nebel auf. Der Lehrer Lasse Espersen und sein Schüler Villads Geertsen werden bei ihrer Wattwanderung davon überrascht. Dann findet Villads auch noch eine Leiche. Lasse wird niedergeschlagen und als er wieder aufwacht, ist Villads spurlos verschwunden. Lykke Teit kann endlich mal die Ermittlungen leiten, daher verschweigt sie, dass sie den Toten kennt und sich verfolgt fühlt. Rudi Lehmann aus Flensburg soll sie in dem Fall unterstützen. Die Untersuchungen führen sie in das kleine Dort Melum, wo vor einem guten Jahr bereits einmal ein Kind verschwunden ist.
    Es ist ein spannender Krimi, der sich angenehm lesen lässt.
    Lykke Teit und Rudi Lehmann müssen sich erst mal kennenlernen, doch rasch sind sie aufeinander eingespielt. Ich finde die beiden sympathisch, auch wenn sie ihre eigenen Probleme mit sich herumschleppen. Der örtliche Polizist Mogens Krog ist nicht davon erbaut, dass ihm da jemand vor die Nase gesetzt wird und ist zunächst nicht besonders zugänglich. Im Ort wirft man ihm vor, dass er unfähig sei, weil er den Fall der verschwundenen Rosa Molberg nicht klären konnte.
    Die Stimmung im Dorf ist auch gut dargestellt, wo man sich einerseits bedeckt hält, aber andererseits auch herumtratscht.
    Am Ende löst sich alles schlüssig auf und wird sogar noch dramatisch.
    Mir hat dieser Krimi gut gefallen.

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  1. Ein facettenreicher Pageturner

    „Die SMS war zwei Tage nach dem Tod des Mannes abgeschickt worden. Sie hatte den Notruf einer Leiche erhalten.“ (Pos. 234)

    Inhalt:
    Lasse Espersen, Lehrer aus Melum, ist mit einem seiner Schüler, dem naturbegeisterten Villads Geertsen, im Watt unterwegs, als plötzlich dichter Nebel aufzieht. Als sie versuchen, sich vor der einsetzenden Flut an Land zu retten, entdeckt Villads einen teilweise im Sand vergrabenen Toten. Später wird der Lehrer gerettet, doch der elfjährige Junge ist seither verschwunden. Lykke Teit, seit drei Jahren Kriminalassistentin in Kopenhagen, wird mit dem Fall in Südjütland betraut und da der Fundort der Leiche im Grenzgebet liegt, schickt Deutschland einen eigenen Ermittler, Hauptkommissar Rudolf „Rudi“ Lehmann aus Flensburg. Im Mittelpunkt ihrer Recherchen steht das Dorf Melum, denn es geht nicht nur um den Mordfall, sondern vor allem um das Verschwinden von Villads. Vor eineinhalb Jahren war die damals sechsjährige Rosa Molberg ebenfalls spurlos aus Melum verschwunden, gibt es einen Zusammenhang?

    Thema und Genre
    Dieser dänische Kriminalroman mit Regionalbezug spielt in Jütland. Im Mittelpunkt stehen verschwundene Kinder, psychologische Tatmotive, sowie die Ermittlungstätigkeit der Kriminalpolizei.

    Charaktere
    Lykke Teit und Rudi Lehmann sind sympathische Ermittlerfiguren, hartnäckig, kreativ. Der jeweilige persönliche Hintergrund macht sie zu interessanten Charakteren, ebenso die anderen, in diesem Kriminalfall auftretenden Figuren. Sie alle sind bis ins Details glaubhaft und stimmig entwickelt.

    Handlung und Schreibstil
    Im Mittelpunkt der chronologisch erzählten Handlung, die in der aktuellen Zeit spielt, stehen die Ermittlungen. Parallel dazu erhalten wir auch Einblick in Ereignisse, die gleichzeitig zur Polizeiarbeit des Ermittlerteams stattfinden. Dies gibt uns Lesenden einen Wissensvorsprung, wir wissen teilweise mehr, als die Ermittler, was die Spannung erhöht. Denn Lykke und Rudi folgen vielen Spuren und erst überraschende Wendungen und neue Erkenntnisse lassen Zusammenhänge erkennen. Das Resultat ist eine packende, vielschichtige, aber immer realistische Geschichte, die uns bis zur letzten Seite Raum für eigene Überlegungen lässt.

    Fazit
    Ein spannender, facettenreicher Pageturner mit sympathischen Ermittlerfiguren. Der überzeugende Beginn einer neuen Serie.

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