Erledigungen vor der Feier

Buchseite und Rezensionen zu 'Erledigungen vor der Feier' von Tilman Rammstedt
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Erledigungen vor der Feier"

Tilman Rammstedts Debüt ist eine Einladung zur Feier. Auf wunderbare Weise führt er vor, wie wenig wunderbar das Leben sich manchmal zeigt. Es könnte so leicht sein zu zweit, wenn man sich nicht ständig selbst im Wege stünde. Tilman Rammstedts Helden wissen viel zu gut, was sie tun. Hinter jedem geglückten Augenblick wartet schon das betretene Schweigen danach, so ist auch "küssen auf jeden Fall einfacher als sich geküsst haben". Mit Tuchjolskys schwermütiger Leichtigkeit schaffen es Tilman Rammstedts Figuren ein ums andere Mal, dem Glück aus dem Weg zu gehen.

Format:Taschenbuch
Seiten:128
Verlag: rororo
EAN:9783499236488

Rezensionen zu "Erledigungen vor der Feier"

  1. 3
    15. Nov 2014 

    Luftgitarre und Deorollermikrophone...

    "Erledigungen vor der Feier" ist ein besonderes Debüt, das von Elke Heidenreich in ihrer damaligen Sendung "Lesen" eindringlich empfohlen wurde.

    Tilman Rammstedt führt auf wunderbare Weise vor, wie wenig wunderbar sich das Leben manchmal zeigt. Es könnte so leicht sein zu zweit, wenn man sich nicht ständig selbst im Wege stünde. Tilman Rammstedts Helden wissen viel zu gut, was sie tun. So wartet hinter jedem geglückten Augenblick schon das betretene Schweigen danach. "Wenn man das Weite suchen will, dann ist es nicht nur wichtig, Schuhe und eine Jacke anzuziehen, es ist auch wichtig, nicht erst im Zimmer auf und ab zu laufen" - der Erzähler hat viele Wünsche, aber es findet sich immer ein Grund, sie nicht zu verwirklichen. Er ist verliebt in eine wunderbar-wunderliche Frau, aber aus Furcht, sich festzulegen, bleiben die beiden unverbindlich. So tun sie die Dinge, die man nur tun kann, solange man kein Liebespaar ist - bis zu jener Nacht, "in der wir aufhörten, nicht miteinander zu schlafen".

    Tilman Rammstedt beschreibt in seinen Episoden Gedanken, die so oder ähnlich wohl jeder schon gedacht hat, doch viel zu selten ausspricht. Er schreibt im Tempo der Gedanken und bringt sie dennoch immer auf den entscheidenden Punkt. Die meisten werden sich wiederfinden in den Beziehungsentwicklungen, den kleinen Alltagsfreuden und den lästigen Selbstreflexionen.
    Und dabei bleibt alles Erzählung, der Erzähler selbst steht im Hintergrund, er wertet nicht, er beschreibt. Dieses Debut ist unterhaltsam, aufschlußreich und intelligent geschrieben.

    Allerdings sind es Kurzgeschichten, die nur teilweise in einem Zusammenhang miteinander stehen.
    Geschrieben sind diese 21 Kurzgeschichten in einem Stil, den Tilman Rammstedt selbst in einem Interview mit "Schriftstelle" (November 2001) als LESEBÜHNENSTIL bezeichnet hat: "Poentiert zu schreiben, über Alltägliches zu schreiben, mit einer gewissen Distanz darüber zu schreiben und vor allen Dingen: wie man es vorträgt, also sehr, sehr trocken vortragen, gar nicht der gefürchtete pathetische Dichtervortrag." Dass die Texte zunächst für Leseabende geschrieben wurden, merkt man ihnen an, nicht nur an der "Leselänge von vier bis acht Minuten pro Text", sondern auch an den "Lacherstellen".

    Der Schreibstil war in jedem Fall interessant und poentiert, und für sein Erstlingswerk erhielt Tilman Rammstedt 2005 den Kasseler Förderpreis für Komische Literatur.
    So weit wäre ich nicht gegangen, aber ich bin gespannt darauf, einen Roman von ihm kennen zu lernen.

    © Parden

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