Falsche Fäter

Buchseite und Rezensionen zu 'Falsche Fäter' von Margot Jung
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Falsche Fäter"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:0
Verlag: 3H group
EAN:9783981987850

Rezensionen zu "Falsche Fäter"

  1. 4
    17. Mär 2020 

    Heiße Quellen und eiskalte Typen

    Francesca Carlottis Tochter Clara stellt ihrer Mama ihren neuen Freund Aron, einen jungen Isländer, vor. Francesca glaubt ihren Augen nicht zu trauen. Vor sich sieht sie Magnus, den jungen Mann, mit dem sie vor vielen Jahren eine traumhafte Nacht in ihrem Griechenlandurlaub verbracht hat. Am nächsten Morgen war Magnus weg und nach 9 Monaten kam Clara zur Welt. Ist Clara vielleicht sogar die Tochter von Magnus? Und wenn ja, wie macht sie das Clara und ihrem Noch-Ehemann Gianluca klar?
    Wie der Zufall es will, wird beim Food-Festival in Reykjavik ein Platz im Jurorenteam frei und Francesca springt ein. Zusammen mit ihrer Freundin und Managerin Benita reist sie per Fähre nach Island. Hier überschlagen sich die Ereignisse und es gibt sogar einen Toten. Hat Aron etwas damit zu tun? Oder doch eher die Umweltaktivisten und Walretter?

    Nach „Liebe, Tod und Tofu“ und „Erfolgreich tot“ ist dies der 3. Fall bei der ich mit der sympathischen Fernsehköchin Francesca Carlotti auf Spurensuche gehe. Es sind keine Krimis im ursprünglichen Sinne, die Margot Jung hier schreibt. Ich würde sie eher als Roman mit kriminellem Touch beschreiben. Aber ich mag ihre leichte, locker Schreibweise und die Art, wie sie mir Land, Leute und ein interessantes Thema damit näher bringt. Der Kriminalfall spielt in ihren Geschichten einer eher untergeordnete Rolle.

    Hier hat sie sich dem Thema Walfang und Umweltaktionismus verschrieben. Ich finde es sehr interessant, einen Einblick in die Geschichte des Walfanges zu bekommen.
    So wie die Autorin hier Land und Leute beschreibt, mich mit den Akteuren zu den verschiedensten Sehenswürdigkeiten fahren lässt und mit mir durch die Straßen von Reykjavik wandert, macht Lust, diese Insel auch einmal zu besuchen.

    Außerdem ist es schön, die Menschen, die ich in den ersten beiden Geschichten kennengelernt habe, wiederzulesen. Egal ob Benita, ihre Tochter Clara oder Ehemann Gianluca, den Francesca schon vor 10 Jahren verlassen hat, der aber sehr gerne die baldige Silberhochzeit noch feiern möchte. Bei ihnen ist es wie Freunde besuchen und mit ihnen unterwegs zu sein.
    Nicht alle Personen, die ich hier neu kennenlerne, sind mir sympathisch. Aber das ist wie im richtigen Leben.

    Da Francesca diesmal auf einem Food-Festival dabei ist, darf auch die Kulinarik nicht fehlen. Im Anhang bekomme ich zwei Kuchenrezepte, von denen mich der Hjónabandssacla – Islands Kuchen für eine glückliche Ehe – Rhabarber-Haferflocken-Tarte besonders anspricht.

    Zwei schwarz-weiß Zeichnungen lockern die Geschichte zusätzlich auf. Davon hätte ich gerne zukünftig noch ein paar mehr.

    Auch wenn dies schon der 3. Fall für Francesca Carlotti ist, muss man die ersten beiden Bücher nicht unbedingt kennen. Aber mir z.B. macht es einfach mehr Spaß, die Figuren von Anfang an in ihrer Entwicklung begleiten zu können.

    Auf der vorderen Innenklappe finde ich eine Karte von Island, auf der die Orte, die ich hier besucht habe, eingezeichnet sind. Bei dem Titel „Falsche Fäter“ denke ich, handelt es sich um eine Schreibweise, die der Analphabet der Geschichte anwenden würde.

    Ein eher sanfter Krimi, der trotzdem spannend ist, mit wunderschönen Einblicken in das isländische Leben. Ich habe die unterhaltsamen Stunden sehr genossen.

