Gauklersommer

Buchseite und Rezensionen zu 'Gauklersommer' von Joe R. Lansdale
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Gauklersommer"

Beruflich und persönlich gescheitert kehrt Cason Statler, Veteran des ersten Irak-Kriegs und einst vielversprechender Journalist, als menschliches Wrack in seine Heimatstadt Camp Rapture zurück. Er trinkt zu viel, kann sich nicht damit abfinden, dass ihm seine Freundin den Laufpass gegeben hat, und versinkt in Selbstmitleid.

Um wieder auf die Beine zu kommen, tritt er bei der Lokalzeitung eine Stelle als Kolumnist an. In den alten Notizen seiner Vorgängerin stolpert er über den unaufgeklärten Fall einer Studentin, die im Jahr zuvor spurlos verschwunden ist. Statler sieht die Chance, sich wieder einen Namen zu machen, und greift die Geschichte auf. Doch damit sticht er in ein Wespennest ...

Format:Broschiert
Seiten:300
EAN:9783942396097

Rezensionen zu "Gauklersommer"

  1. Für mich bislang der ultimative Lansdale

    Viel muss ich mittlerweile wohl nicht mehr zu Mister Lansdale sagen. Seine Bücher haben mich von anfang an angefixt wie es bislang bei kaum einem anderen Schriftsteller der Fall war, im Interview hat er sehr tief blicken lassen und kam unglaublich sympathisch rüber… Grund genug also, sich direkt wieder mit einem seiner Romane zu beschäftigen. Dieses Mal fiel die Wahl also auf “Gauklersommer”. Als kleine “Warnung” möchte ich noch mit auf den Weg geben, dass dieses Buch mit dem neuen Titel “Gluthitze” im Suhrkamp-Verlag wiederveröffentlicht wurde. Seltsame Verkaufsstrategie, die zu ärgerlichen Doppelkäufen führen könnte.

    Die Geschichte geht sich dabei an, wie es für Lansdale typisch ist. Eine eher alltägliche Situation, die sich schon vom Start weg steil und dramatisch zuzuspitzen beginnt. Wie auch seine anderen Werke ist “Gauklersommer” dabei von der ersten bis zur letzten Seite absolut spannend und, bedingt durch den für den Autoren typischen Humor, auch wieder mit einer Garantie für das eine oder andere breite Grinsen ausgestattet. Lansdale schafft es dabei wieder, die schmale Linie, die einen Roman von einer gelungenen Sache zu einem lächerlichen Buch werden lässt gekonnt in Sichtweite zu halten, sie dabei jedoch nie zu übertreten. Dem Autoren gelingt es auch in diesem Buch wieder, eine tolle Atmosphäre aufzubauen, dicht und trotz allem Zynismus in seiner Schreibweise absolut überzeugend. Besonders das Finale war zudem äußerst temporeich und wusste mit einer bitterbösen, aber sehr gefälligen Wendung aufzuwarten.

    “Gauklersommer” gibt sich auch auf der charakterlichen Seite keine Blöße. Wie gewohnt sind die Figuren gut ausgearbeitet und überzeugend. Es gibt bei Lansdale keine Übercharaktere, keine Ritter in strahlender Rüstung. Jeder hat Dreck am Stecken und seine ganz persönlichen, privaten Probleme und Macken. Das sorgt natürlich dafür, dass die Charaktere glaubwürdig sind (auch wenn ich im Falle von Booger sagen muss, dass man hier eine gewisse Überzeichnung nicht absprechen kann). Wie immer lässt sich ein tolles Beziehungsspiel zwischen den Akteuren feststellen, welches bezeichnend für das Werk Lansdales ist.

    Stilistisch bleibt auch alles beim alten. Der Meister (ja, so sehe ich ihn mittlerweile tatsächlich) präsentiert dem Leser die bezeichnende wie auch gelungene Mischung aus spannendem Krimi und schwarzem Humor, der manchmal fast schon an eine Genre-Parodie grenzt. Angereichert wird dieser Mix wie immer mit einigen Gewaltspitzen, die bei “Gauklersommer” allerdings verhältnismäßig dezent ausfallen. Unvermeidlich ist ebenfalls, dass Lansdale seine Leser bei den sprichwörtlichen Eiern packt und sie mit der Nase in eine Thematik stößt, die mitunter schon weh tut. Weh tun soll. Solche Themen nicht zu vermeiden ist ein weiteres Markenzeichen, welches man in seinen Romanen nicht missen möchte, zumal es auch immer in irgendeiner Form mit einem humanistischen Unterton verbunden ist.

    Fazit:

    Auch wenn ich mich damit nun sehr aus dem Fenster lehne, da ich bislang immer noch nur einen Bruchteil seines Gesamtwerkes kenne, ist “Gauklersommer” für mich bislang der ultimative Lansdale-Roman. Hier stimmt von der Figurenzeichnung über den Spannungsbogen bis hin zu bösem Humor da, wo er hin gehört und blutigem Ernst da, wo er nötig ist, einfach alles. Hochspannend, hochunterhaltsam und von Seite zu Seite immer mehr ein Pageturner. Super.

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