Gefährlicher Lavendel

Buchseite und Rezensionen zu 'Gefährlicher Lavendel' von Remy Eyssen
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Gefährlicher Lavendel"

Der Frühling in Le Lavandou ist warm und verheißt einen herrlichen Sommer. Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter fühlt sich längst als echter Südfranzose und verbringt gemeinsam mit Isabelle viel Zeit auf seinem Weinberg. Doch die Idylle wird getrübt, als Leon zwei brutal zugerichtete Leichen obduzieren muss. Staatsanwaltschaft und Kommissarin haben schnell einen Verdächtigen zur Hand, doch Leon ist skeptisch und beginnt selbst zu ermitteln. Er kommt einer jahrzehntealten Geschichte auf die Spur und steht plötzlich vor der Frage, ob es gerechte Rache gibt. Da braut sich über der ausgetrockneten Erde der Provence ein apokalyptisches Gewitter zusammen, und Leon darf keine Zeit verlieren...

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:496
EAN:9783548289069

Rezensionen zu "Gefährlicher Lavendel"

  1. Leon Ritter ermittelt wieder

    Dr. Leon Ritter lebt nun schon einige Jahre in Le Lavandou in der Provence. Er hat sich für ein Leben in der Heimat seiner Mutter entschieden und arbeitet als Rechtsmediziner im Krankenhaus. Seine Arbeit bringt ihn immer wieder mit Kriminalfällen in Berührung, verstärkt auch dadurch, dass seine Freundin Isabelle bei der Polizei arbeitet.
    Im nun dritten Fall liegt der Körper des seit einigen Tagen vermissten Richters Lambert auf seinem Tisch. Viele Spuren deuten auf eine extreme Art von Folter hin, es bleibt nicht bei einem Folteropfer und Leon Ritter mischt sich auf seine unkonventionelle Art in die Ermittlungen ein.
    Der Rechtsmediziner als Ermittler auf Spurensuche bietet sich im Krimi häufig an, er sieht Spuren, die in die Polizeiarbeit einfließen können, er hat die Möglichkeiten auch außerhalb des Polizeiapparats zu ermitteln. Besonders, wenn er durch persönliche Bindungen auch noch an Insiderinformationen kommt. Ritter setzt sich oft über die kleinlichen Zuständigkeitsstreitereien zwischen Kriminalpolizei, Gendarmerie und Staatsanwaltschaft hinweg und lässt die obrigkeitshörigen, immer nach Paris schielenden Beamten oft alt aussehen. Das gefällt mir an den Provence-Krimis von Remy Eyssen.
    Auch der schöne Landschaftshintergrund spielt dabei eine Rolle. Le Lavandou hat alle Vorzeige der südfranzösischen Küste, ohne so quirlig zu sein, wie die Hot Spots Saint Tropez und der Cote d’Azur. So findet er zum Beispiel beim abendlichen Boulespiel oder bei einem Café Creme in einer Bar mit den Alteingesessenen Hinweise, die ihm den entscheidenden Vorsprung bei den Ermittlungen geben. Die kleinen Querelen zwischen dem unbequemen Deutschen und den französischen Beamten habe ich immer sehr gern gelesen. Spaß haben mir auch die Ausflüge ins Privatleben gemacht, Leon kommt bestens mit der pubertierenden Tochter seiner Lebensgefährtin zurecht, was immer wieder zu amüsanten Wortgefechten führt, wenn Isabelle die strenge Mutter geben möchte.
    Der Kriminalfall ist aber ernst und das Thema geht unter die Haut. Es bleibt nicht nur beim Urlaubsfeeling in der Provence. Die Ermittlungen führen Leon Ritter durchaus in gefährliche Situationen, die sehr spannend geschildert werden und mich lange im Dunkeln gelassen haben.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Mischung aus Spannung, Realität und Provence-Atmosphäre ist gut gelungen.

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  1. 4
    16. Apr 2017 

    Der Richter

    Der Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter hat es sich ganz gut eingerichtet in Südfrankreich. Er will das Leben genießen und ein wenig auf den Spuren seiner französischen Vorfahren wandeln. Der schöne allerdings trockene Frühling verspricht einen Sommer wie er im Buche steht. Und beim Boule lässt es sich gut entspannen und plaudern. Doch dann geht das Gerücht um, der angesehene Richter Lambert sei verschwunden. So recht nimmt das zunächst keiner ernst, schließlich kann er sich mit einer Geliebten eine kleine Auszeit genommen haben. Doch nur wenig später wird der Richter in desolatem Zustand mit zahlreichen Verletzungen gefunden. Bald verstirbt er an den schweren körperlichen Schäden, die er sich während seines Verschwindens zugezogen hat.

    Bereits zum dritten Mal wird der Gerichtsmediziner Leon Ritter zu den Ermittlungen der Polizei hinzugezogen. Ritter ist ein gewissenhafter und gründlicher Rechtsmediziner, der obwohl er ganz dem savoir vivre zugeneigt ist, auch seine deutschen Wurzeln nicht verleugnen kann. Da kann es passieren, dass er mit exakten Untersuchungsergebnissen, die er in den Zusammenhang stellt und dann noch überdenkt, eher aneckt als erfreut. Zum Glück ist er mit der stellvertretenden Polizeichefin des Ortes liiert, die ihm so manche Unterstützung gewährt, wenn die Herren Kollegen und die ganz Oberen mal wieder etwas unter den Tisch kehren möchten.

    Aus französischer Lebensart und deutscher Gründlichkeit wird hier ein unterhaltsamer Krimi gestrickt. Leon Ritter ist ein gutes Beispiel für ein Kind zweier Kulturen, die zwar ähnlich aber doch sehr unterschiedlich sind. Er möchte sich der Leichtigkeit Südfrankreichs anpassen, kann aber nicht verhehlen, dass er einige sogenannte deutsche Tugenden doch vermisst. Dennoch hat er sich in Frankreich verwurzelt und möchte überhaupt nicht mehr zurück. Damit und mit den lebendigen Beschreibungen des Lebens in der Provence weckt der Autor ein gewisses Fernweh. Gleichzeitig entwickelt sich eine packende Kriminalgeschichte, deren Spuren in die nähere Vergangenheit reichen. Man fragt sich, wer solch nie verzeihenden Hass empfinden kann, dass er Mensch auf ausgesprochen grausame Weise tötet. Darauf kann natürlich keine Obduktion eine Antwort geben. Auf die Frage, warum Menschen töten, antwortet Dr. Ritter, weil sie es können. Das klingt zunächst etwas lapidar, wenn man bedenkt, dass wir auch nur Tiere sind und uns vielleicht nicht so viel einbilden sollten, scheint aber doch was dran zu sein. Jedenfalls ist der Krimi klug komponiert und Leon Ritter wächst einem schon nach kurzem ans Herz.

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