Geistkrieger: Feuertaufe

Buchseite und Rezensionen zu 'Geistkrieger: Feuertaufe' von Sonja Rüther
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5 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Geistkrieger: Feuertaufe"

Das heutige Amerika in einem alternativen Universum: das Land ist im Besitz der Ureinwohner, die Enteignungen haben niemals statt gefunden. Wie hat sich in dieser Welt die Geschichte entwickelt? Der Professor Atius Catori wird vor den Augen seiner Studenten brutal getötet – etwas Unsichtbares hat dem Mann den Brustkorb zerfetzt. Ein Fall für die 'Geistkrieger', einer Sondereinheit für spirituellen Missbrauch. Unter ihnen befindet sich der frisch zugezogene Schotte Finnley, der aus Liebe zu seiner Verlobten in das Land der Powtankaner gezogen ist. Die Ermordung des Professors ist der Beginn einer Mordserie, bei der Kräfte zum Einsatz kommen, die selbst gestandene Powtankaner nicht für möglich halten. Aber Finnley ist keiner von ihnen – was ein größerer Vorteil sein könnte, als alle ahnen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:320
EAN:9783946425380

Rezensionen zu "Geistkrieger: Feuertaufe"

  1. grandioser Auftakt einer hoffentlich lange währenden Reihe

    In dieser alternativen Zeitlinie ist es weder Kolumbus noch den anderen europäischen Nachfahren gelungen, den Ureinwohnern Amerikas ihren Stempel aufzudrücken.

    Somit muss der Leser in der Abschied nehmen von solchen Begriffen wie USA und Indianer. Dadurch, daß sich die Ureinwohner relativ ungestört weiter entwickeln konnten, hat man es mit Powtanka und als Bewohnern den Powtankanern zu tun.

    Obwohl die Powtankaner technisch hochentwickelt sind, bewahren sie nach wie vor ihren Mystizismus, und sind stets bemüht, Natur und Wissenschaft im Einklang zu halten.

    In diese Welt zieht es der Liebe wegen Finnley, der ursprünglich aus Schottland kommt. Als Zugereister wird er besonders argwöhnisch von den Ureinwohnern betrachtet. Um ein Bleiberecht in Powtanka zu erhalten, bemüht er sich um einen Beruf. Durch seine frühere Tätigkeit als Personenschützer bewirbt er sich bei der Polizei und wider Erwarten wird er Mitglied der "Geistkrieger". Diese Spezialeinheit beschäftigt sich mit Fällen von spirituellem Missbrauch.

    Kaum dort eingetroffen, werden Finnley und seine 4 Teammitglieder mit einer unheimlichen Mordserie konfrontiert. Die Opfer werden scheinbar aus dem Nichts zerfetzt. Gemeinsam versuchen sie, den Täter zu identifizieren und zu stellen.

    Doch dieses kann nur gelingen, wenn sie ihre gegenseitigen Vorbehalte aufgeben.

    Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Er ist recht flüssig und Sonja Rüther versteht es, den Leser in eine ihm bisher unbekannte Welt einzuführen und die entsprechenden Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Hierbei ist natürlich auch Finnley als Hauptprotagonist sehr hilfreich, der ebenso die "Neue Welt" erforscht, wie der Leser selbst. Er ist also die ideale Identifikationsfigur.

    Die Entwicklung, die das Team nimmt, ist nachvollziehbar und genauso spannend zu beobachten, wie der Versuch, die Mordserie aufzuklären. Immer wieder stehen die Geistkrieger vor neuen Herausforderungen, die sie an ihre körperlichen und seelischen Grenzen und bisweilen darüber hinaus führen. In dem Maße, wie das Team zusammenwächst, steigt auch die emotionale Tiefe, die man als Leser für das Team verspürt. Man rätselt, fiebert, leidet und triumphiert mit ihnen.

    "GEISTKRIEGER: FEUERTAUFE" ist in meinen Augen ein absolut gelungener Auftakt einer Reihe, dem hoffentlich noch viele Bände folgen werden.

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  1. Das Unsichtbare hält blutige Ernte...

    Was wäre gewesen, wenn Kolumbus und mit ihm die nachfolgenden Europäer nie in Amerika hätten Fuß fassen können? Wenn es nie zu einer Eroberung des Kontinents und zur Supression der indigenen Bevölkerung gekommen wäre?

    Genau in solch einer Welt spielt der neue Roman von Sonja Rüther, die mir schon von ein paar Psychothrillern und Kurzgeschichten, in denen durchaus phantastische Elemente vorkommen, bekannt ist.
    Doch dieses Mal wagt sie sich in eine völlig andere (Fantasy-)Welt und entführt den Leser in eine Welt, in der die Indianer, im Buch Powtankaner genannt, sich unbehelligt von europäischem Einfluss entwickeln konnten. Die Wikinger, die lange vor Kolumbus Amerika erreichten, warnten die Ureinwohner des Kontinents vor noch kommenden Eindringlingen und gemeinsam gelang es den Powtankanern, den Europäern technologisch voraus zu sein und diese bei ihrer Ankunft in Amerika in ihre Schranken zu weisen. Den technologischen Vorsprung schafften die Powtankaner vor allem durch eigene Entwicklungen und Protektionismus und bewahrten sich über die Jahrhunderte ein gesundes Misstrauen gegenüber allem Fremden.

