Frankie: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Frankie: Roman' von Michael Köhlmeier
3.25
3.3 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Frankie: Roman"

Der neue Roman von Michael Köhlmeier – eine rasante Road Novel, ein unvergessliches Duo Ein Teenager, ein soeben aus dem Gefängnis entlassener Großvater und eine geladene Pistole: Frank ist vierzehn, lebt in Wien, kocht gern und liebt die gemeinsamen Abende mit seiner Mutter. Aber dann gerät sein Leben durcheinander. Der Großvater ist nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. Frank kennt ihn nur von wenigen Besuchen. Der alte Mann reißt den Jungen an sich, einmal tyrannisch, dann zärtlich. Frank ist fasziniert von ihm. Am Ende stehen sich die beiden auf einer Autobahnraststätte gegenüber wie bei einem Duell. Michael Köhlmeier erzählt von einer Initiation, von Rebellion und Befreiung und der ewigen Faszination des Bösen – von einem Duo, das man nie wieder vergisst.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:208
EAN:9783446276185

Rezensionen zu "Frankie: Roman"

  1. spannend

    Frank Thaler, 14 Jahre alt, lebt mit seiner "lieben apfelgesichtigen" Mama in einer Zweizimmer- Wohnung in einer Wiener Vorstadt. Beide verstehen sich gut miteinander, manchmal schläft Frank sogar im leeren Ehebett bei ihr.
    Beide verstehen sich gut miteinander, sie machen es sich gerne gemütlich bei gutem Essen und Tierfilmen.
    Frank macht gern eine Freude, wenn kein Aufwand damit verbunden ist, sagt er, und er liebt das Nichtdenken.
    Durch Nichtfragen, und lieber nicht wissen wollen hält man sich Gefühle und Probleme vom Leib.
    Die Idylle wird gestört, als sie den Großvater aus dem Gefängnis abholen.
    Er hat achtzehn Jahre abgesessen, aber wir erfahren nicht den Grund.
    Er ist ein grober Mensch, der eine Wirkung auf Frank ausübt.

    Ein schmaler Band, eine abstrakte Geschichte, die die Spannung bis zum Ende aufrecht erhält.

    Ein Buch, das mich ratlos zurück gelassen hat. Wenn man die Werke des Autors kennt, seinen Ton und seine Art zu schreiben, wird man wahrscheinlich besser beurteilen können, wie er seinen Text gemeint hat, in welche Gattung es gehört.

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  1. Diffuse Gemengelage

    Dass Frankies ganzes Handeln und seine Welt- und Familienanschauung unauthentisch und völlig daneben sind, haben schon etliche meiner Vorrezensenten angemerkt. Dem kann ich mich nur anschließen. Und: Nein, ich habe noch kein anderes Buch von Michael Köhlmeier gelesen, werde ich auch nicht mehr. Ich hatte zwar gelegentlich mit „Matou“ geliebäugelt, aber der Umfang von 960 Seiten und etliche Rezensionen hielten mich davon ab.

    „Frankie“ ist ein schmales Buch mit lediglich 206 Seiten. Es ist schon flüssig zu lesen, aber unschlüssig, im Sinne von: Der Autor wusste möglicherweise nicht, wohin die Reise gehen sollte. Ich hatte – wie leider so oft – den Eindruck, dass eventuell der Verlag mal wieder den Autor unter Druck gesetzt hat, ein neues Buch müsse her und da liefert man dann in der Not Unausgegorenes ab.

    Ich wurde also weder mit Frankie warm, noch mit seiner Mutter, dem Freund der Mutter, geschweige denn mit den Knast-Opa, um den die Geschichte sich dreht. Das Buch ist schnell gelesen, so viel Zeitverschwendung ist es also nicht, aber irgendwie schade trotzdem.

    Frankie begegnet also seinem Opa, den er – außer ein paar Mal im Knast – noch nie gesehen hat. Der Opa ist äußerst aggressiv und warum Frankie dann dauernd mit ihm mitwill, bleibt unverständlich. Der ganze Handlungsablauf kommt einem vor, wie an den Haaren herbeigezogen. Im Grunde sind nicht nur Frankies Beweggründe nicht nachzuvollziehen, ebenso wenig die Handlungen aller Beteiligter. Es wird auch viel zu wenig nachgefragt oder recherchiert, die meisten Protagonisten nehmen seltsames Verhalten einfach so hin. „Wenn einer den anderen fragt, was er getan hat, dann wird irgendetwas erzählt. Nur nicht die Wahrheit. Das ist dann wie Fernsehen oder Bücherlesen.“ (Seite 75)

