Frau Morgenstern und die Flucht: Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'Frau Morgenstern und die Flucht: Kriminalroman' von Marcel Huwyler
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Frau Morgenstern und die Flucht: Kriminalroman"

Format:Taschenbuch
Seiten:336
Verlag: GRAFIT
EAN:9783986590024

Rezensionen zu "Frau Morgenstern und die Flucht: Kriminalroman"

  1. 4
    10. Apr 2023 

    Und plötzlich ist alles anders...

    Violetta Morgenstern, Pensionärin und kreative Auftragskillerin im Namen des Staates, kommt in arge Bedrängnis, als ausgerechnet ihr Freund eliminiert werden soll. Die Situation gerät völlig außer Kontrolle, und plötzlich steht Violetta selbst auf der Todesliste. Von den eigenen Leuten gejagt, taucht sie gemeinsam mit ihrem Kollegen, Ex-Söldner Miguel Schlunegger, unter. Das mörderische Duo sorgt nun aus dem Untergrund heraus auf eigene Faust für Gerechtigkeit. Bei ihrem ersten Auftrag untersuchen sie den mysteriösen Tod eines Jungen – und kommen dabei einer ungeheuren Vertuschungsaktion auf die Spur, die unzählige Menschenleben bedroht. (Klappentext)

    Frau Morgenstern ist eine pensionierte Lehrerin mit recht rigiden Moralvorstellungen und einem schrägen Hang zur Selbstjustiz ("Strafe muss sein!"). Seit einiger Zeit schon arbeitet sie für das geheime Liquidierungs-Ministerium der Schweizer Regierung: "TELL". Das Morden im Regierungsauftrag bei erwiesener Bösartigkeit und Gefährlichkeit der Delinquenten, denen mit legalen Mitteln nicht beizukommen ist, ist genau nach Frau Morgensterns Geschmack.

    Sie und ihr versierter Kollege Miguel Schlunegger arbeiten gerade an einem kniffligen Fall als Frau Morgenstern durch einen bloßen Zufall von einer Ungeheuerlichkeit erfährt. Ausgerechnet ihr bester Freund soll von einer Abteilung von TELL liquidiert werden. Sie versucht noch, das Schlimmste zu verhindern, doch die Situation eskaliert, und plötzlich steht Frau Morgenstern selbst auf TELLs Liste. Sie wird gejagt und ist gezwungen, schleunigst zu verschwinden. Doch wohin nur? Die Grenzen sind dicht, die Schweiz bietet nicht viele Möglichkeiten sich dauerhaft zu verstecken - da ist guter Rat teuer. Glücklicherweise steht ihr Kollege Miguel Schlunegger ihr selbstlos zur Seite - und so tauchen sie gemeinsam unter. Denn sie haben in der Tat eine grandiose Idee...

    Dafür gehen allerdings die gesamten Ersparnisse drauf, und so beschließen die erfahrenen Ermittler, auf eigene Faust Aufträge aus dem Untergrund heraus anzunehmen - größtenteils gegen gute Bezahlung, ehrenhalber aber gelegentlich auch unentgeltlich, wenn es darum geht, für Gerechtigkeit zu sorgen. Der erste Auftrag dieser Art führt Frau Morgenstern und Miguel in ein verschlafenes Nest, in dem jeder jeden kennt. Dort sollen sie den mysteriösen Tod eines Jugen aufklären, denn die Eltern glauben nicht an die offiziell bestätigte Unfalltheorie. Doch was sie dann entdecken, ist in der Tat haarsträubend...

    Die Entwicklungen in diesem vierten Band der Reihe um Frau Morgenstern haben mich ehrlich gesagt kalt erwischt. Hier geht es in mehr als einer Hinsicht um Abschiede und gravierende Veränderungen. Ich hatte erwartet, immer neue Aufträge von TELL begleiten zu können, doch damit ist es jetzt wohl endgültig vorbei. Frau Morgenstern muss alles zurücklassen, ihr ganzes Leben steht Kopf, und das ihres Kollegen noch gleich dazu.

    Das verändert auch die Dynamik zwischen den beiden. Gingen sie bislang recht flapsig miteinander um und hauten sich auch derbe Bemerkungen um die Ohren, nehmen sie nun doch viel mehr Rücksicht aufeinander und bemühen sich, den anderen bei Laune zu halten. Frau Morgenstern ist es sehr wohl bewusst, was Miguel um ihretwillen alles aufgegeben hat - er wird nie wieder ein Privatleben haben, stets an sie gebunden sein, keine Träume mehr verfolgen können. Erleichterung darüber nicht alleine zu sein und ein schlechtes Gewissen hinsichtlich der Bedeutung dieses Schrittes halten sich hier die Waage. Die Unbeschwertheit mit den spritzigen Dialogen zwischen den beiden kommt nun allerdings arg kurz, was verständlich aber doch auch ein wenig schade ist. Und der Wortwitz, der mir in den vorherigen Bänden so gut gefallen hat, fällt zwar auch hier wieder auf, allerdings angesichts der etwas bedrückenden Lage der beiden Akteure ebenfalls nur reduziert. Ich hoffe, das ändert sich in den kommenden Bänden wieder.

    Den Fall um den mysteriösen Tod des Jungen, in dem Frau Morgenstern und Miguel hier ermitteln, fand ich leider nur semi-spannend. Die Lösung und die Konsequenz daraus war dann aber wieder ganz im TELL-Style - gelernt ist eben gelernt.

    Trotz all der Veränderungen und der genannten Abstriche hat mir die Folge insgesamt aber wieder gut gefallen. Judith Steinhäuser ist auch diesmal als Sprecherin eine passende Besetzung für die ungekürzte Lesung (11 Stunden und 14 Minuten ). Mit ihrer leicht rauchigen Stimme, die ein wenig an die der berühmten Katharina Thalbach erinnert, bietet sie das passende Hörerlebnis zu der Person der Frau Morgenstern.

    Ich warte jetzt jedenfalls schon gespannt auf Band fünf!

    © Parden

    Teilen