Fünf Winter

Joe McGrady, Cop beim HPD, dem Honolulu Police Department und ehemaliger Captain der US Army, soll einen komplexen Fall aufklären. Der Neffe eines Admirals und eine junge Japanerin sind bestialisch ermordet worden. Hierfür wird McGrady nach Hongkong gesandt und gerät in die heiße Phase des Pazifikkrieges. Erst nach der Kapitulation Japans – nach fünf Wintern - kann er wieder nach Hawaii zurückkehren – und nimmt den Fall wieder auf. Aber die Machtverhältnisse haben sich geändert.
Ohne dass der Spannungsbogen auch nur einmal durchhängt, führt Kestrel uns durch eine komplexe Geschichte vor dem Hintergrund der Wirren des Pazifikkrieges. Die Historie ist mehr als nur eine Folie für die Handlung – ohne die Zeitgeschichte, die Geworfenheit der Menschen im Strudel des Krieges ist die Story nicht denkbar. Mit McGrady erleben wir den kolonialen Charme des Orients kurz vor dem Krieg – dann Bomben und Artillerie auf Hongkong, den Napalm-Angriff auf Tokyo – und ahnen, was dabei verloren gegangen ist. Wir erleben das vormoderne Tokyo, „Als hätte jemand ein mittelalterliches Dorf gebaut und dabei Los Angeles im Sinn gehabt.“ Kestrel hat offenkundig gründlich recherchiert. All das verleiht der Story eine intensive Authentizität. Auch die Sprache hat mir gefallen – Kestrel schreibt knapp, präzise und bildhaft. Dialoge kann er auch.
Der Autor hat einen Crime Noir mit vielen Grautönen geschaffen. Trotz der Eindeutigkeit der Schuld Japans am Kriegsgeschehen erlaubt Kestrel sich keinerlei Rassismen und hält sich im Urteil zurück. Im Gegenteil gelingt es dem Autor, japanische Lebensart und Kultur respektvoll und anschaulich zu beschreiben. Ebenso versagt er sich billige Nationalismen und Moralurteile. „Wenn eine Frau und ihr Baby in Flammen aufgingen und verkohlten, spielte es keine Rolle mehr, aus welchem Land sie stammten.“
Kestrel lässt seinen Helden darüber nachdenken, wie klein oft die Entscheidungen scheinen, die unserem Leben seine Richtung geben. Umso mehr gilt das für die „interessanten Zeiten“, die in diesem Epos geschildert werden. Joe McGrady ist ein sympathischer Protagonist, wie frau ihn gern hat – ein harter Bursche, der dennoch zu zarten Gefühlen fähig ist. Ganz ohne Kitsch und Sentiment zeichnet Kestrel eine anrührende Liebesgeschichte, mit all der Tragik, die in Kriegszeiten dazugehört. Auch die Frauenfiguren sind ihm durchweg gut gelungen.
Historischer Roman, Spionage Thriller, Crime Noir, Liebesgeschichte – James Kestrels Roman vereint all diese Genres auf kluge und spannende Art. „Fünf Winter“ unterhält bestens auf hohem Niveau. Eine Verfilmung wird wohl nicht allzu lange auf sich warten lassen!
Lieblingsbuch 2023
Gelungenes Thriller-Potpourri
"Fünf Winter" geschrieben von James Kestrel & ins Deutsche übersetzt von Stefan Lux.
Der Thriller erscheint am 13.03.2023 und wurde vom Suhrkamp Verlag verlegt.
Der amerikanische Schriftsteller nutzt das Pseudonym James Kestrel anstatt James Moore.
Er ist nach abgeschlossenem Studium als Rechtsanwalt tätig und verbrachte seine Zeit nicht nur in den USA. Sein ungewöhnlicher Lebensweg mag auch mit eine Erklärung für seine vielfach ausgezeichneten Bücher, sein.
Zum Inhalt:
1941. Hawaii / USA. Ein Mord soll von Joe McGrady, seit wenigen Jahren als Detektive beim HPD, gelöst werden. Keiner konnte ahnen, dass viele Jahre und Meilen zwischen dem Mord und der Feststellung des Täters vergehen würden. EIne Reise, die Gefahren für alle im Umfeld McGradys birgt.
Mein persönlicher Leseeindruck
Ich durfte den Thriller schon vorablesen.
Gestaltung, Aufbau, Protagonisten, Logik, Spannung
Gleich zu Beginn :ich halte die gebundene Version in den Händen.
Sie beeindruckt mich mit seiner feinen kreativen Gestaltung.
DIe Papierqualität ist schön griffig und lässt sich gut blättern.
Ein Buch, dass sicher auch als Geschenk eine gelungene Überraschung darstellt.
Der Story-Aufbau und - Line sind super flüssig lesbar. Die Charaktere werden sorgfältig aber nicht zu umfangreich vorgestellt. Im weiteren Verlauf bekommen die Protagonisten immer mehr Facetten und werden vor meinen Augen lebendig.
Mit großem Geschick wird hier eine Täterjagd über einen Jahrelange Zeitraum absolut spannend und mitreißend erzählt.
Obwohl ich Bücher der 40-er Jahre und Kriegsgeschehen nicht präferiere, mag ich in diesem Fall keine Lesepausen einlegen, zu sehr nimmt mich die Story gefangen.
Spannende Szenen und Einstreuungen empfinde ich als gezielt und erfolgreich gesetzt.
Zusammenfassung:
Ein Thriller, der mit Sicherheit viele Leser begeistern wird.
Die gesamte Geschichte brilliert mit ihrer Logik und dem unausweichlichen Nervenkitzel sowie den historischen Begebenheiten.
Fazit:
Ein außergewöhnlicher Thriller, der mit historischen Begebenheiten, dem individuellen Schicksal der Bevölkerung und Abgründen menschlichen Handelns ein Potpourri außergewöhnlicher Thriller-Unterhaltung präsentiert.
Für mich ist klar, dass "Fünf Winter" in meinem Lieblingsbuch-Regal 2023 einen festen Platz finden wird.
Von mir gibt es ausgezeichnete 5* Lesesterne mit einer Leseempfehlung!
ISDN: 3518473174
Preis: 16-20 Euro abhängig vom Format.
Formate: elektr. Version & gebundenes Buch
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