    Eine von Opas Weisheiten hat mir allerdings gefallen, Seite 87: „Nie sind deine eigenen Gedanken so frei wie im Gefängnis. […] Der wahre Denker ist der, der sich um nichts in seinem Leben kümmern muss. Alle großen Philosophen haben Personal gehabt. […] Im Gefängnis musst du dich um nichts kümmern. Du brauchst nicht nachzudenken, was und wann es Essen gibt. Du brauchst nicht nachzudenken, wo du schlafen sollst. Wann du arbeiten sollst. …“

    Und wir müssen einfach so hinnehmen, dass Vieles offenbleibt oder unklar im Nebel verschwindet. „Was die Polizei versäumt, übernimmt das Schicksal.“ (Seite 154) Zum Beispiel will Frankie nie wissen, warum sein leiblicher Vater weg ist oder was es mit Opas Frau, der Mutter seiner Mutter, auf sich hatte. Die er nie kennengelernt hat. Geredet wird in der kleinen Familie nur über Belanglosigkeiten, wie Kleidung, Möbel oder Essen.

    Das Cover ist genauso unausgegoren wie der Rest. Das abgebildete Auto hat nicht nur die falsche Farbe, es ist auch vom Zustand her nicht richtig. Von daher passt es vielleicht dann doch zum Inhalt.

    Fazit: Schon flüssig zu lesen, aber dennoch kaum empfehlenswert. Die Geschichte ist einfach nicht nachvollziehbar.

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  1. Die Faszination des Bösen

    Der Autor lässt einen Jugendlichen erzählen: Frank Thaler, fast 14, ein braver und unauffälliger Junge, der mit seiner alleinerziehenden berufstätigen Mutter zusammenlebt. Jeden Mittwoch kocht er, am Wochenende schauen sie gemeinsam „Tatort“, und manchmal krabbelt er in ihr Bett. In dieses Familienidyll schiebt sich nun der Großvater, der nach vielen Gefängnisjahren vorzeitig entlassen wird. Der Großvater tritt fordernd und übergriffig auf. Nicht nur, dass er den Namen seines Enkels gegen dessen Willen zu „Frankie“ amerikanisiert, er benimmt sich auch sonst wie ein alter Cowboy: ruppig, unfreundlich und gewalttätig. „Ein Tier“, sagt seine ängstliche Tochter über ihn, und ist es ein Zufall, dass Frank gerne Tierfilme sieht, vor allem, wenn es um Fressen und Gefressen-Werden geht?

    Frank ist abgestoßen, aber dann auch wieder fasziniert von der Art seines Großvaters. Und so entsteht diese Geschichte: wie das Muttersöhnchen sich befreit aus dem langweiligen, kleinbürgerlich-braven Mief.

    Köhlmeier trifft den Ton des Jugendlichen, die Figur des Jungen wirkt authentisch. Frank räsoniert über dies und das, über Worte, einen Lehrer, den Freund der Mutter, das Kochen – aber das, was die Handlung vorantreibt, spart er in seinen Gedanken aus. Diese fehlende Kausalität hat mich zunächst gestört, bis ich sie als erzählerischen Kunstgriff verstanden hatte. Damit verlangsamt der Autor die Geschichte, was die tatsächlichen Ereignisse dann um so plakativer wirken lässt. Gleichzeitig lässt er seinem Leser Freiräume, die dieser selber füllen kann.

    Auf mich wirkte das Erzählen daher wie ein Eisberg: das Wesentliche bleibt ungesagt unter der Oberfläche, schimmert aber durch. Und dieses souveräne Erzählen hat mir hervorragend gefallen!

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  1. Familienbande

    Ich mag Coming-of-Age Geschichten sehr und daher hat mich dieser Titel besonders interessiert. Von Michael Köhlmeier hatte ich zuvor noch nichts gelesen.

    Frank Thaler, der von allen nur Frankie genannt wird, lebt mit seiner Mutter alleine ein beschauliches, durchorganisiertes Leben. Als der Großvater nach sehr langer Zeit aus dem Gefängnis kommt, ist Frankies Mutter natürlich wenig begeistert, da sie Angst hat, dass "der Alte" ihren Jungen verderben wird. Was macht es mit dem 14- Jährigen, Kontakt zum Opa zu haben?

    Auch wenn das Buch nur wenige Seiten hat, weiß es dennoch auf emotionaler Ebene zu fesseln, denn es geht vor allem um die Emotionen, die Frank umtreiben im Kontakt mit dem Opa.

    Die nüchterne, schnörkellose Sprache gefiel mir sehr und passt zum Thema. Die Wahl der Ich- Perspektive (Frankie ist der Erzähler) mochte ich, da so seine Emotionen besser fühlbar waren.

    Gern hätte ich gewusst warum der Großvater im Gefängnis war, aber eigentlich ist das gar nicht so wirklich wichtig, weil es ja in erster Linie um Familienbande geht und wie Menschen das Leben anderer beeinflussen und verändern können.

    Fazit: Unterhaltsam, anders, intensiv. Ich mochte es und empfehle es gern.

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