Feenstaub: Roman

Rezensionen zu "Feenstaub: Roman"

  1. Herzensbuch.

    Die Handlung ist simpel. In einem nicht näher bezeichneten Land, obwohl ich aufgrund der Eigennamen der Protagonisten Rumänien assoziiere, liegt eine Insel in einem Fluss. Es muss sich um eine abgelegene Flussbiegung handeln, denn dort kommt niemand hin. Meist liegt Nebel über den Bäumen. Am Ufer liegt ein Boot mit Rudern.

    Was es mit der Insel auf sich hat, will ich nicht verraten. Andere Rezensionen verraten es euch sicher, aber hier lest ihr nichts davon. Ich sage nur so viel: Die Atmosphäre stimmt.

    In fast lyrischen, kurzen Texten, die aber nichts mit Gedichten zu tun haben, vermag es Cornelia Travnicek eine Geschichte zu verdichten und fast märchenhaft zu gestalten, aber gleichzeitig so zu schreiben, dass man zu keinem Zeitpunkt im Märchenhaften abtauchen kann. Nein, kein Märchen, keine Sage, das ist Gesellschaftskritik pur. Das ist heute.

    Originell empfinde ich "Feenstaub". Gut, ich stellte eine gewisse Nähe mit Lisa Tetzners "Die schwarzen Brüder" fest. Aber wer kennt diesen Roman heute noch. Nach so langer Zeit darf man eine Idee neu formulieren.

    Menschenhandel ist leider traurige Realität in alten wie in modernen Gesellschaften. Denn darum geht es. Immer haben wir gedacht, es sei aus und vorbei damit. Aber das Böse ist eben niemals auszurotten. Das Gute aber auch nicht.

    Cornelia Traverniceks Roman „Feenstaub“ ist große Literatur. Leicht zu lesen. Große Vorstellungskraft. Wunderbare Übersetzung eines Märchens in die Gegenwart. Traurig und schön.

    Fazit: Ein Märchen, das leider keines ist. „Feenstaub“ hat im Handumdrehen mein Herz gewonnen.

    Kategorie: Belletristik in ihrer schönsten Ausgestaltung
    Verlag: Picus, 2020
    Auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises.

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