    In diese Welt wird der Protagonist des Buches Finnley hinein geworfen. Als Schotte wird er stets besonders kritisch von den Powtankanern betrachtet – und das nicht nur dank seiner auffälligen Tätowierungen. Um in Powtanka und somit bei seiner Partnerin bleiben zu können, muss er eine Arbeit finden. Überraschend wird der in seiner alten Heimat als Personenschützer tätig gewesene in die Spezialeinheit der „Geistkrieger“ versetzt, die sich mit spirituellem Missbrauch beschäftigt. Seine vier Kollegen zeichnen sich jeweils durch eine Besonderheit aus, die sie gut in diese Taskforce passen lassen - alle außer Finnley. Er konnte diesem ganzen „Hokuspokus“ der Powtankaner nie viel abgewöhnen und ist der Meinung, nicht in die Einheit zu passen. Doch das ändert sich, als das Team mit einer außergewöhnlichen Mordserie konfrontiert wird. Auf brutale Weise werden Menschen scheinbar aus dem Nichts in Stücke gerissen. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass die Totems, eigentlich friedliche powtankanische Geister, nicht ganz unschuldig an den Taten sind. Als immer mehr Menschen zu Schaden kommen, ist nicht nur Finnley gezwungen, sein bisheriges Weltbild und seine Vorgehensweise neu zu überdenken…
    Der Einstieg in den Roman gelingt gut; mit Finnley hat die Autorin einen Protagonisten gewählt, der sich in der powtankanischen Welt auch erst noch zurecht finden. So wird auch der Leser schrittweise in die Bräuche und Sichtweise der Powtankaner eingeführt und lernt die Ureinwohner des Kontinents immer besser kennen. Die Welt, die die Autorin zeichnet ist eine auf den ersten Blick friedliche, die Einwohner leben hochtechnologisiert aber mit der Natur in Einklang. Doch die Morde zeigen, dass es trotzdem Kräfte gibt, die diese Harmonie stören. So versucht man mit den Protagonisten ebenfalls den Fall zu lösen, doch immer wenn eine Frage geklärt scheint, tun sich an andere Stelle neue Probleme auf, die auch an den Geistkriegern nicht spurlos vorbei gehen und sie vor immer wieder neue Herausforderungen stellen, sodass man als Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.

    Das Ende des Romans lässt zudem auf eine Fortsetzung hoffen. Ich freue mich schon darauf!

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  1. 5
    01. Apr 2018 

    nichts für Herzkranke

    Die Bücher von Sonja Rüther bilden für mich einige der wenigen Gelegenheiten, mich von meinem Haus- und Hof-Genre "Gegenwartsliteratur" wegzubewegen und einen Ausflug in ein anderes Genre zu unternehmen. Blutig muss es sein ..... und natürlich spannend .... und natürlich fantasievoll ... und ich will überrascht werden. Die Bücher von Sonja Rüther sind quasi für mich literarische Überraschungseier - wenn auch blutig und ohne "Spielen" ;-).
    In ihrem Fantasy-Roman "Geistkrieger: Feuertaufe" - der erste einer Reihe, die nachfolgenden Bände sind hoffentlich schnell geschrieben - geht es um eine Special Task Force der Polizei des Landes Powtanka. Die Powtankaner entsprechen unserem landläufigen Verständnis von Indianern. Einzige Unterschiede: die damaligen Vertreibungen und Ausrottungsversuche in Amerika sind anders verlaufen, als wir es aus den Geschichtsbüchern kennen. Die Indianer konnten Widerstand leisten, das Volk konnte wachsen und gedeihen. Mittlerweile haben sie sich zu einer Hightech-Nation entwickelt und haben mit ihrem Fortschritt andere Nationen abgehängt. Das hält sie jedoch nicht davon ab, an ihren überlieferten Traditionen festzuhalten. Ihr Alltag wird sowohl von Traditionen als auch von ihren Hightech-Errungenschaften bestimmt. Sie versuchen, im Einklang mit der Natur zu leben. Ein wichtiger Aspekt ihres Lebens ist die Spiritualität.

