Falsche Freunde

Buchseite und Rezensionen zu 'Falsche Freunde' von Wolfgang Schorlau
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Falsche Freunde"

Eine Handvoll reicher Italiener möchte Venedig in ein Disneyland für Superreiche verwandeln. Ein Mordfall bringt Commissario Morello ins Spiel – und ihn selbst in höchste Gefahr. Weg mit den ärmlichen Tagestouristen! Weg mit den Sandalen tragenden Studienräten aus Deutschland, die nur zwei, drei Tage auf der Biennale bleiben! Und vor allem: raus mit den noch verbliebenen Bewohnern Venedigs. Die Gruppe, die sich auf das Erbe der venezianischen Dogen beruft, über Jahrhunderte Herrscher der Serenissima, bereitet eine beträchtliche Erweiterung des Flughafens vor. Sie plant eine U-Bahn, die unter der Lagune hindurch vom Festland nach Venedig führt. Die Pläne sind fertig. Nur eine klitzekleine Kleinigkeit fehlt noch: Die zuständigen Politiker müssen bestochen werden. Diese Aufgabe übernimmt der treue Buchhalter Paolo Salini. Doch als dieser ermordet wird und das Bestechungsgeld verschwindet, übernimmt Commissario Morello den Fall und bringt das lang geplante Projekt in Gefahr. Da beschließen die reichen Männer: Morello muss weg …

Format:Broschiert
Seiten:352
EAN:9783462003031

Rezensionen zu "Falsche Freunde"

  1. Spannung, Fakten und Fiktion und die magische Stadt Venedig

    „Hören Sie, Commissario, die Vereinbarung mit dem Innenministerium besagt, dass Sie nach Sizilien versetzt werden, sobald Sie Salinis Mörder gefasst haben. Wenn Sie Ihre Arbeit hier erledigt haben, können Sie am nächsten Tag wieder zurück zu Ihrer Mafia.“ (Zitat Seite 42)

    Inhalt
    Venedig im Nebel ist nicht romantisch und mystisch, sondern einfach nur nass und kalt, denkt Commissario Antonio Morello und vermisst sein geliebtes Sizilien. „In Sizilien ist die Sonne wärmer, das Licht des Himmels klarer und von einem unerreichten seidenweichen Blau, der Geschmack des Salzes im Meer ist würziger als der der Lagunenbrühe.“ (Zitat Seite 147) Doch viel Zeit für diese Gedanken bleibt dem Commissario nicht, denn an diesem nassen, kalten Tag im Oktober 2022 wird in Venedig der Buchhalter Paolo Salini gefunden, tot auf einer Parkbank sitzend. Damit beginnen für den Commissario und sein Team Ermittlungen, die diesmal besonders brisant sind. Rasch führen die ersten Verdachtsmomente und Spuren den Commissario zu sehr vermögenden und seit Jahrhunderten einflussreichen Venezianer Familien und zu ihren Plänen, aus Venedig eine glitzernde, glamouröse Luxusdestination für Superreiche zu machen. Ebenso rasch versuchen seine Vorgesetzten, seine Ermittlungen in diesem Umfeld zu unterbinden, doch andererseits hat er das Versprechen, dass er zurück nach Sizilien versetzt wird, sobald er Salinis Mörder gefunden hat.

    Thema und Genre
    In diesem neuen Fall für Commissario Morello, den Sizilianer in Venedig, Band drei der Serie, geht es um Immobilien, Investments, Bestechung, Politik und die (teilweise leider schon realen) Pläne, ganz Venedig als Luxusdestination für sehr vermögende Menschen zu vermarkten.

    Charaktere
    Auch diesmal lässt sich Morello in seinen Ermittlungen nicht stoppen, den Freien Hund legt man nicht an die Leine, auch wenn sein Team wieder mal in eine andere Richtung zieht. Doch persönlich ist er nach wie vor durch den Verlust seiner Frau blockiert. Er vermisst Sizilien nicht nur als Heimat, sondern er will zurück, weil er endlich weiter nach dem Mafia-Boss suchen will, der seine Frau auf dem Gewissen hat.

