Freunderlwirtschaft: Kriminalroman
Die österreichische Schriftstellerin und Buchhändlerin Petra Hartlieb hat ihre schriftstellerische Karriere als Krimiautorin begonnen. Gemeinsam mit dem Literaturkritiker Claus-Ulrich Bielefeld hat sie vor Jahren eine dreibändige Krimireihe geschrieben. Nun hat sie mit „ Freunderlwirtschaft“ erneut einen Krimi vorgelegt; für diesen aber ist sie allein verantwortlich.
Hauptkommissarin Alma Oberkofler, frisch von Linz nach Wien versetzt, bekommt es gleich in der ersten Woche mit einem brisanten Mordfall zu tun. Der smarte junge Minister für Tourismus und Landwirtschaft, Max Langwieser, wird tot in seiner Penthouse- Wohnung aufgefunden. Todesursache: ein Sturz auf den gläsernen Designertisch. War es ein Unfall oder hat hier jemand nachgeholfen? Doch wer sollte ein Interesse haben, den beliebten Politiker umzubringen. Der Verdacht fällt bald auf seine Freundin Jessica, die seitdem verschwunden ist. Doch Alma hat hier ihre Zweifel. Bald gibt es einen zweiten Toten, der mit dem ersten Opfer in Beziehung stand.
Die Ermittlungen führen die Polizeibeamtin und ihre Kollegen in allerhöchste Kreise. Langwieser war ein enger Freund von Bundeskanzler Fercher, der einige Ähnlichkeiten zum früheren österreichischen Kanzler Sebastian Kurz aufweist. Bald stellt sich heraus, dass der saubere Landwirtschaftsminister einige dubiose Geschäfte laufen hat. Wirtschaft und Politik gehen hier eine lukrative Verbindung ein. „ Die waren nicht sauber. Denen ging es nicht um das Wohl des Landes, das war höchstens der romantische Beginn ihrer politischen Karriere gewesen. Nun ging es um Geld, Macht und Privilegien , und auch wenn Frauen irgendwie mitspielen durften, war es ein Männerzirkel wie schon seit jeher. Verschlossen, kameradschaftlich und gnadenlos. Wo man hinsah, die Jungs hielten eisern zusammen, einfach weil es ein Prinzip war, aber auch, weil jeder vom jeweils anderen etwas in der Hand hatte, etwas, mit dem man erpressbar war.“
Mit Sachverstand ( die Recherche erforderte hier viel Zeit und Arbeit, wie die Autorin in einem Interview bekennt) und mit bissigem Spott beschreibt Petra Hartlieb die Ermittlungsarbeit . Doch es gibt noch eine zweite Perspektive im Roman, nämlich die von Jessica, der Verlobten des Toten. Hier erfährt der Leser aus erster Hand, wie sich die Beziehung zwischen der jungen Frau und dem Minister entwickelt hat. Beide kennen sich seit ihrer Schulzeit. Und hier begleiten wir Jessica auf ihrer Flucht und erfahren die Gründe dafür. So ist der Leser immer etwas schlauer als die ermittelnde Beamtin.
Petra Hartlieb legt Wert auf eine differenzierte Figurenzeichnung. Alle wichtigen Protagonisten bekommen einen biographischen Hintergrund. Das macht die Figuren authentisch und lebendig. Von Alma erfährt der Leser gleich zu Beginn, dass ein Kindheitstrauma verantwortlich war für ihre Berufswahl. Mentalen Ausgleich findet Alma in der Beziehung zu Antti, einem finnischen Professor, den sie vor drei Jahren auf Sylt kennengelernt hat und der seinen Arbeitsplatz ihr zuliebe nach Österreich verlegt hat. Und eine nette Buchhändlerin darf im Roman auch nicht fehlen. Die ist Wohnungsnachbarin von Alma und hat immer ein offenes Ohr und etwas zum Essen und Trinken für sie.
„ Freunderlwirtschaft“ ist ein unterhaltsamer Krimi, der zwar frei erfunden ist, aber Ähnlichkeiten mit Personen und Vorkommnissen aus der Realität aufweist. Die sympathische Ermittlerin und ihre geradlinige Vorgehensweise lassen auf eine Fortsetzung hoffen.
Alma Oberkofler wollte schon als Kind Polizistin werden und sie hat sich durchgesetzt. Endlich ist sie leitende Ermittlerin bei der Leib und Leben Wien, sprich der Mordkommission. Dass ihr als erstes ein toter Minister vor die Füße fällt, kommt doch etwas unerwartet. Unklar, ob es ein Unfall gewesen sein könnte oder Mord. Verdächtig macht sich allerdings die Lebensgefährtin des Verstorbenen. Die ist nämlich plötzlich verschwunden. Alma und ihr Team beschäftigen sich zunächst mit der Suche nach der jungen Frau und mit den Lebensumständen des schicken jungen Politikers.