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  1. Zwischen den Fronten

    Zum dritten Mal ermittelt die Fernsehköchin Francesca Carlotti in „Falsche Fäter“. Erschienen ist dieser 312-seitige Island-Krimi im November 2019 in der 3H group.
    Francescas dritter Fall führt sie nach Island. Ihre Tochter, Clara, hat sich in Aron verliebt. In Francesca erhärtet sich der Verdacht, Aron und Clara könnten Halbgeschwister sein, da sie vor Jahren ein Verhältnis mit Magnus, Arons Vater, hatte. So kommt es ihr gerade recht, dass für das bekannte Food-Festival in Reykjavik noch Juror/innen gesucht werden. Doch ihre eigentliche Mission, herauszufinden, ob an ihrer Vermutung etwas dran ist, tritt bald in den Hintergrund, denn in Island angekommen, gerät die Fernsehköchin schnell zwischen die Fronten von militanten Walschützern und korrupten Geschäftsleuten, die Waldfleisch wieder salonfähig machen wollen.
    Gerahmt ist die eigentliche Handlung, die im heutigen Island spielt, von Ereignissen aus dem Jahre 1986. Schon damals trafen Naturschützer und Walfänger aufeinander, was blutig endete. Die verbrecherischen Machenschaften in der Gegenwart fußen teils auf diesen vergangenen Vorkommnissen, was das Buch insgesamt zu einem Großen, Ganzen werden lässt. Durch die kriminellen Handlungen beginnt der Roman gleich spannend, allerding nimmt der Spannungsbogen dann erst einmal rapide ab. Im Zentrum des Romans stehen anschließend Beschreibungen Islands, die wirklich eindrücklich zu lesen sind (besonders gut hat mir Francescas erste Begegnung mit den Walen gefallen), sowie Querelen zwischen Walfanggegner/innen und einer Unternehmergruppe, die eine Kette an Walfleischrestaurants etablieren möchte. Francescas eigentliche Mission, die Vaterschaft zu klären, sorgt zudem für humoristische Einlagen, die das Lesen zwar kurzweilig machen, aber ebenfalls wenig zum Spannungserhalt oder –aufbau beitragen. Erst im letzten Viertel des Romans, als es wieder zu einem Verbrechen kommt, nimmt der Nervenkitzel erneut zu, und den Leserinnen und Lesern erschließt sich der Zusammenhang zur Vergangenheit. Das Ende hat mich beim Lesen ein wenig überrascht, da ich eine andere Person im Visier hatte – die zwar letztlich nicht die Drahtzieherin ist, aber eben auch Dreck am Stecken hat.
    Obwohl es sich hierbei um den dritten Teil einer Reihe handelt und ich die Vorgängerbände nicht kannte, konnte ich dem Geschehen von Anfang an gut folgen. Die Charaktere sind klar und ausführlich beschrieben, wobei mir persönlich Magnus am besten gefallen hat, denn er entpuppt sich am Ende als ein einsichtiger, wandlungsfähiger und freundlicher Mann. Mit Francesca hatte ich beim Lesen einige Probleme, da ich ihre Handlungsmotivation oft nicht nachvollziehen konnte. Auch treten immer wieder einige Randpersonen auf, so z.B. Francescas Ex-Mann Gianluca, die zwar für Humor sorgen, dem Handlungsgeschehen aber leider keine neuen Impulse liefern.
    Jungs Schreibstil ist locker-flockig zu lesen, immer wieder eingestreute witzige Dialoge sorgen zudem dafür, dass man sich beim Lesen gut unterhalten fühlt und rasch vorankommt, Gedanken zum Walfang lassen beim Lesen ernstere und nachdenklich stimmende Töne erklingen. Isländische Kuchenrezepte am Ende des Buches lassen backaffine Menschen auf ihre Kosten kommen.
    Das Cover ist im Comicstil gehalten und stimmt mit seiner Szene im Eismeer gut auf das Thema ein. Vor Fragen hat mich anfangs der Titel „Falsche Fäter“ gestellt, allerdings nehme ich an, dass sich die Falschschreibung des Wortes „Väter“ darauf bezieht, dass einer der Walfänger Analphabet ist – und dieses ist mir im Roman dann auch zu kurz gekommen, gerade weil eben im Titel auf diesen Umstand hingewiesen wird.
    Insgesamt hat mir der Roman einige vergnügliche Lesestunden beschert, allerdings habe ich die Spannung vermisst, die ich bei einem Kriminalroman nun einmal erwarte. Dennoch halte ich das Buch für lesenswert.

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