    "Die Astralwelt war eine feinstoffliche Ebene, die nur von wenigen Schamanen in Gänze wahrgenommen werden konnte. Chenoa würde den Begriff feinstofflich niemals benutzen, sondern eher von Energien, Auren und Geistern sprechen. Für Deidra war die genaue Definition irrelevant. Es gab diese besondere Welt und manchmal nahm sie Einfluss auf jene, die sie erfassen konnten." (S. 118)

    Die Polizei-Einheit "Geistkrieger", um die es in diesem Roman geht, besteht aus 4 Personen, die über besondere Fähigkeiten verfügen. Bei einigen sind diese Fähigkeiten bereits bekannt und werden im Einsatz gegen das Verbrechen genutzt. Bei anderen kristallisieren sich ihre Fähigkeiten erst im Verlauf der Handlung heraus und überraschen sowohl das Team als auch den Leser.
    Gerade zu dem Team dazugestoßen ist der Schotte Finnley, der aus Liebe zu seiner Verlobten, einer Powtankanin, in ihre Heimat ausgewandert ist. Finnley hat es zunächst nicht leicht, wozu zum Einen sein ungewöhnliches Äußeres - tätowiert bis in die Haarspitzen - beiträgt; zum Anderen die Ablehnung und das Misstrauen der Powtankaner gegenüber allem Fremden. Sie empfinden das Fremde als Bedrohung für ihre Lebensweise.
    Während die Geistkrieger ein ungewöhnliches Verbrechen aufklären sollen, wachsen sie mit der Zeit zu einem echten Team zusammen. Auch der Neue, Finnley, wird akzeptiert und findet seinen Platz in diesem Team.
    Die Geistkrieger haben es mit einer mysteriösen Todesserie zu tun. Menschen kommen auf spektakuläre und extrem blutige Weise ums Leben. Zunächst gibt es keine Spuren. Laut Zeugenaussagen sind keine Täter zu sichten. Es stellt sich heraus, dass einer der powtankanischen Geister seine Hände im Spiel hat. Für den Fantasy-ungeübten Leser schwer zu verstehen. Aber Realitätssinn ist hier fehl am Platze. Fantasie ist gefragt. Auch Finnley, der Schotte, hat seine Schwierigkeiten mit dem Spirituellen und tut dies zunächst als Quatsch ab. Doch er wird sich eines Besseren belehren lassen müssen.

    "Wenn er die Geschehnisse in dieser Einheit verstehen wollte, musste er Abstand gewinnen und von außen auf das schauen, was er seit dem ersten Tag miterlebt hatte. Er kam sich vor wie in einem SciFi-Streifen im Kino, nur dass er mitten hinein gezogen wurde und nun mit Dingen umgehen sollte, die seinen Horizont überstiegen." (S. 202)

    An diesem Roman fasziniert mich die Frage, was wäre gewesen, wenn die Indianer nicht vertrieben und fast ausgerottet worden wären? Was wäre gewesen, wenn die Indianer die Gelegenheit gehabt hätten, sich weiterzuentwickeln? Es ist durchaus vorstellbar, dass wir es mit einer Nation zu tun hätten, ähnlich wie die der Powtankaner. Und einen Roman in diesem Szenario anzusiedeln ist eine großartige Idee, die Sonja Rüther auch sehr überzeugend umgesetzt hat.
    Fühlt man sich anfangs in einen Thriller hineinversetzt, verliert der Roman jedoch über einige Strecken das Thrillerhafte, erstaunlicherweise jedoch niemals die Spannung. Da dieser Band der erste einer Reihe ist, konzentriert sich die Autorin auf die Entwicklung der Charaktere aus dem Ermittlungsteam, schließlich wird dieses den Leser auch in zukünftigen Büchern aus dieser Serie begleiten. Es macht also Sinn, den Charakteren und deren Zusammenspiel viel Raum zu lassen. Zum Ende hin wird der Roman wieder zu einem Thriller. Und was für einem. Ich kann gar nicht beschreiben, wie turbulent die Geschichte zum Ende wird, und welche Überraschungen auf den Leser warten. Nur soviel: bei den letzten 100 Seiten dieses Romanes habe ich vor lauter Spannung Schnapp-Atmung bekommen. Dieser Roman ist definitiv nichts für Herzkranke.

    Aus der Sicht einer Gegenwartsliteratur-affinen Leserin komme ich daher zu folgendem Fazit:
    Dieser Roman bestätigt mich in meiner Auffassung, dass es lohnenswert ist, einen Blick über den literarischen Tellerrand zu wagen und in anderen Genres zu stöbern. Sonja Rüther hat mich bereits mit der Horror-Anthologie "Aus dunklen Federn (1+2)" an das Genre "Horror" herangeführt, zumindest hat sie meine dunkle Leseseele geweckt, der auch mal nach Blut dürstet. Mit "Geistkrieger" hat sie meine fantastische Seele wachgekitzelt, und ich freue mich schon auf den nachfolgenden Band. Wer weiß, welches Genre uns Sonja Rüther als Nächstes präsentiert? (Hoffentlich keine Liebesschnulze ;-))

    Von mir gibt es natürlich eine dicke fette Leseempfehlung für die Geistkrieger!

    © Renie

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