Mit ihrem ersten eigenen Kriminalroman beschäftigt sich Petra Hartlieb gleich mit der hohen Politik. Ihre Kommissarin Alma Oberkofler ist eine überzeugte Polizistin. Mit ihrer Haltung macht sie sich nicht immer beliebt. So soll Wien ein Neuanfang sein. Ob sie mit ihrem Team zusammenwächst wird sich finden. Ein weniger brisanter Fall wäre ihr für den Beginn schon lieber gewesen. Hilft ja nichts. Also ran ans Werk. Alma ist gespannt, wie lange man sie ihre Untersuchungen anstellen lässt. Schließlich geht es in die höchsten politischen Kreise. Und siehe da, bald bekommt sie einen einen Kollegen vom Verfassungsschutz zur Seite gestellt. Entzogen wird ihr und ihren Kollegen der Fall jedoch nicht.
Bekannt ist Petra Hartlieb wohl auch von ihrer Buchhandlung in Wien. Auch darüber hat sie sich bereits in liebenswürdig erfrischender Weise geäußert. Und nun gibt es einen Kriminalroman mit einer spannenden Kommissarin, deren Fähigkeiten sicher noch nicht ganz ausgereizt sind. Nicht ganz klar ist, ob es sich bei dem Fall überhaupt um einen Fall handelt. Schließlich kann ein Sturz auch ein Unfall sein. Spannend wird es, wenn es um den Hintergrund des Politikers geht. Sollte es da doch einen Grund gegeben haben, ihn aus dem Weg zu schaffen. Auch die gewitzte Art und Weise, wie es die Verlobte des Toten schafft, zu verschwinden, gefällt. Am Schluss hätte man sich möglicherweise etwas mehr Geradlinigkeit gewünscht, aber vielleicht passt es gerade so wie es ist in die Welt der Politik, in die Alma da unversehens hereingeraten ist. Ein lesenswerter erster Fall mit eine auffälligen Cover, den man gerne in seinem Buchregal aufnimmt.
Nahe an der Realität...
Kriminalkommissarin Alma Oberkofler tritt ihren Dienst als Leiterin der Abteilung Leib und Leben mit einem prominenten Todesopfer an: Landwirtschafts- und Tourismusminister Max Langwieser wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Von seiner Verlobten Jessica fehlt jede Spur, schnell gerät sie ins Zentrum der Ermittlungen. Doch es ist nicht klar, ob der junge, aufstrebende Politiker tatsächlich ermordet wurde oder doch einem unglücklichen Unfall zum Opfer wurde...
Petra Hartlieb nimmt uns in "Freunderlwirtschaft" mit in die Welt der jungen, konservativen Politikergeneration Österreichs. Sie versucht nachzuzeichnen, was die mutmaßlich neuen Jungpolitiker antreibt und wie sich ihre hehreren Vorhaben durch die Erlangung von Macht verändern. Die Autorin portraitiert ihre Figuren mit Liebe zum Detail - besonders die beiden Hauptfiguren Alma Oberkofler und Jessica Pollauer bekommen eine umfangreiche Biographie. Abwechselnd erfahren wir mehr über ihren Werdegang, die Zeitebene springen regelmäßig zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Hartliebs Schreibstil ist kurzweilig, die unterschiedlichen Erzählperspektiven bringen Spannung und Bindung an die Charaktere zugleich, sodass der Krimi weggeht wie warme Semmeln. Besonders schön fand ich, dass wir viel über Beweggründe erfahren haben, warum Alma unbedingt Polizistin werden wollte. Da hier einiges offen blieb, hoffe ich auf eine Fortführung der Geschichte dieser sympathischen Kommissarin. Generell gelingt es der Autorin hervorragend eine interessante Entwicklung der Protagonist:innen aufzubauen. Auch Jessicas Handeln wird nachvollziehbar beschrieben, auch wenn diese Figur für mich nicht ganz so greifbar und ich etwas überrascht war, dass die zumeist naiv gezeichnete Protagonistin dann doch ein ziemliches Maß an Gerissenheit an den Tag legt.
Was ich beim Lesen aber festgestellt habe: auch ich bin politikverdrossen. Besonders diese jungen konservativen Politiker verursachen bei mir nicht nur ein ungutes Bauchgefühl, sondern vielmehr Aggression und absolutes Unverständnis. Dafür kann die Autorin nichts, ihr ist es meines Erachtens hervorragend gelungen, diesen Menschentypus gekonnt nachzuzeichnen. Für meinen Geschmack war das etwas zu viel Realität, beim Lesen bevorzuge ich mich daraus eher zu entfernen, zumindest wenn es um Politik geht. Demnach war bei der Verlauf der Geschichte bis hin zu seinem eher offenen Ende ziemlich vorhersehbar.
Mein Fazit: Freunderlwirtschaft ist ein empfehlenswerter Krimi rund um die jungkonservativen Politiker Österreichs ohne viel Gewalt, der einerseits spannend und äußerst kurzweilige geschrieben ist und es andererseits versteht, ein treffendes Portrait seiner Protagonist:innen zu zeichnen. Für Kenner:innen der österreichischen Politik dürften sich die Überraschungsmomente allerdings in Grenzen halten.