    Handlung und Schreibstil
    Der Zeitraum der Ermittlungen umfasst acht Tage im Oktober, von Montag bis Montag, die letzten Ereignisse finden noch einige Tage danach statt. Dieser straffe Zeitrahmen sorgt für zusätzliche Spannung in dieser interessanten Geschichte, die zunächst eine Reihe von Rätseln für das Ermittlungsteam bereithält. Eine Szene zu Beginn des Buches zeigt uns Lesenden einige Details, wir wissen etwas mehr, als der Commissario, jedoch bleiben auch für uns mögliche Zusammenhänge viele Seiten hindurch reine Spekulationen mit Varianten von Möglichkeiten. Die Handlung nimmt sich aber auch Zeit für persönliche Momente und Konflikte der einzelnen Hauptfiguren und mit dem Commissario genießen wir die bunt geschilderte Vielfalt des alltäglichen Lebens in der auch bei Regen und Kälte magischen Stadt Venedig, eine Magie, die auch längst auf den Commissario gewirkt hat.
    Die Gliederung der Handlung ist klar strukturiert. Die Überschrift trägt Tag und Zeitangabe, die einzelnen Abschnitte tragen dann den jeweiligen Ort der Handlung.

    Fazit
    Ein sizilianischer Commissario, unangepasst, eigensinnig, der zwar immer noch seine Heimat Sizilien vermisst, jedoch längst schon dem Zauber Venedigs erlegen ist und nun gegen alle Widerstände und Gefahren bereit ist, Venedig vor den bizarren Plänen von Immobilienfirmen und Investoren zu retten – ein realistischer Plot, eine stimmige Geschichte, packendes Lesevergnügen.

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  1. 4
    05. Mai 2023 

    Venedigland

    In Venedig wird am frühen Morgen ein Steuerberater tot aufgefunden. Ein penibler Buchhalter Paolo Salini, so kühl und möglicherweise korrekt, wer sollte etwas gegen ihn gehabt haben. Commissario Morello und sein Team stehen vor einen Rätsel. Zwar war der Buchhalter der Reichen und noch Reicheren nicht beliebt, eher wirklich unbeliebt, aber reicht das für einen Mord. Vielleicht hängt es mit den Plänen seiner Klienten zusammen. Diese wollen aus dem lebendigen Treiben in Venedig eine Kunststadt machen, die nur noch Luxustouristen offen steht und den Arbeitssklaven, die für die Bequemlichkeit Ersterer benötigt werden.

    Auch in seinem dritten Fall sehnt sich Commissario Antonio Morello nach seiner Heimat Sizilien. Doch diesmal haben sie ihm ernsthaft versprochen, wenn er den Fall löst darf er zurück, um den Fall, der immer an ihm nagen wird, zu lösen. Zuerst kommt natürlich der Fall und sein Team, besonders Anna Klotze, die etwas zu verbergen scheint. Was aber hat es mit diesem Fall auf sich und mit dem Plan, aus Venedig ein Kasperltheater zu machen. Und das verwegene Vorhaben, Taschendiebe mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz zu fangen, schmeckt Morello und seinen Kollegen kein bisschen. Von einem Computer herumkommandiert zu werden, lenkt schließlich von der Morduntersuchung ab und kostet Zeit.

    Das Opfer ist diesmal rechtschaffen unsympathisch, nicht, dass man irgendjemandem den Tod wünscht, aber so richtig Mitleid hat man nicht. Dieser Buchhalter war kein liebenswerter Vertreter seiner Zunft. Und Morello handelt ganz nach seinem Instinkt, während seine Teamkollegen auch das naheliegende sehen. Die Zusammenarbeit kann so nicht immer klappen. Immerhin, wenn es um die Taschendieb stähle geht, ziehen alle an einem Strang. Morellos Sehnsucht nach Sizilien kann einerseits nachvollziehen andererseits auf wieder nicht. Sollte er nicht mehr nach vorne schauen? Die Vergangenheit holt er nicht zurück. Interessant ist der Gedanke, was ist Kriminalroman und was ist Wirklichkeit. Da lassen die Autoren einem mit knappen Worten einen Schauder den Rücken runderlaufen. Und Annas Geheimnis? Ungelöst. Commissario Morello nimmt einen nicht nur mit seiner Cleverness für sich ein, sondern auch mit tollen Rezepten.

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