Eva schläft

Buchseite und Rezensionen zu 'Eva schläft' von Francesca Melandri
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Eva schläft"

"Nur einmal in ihrem Leben konnte sich meine Mutter Gerda der Liebe eines Mannes gewiss sein, und ich der eines Vaters. All die anderen kamen und gingen wie ein Wolkenbruch im Sommer."

Eva ist Anfang vierzig, als sie einen Anruf von dem Mann erhält, der in ihrer Kindheit eine Zeitlang die Rolle des Vaters einnahm, bevor er scheinbar für immer verschwand: Vito Anania. Er liegt im Sterben und möchte Eva noch einmal sehen. Sie reist mit dem Zug von Südtirol quer durch Italien in den äußersten Süden.
In ihrer Vorstellung entfaltet sich ihre ganze Kindheit in Südtirol: Sie wuchs im Schatten der politischen Verwerfungen einer Region auf, die drei Jahrzehnte lang der Spielball bedrohlicher Allianzen war und dann endlich den Aufbruch in die Autonomie wagte. Doch noch stärker wurde Evas Kindheit geprägt von der Liebe ihrer Mutter, der im Leben nichts geschenkt wurde.
Der Roman einer Provinz ohne Vaterland und eines Mädchens ohne Vater.

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Format:Kindle Edition
Seiten:440
EAN:

Rezensionen zu "Eva schläft"

  1. 4
    03. Jan 2015 

    Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung

    Als Eva von einer Geschäftsreise nach Südtirol zurückkommt erhält sie einen Anruf, mit dem sie nie gerechnet hätte. Die Geschichte ihrer Mutter Gerda ist von Not gekennzeichnet, denn sie wurde in eine Welt hineingeboren, deren Probleme man heute kam noch kennt. Nach dem ersten Weltkrieg wurde Südtirol Italien zugeschlagen und eine Volksgruppe auseinander gerissen, die das nicht so wollte. Das machen die Mächtigen halt, man kennt es ja. Die Menschen sind es, die damit leben müssen. Und so ist ist es Gerdas Familie beschieden ein eher hartes Dasein zu führen, denn zunächst haben sie sich nach Bayern umsiedeln lassen, um dann später als arme Leute zurückzukehren. Damit war Gerda jegliche Zukunftsaussicht verbaut und als sie mit Eva ungewollt schwanger ist, ist ihr Ruf auch noch dahin.

    Zum einen erfährt man durch die Erzählung viel über die Geschichte Südtirols, dessen deutschstämmige Bewohner eigentlich lieber zum österreichischen Teil Tirols gehören würden. Von Gewalt geprägt und der Unterdrückung der italienischen Zentralregierung entwickelt sich Südtirol doch zu einem durch den aufkommenden Tourismus wohlhabenden Landstrich. Vor diesem Hintergrund wird auf zwei Zeitebenen vom Leben und Erleben Gerdas in früheren Jahren und Evas in heutigen Tagen erzählt. Gerda durch ihr Elternhaus und die ungewollte Schwangerschaft geprägt handelt machmal etwas eigentümlich und nicht immer zum Wohle ihrer Tochter. Diese obwohl sehr intelligent hat auch ein paar sehr individuelle Lebensentscheidungen getroffen, teilweise ähnlich wie die Mutter teilweise auch konträr.

    Zwei kraftvolle Frauenpersönlichkeiten, abwesende Väter, tragische Familienereignisse und eine Zeit der politischen Veränderungen, die teilweise mit Gewalt durchgesetzt werden sollen, ergeben einen hochinteressanten und spannenden Roman, der dem Leser eine Zeit und einen Landstrich näher bringt. Fesselnd zu erfahren, dass es sich nicht nur um eine Region des Wintersports handelt, sondern um eine historisch Besondere, in der sich schicksalhafte Ereignisse abgespielt haben. In ruhigen Worten erzählt entwickelt sich ein vielfältiges, informatives und mitreißendes Zeitgemälde.

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