Früher hab ich nur mein Motorrad gepflegt

Buchseite und Rezensionen zu 'Früher hab ich nur mein Motorrad gepflegt' von Bernd Gieseking
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Inhaltsangabe zu "Früher hab ich nur mein Motorrad gepflegt"

Diskussionen zu "Früher hab ich nur mein Motorrad gepflegt"

Format:Taschenbuch
Seiten:288
EAN:9783596298440

Rezensionen zu "Früher hab ich nur mein Motorrad gepflegt"

  1. Was ist mit Vater

    Irgendwann erreicht jeden von uns dieser gefürchtete Anruf: es ist was mit Mutter oder Vater passiert und dann stellt sich die Frage – was nun?

    Wer sich im Bekanntenkreis umhört, wird schnell feststellen, dass das kein Einzelfall ist. Jahrelang hat man den Gedanken daran weit weggeschoben. Es geht den alten Eltern ja noch gut. Sicher, kleine Gebrechen und Einschränkungen hat man wahrgenommen, aber es funktioniert doch alles. Bei den paar Besuchen war der Kaffeetisch gedeckt, der Kuchen war selbst gebacken und Hilfe wurde gar nicht erwartet oder gar angenommen. Aber wenn man sich die Zeit nimmt und hinter die Fassade aus Stolz und Eigensinn schaut, sieht es doch ganz anders aus.

    Der Kabarettist Bernd Gieseking schrieb auf, wie es ihm erging, als er sich der Tatsache stellte, dass die Kräfte der alten Eltern nachgelassen haben und Unterstützung gebraucht wird.
    Für einige Wochen hat er sich in einem Wohnwagen im Garten der Eltern einquartiert um da zu sein und zu erkennen, wo er helfen kann. Dabei hat er mehr über sich gelernt, als er dachte und auch seine Eltern aus einem völlig neuen Blickwinkel gesehen. Er wäre kein erfolgreicher Kabarettist, wenn er nicht aus den vielen kleinen Alltagsepisoden Witz und Komik geschöpft hätte. Das Leben im Alter muss ja nicht freudlos sein.

    Aber hinter den amüsanten Geschichten steckt schon mehr. Wenn er seinen Vater zum Arzt begleitet und feststellt, dass selbst er kaum den Ausführungen des gehetzten Arztes folgen kann – wie soll sein schwerhöriger Vater das verstehen. Oder wenn er begreift, dass seine Hilfe auch am Stolz der Eltern kratzt, die ein Leben lang unabhängig waren und nun schwer einsehen können, dass sich das Eltern – Sohn Verhältnis langsam umkehrt. Er muss sich aber auch der Frage stellen, wie viel er selbst aufgeben kann. Wohnort, Beruf, Lebensmittelpunkt – das ist heute nicht mehr an den Heimatort gebunden und führt zu Situationen, die frühere Generationen nicht kannten.

    Eine Herausforderung also, der er mit Humor und spitzer Feder begegnet. Ein Buch, das mich gut unterhalten, aber auch sehr nachdenklich gestimmt hat.

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