Erinnerungen an Philippe

Buchseite und Rezensionen zu 'Erinnerungen an Philippe' von Jürgen Vogel
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Inhaltsangabe zu "Erinnerungen an Philippe"

In Paris scheint die Aufklärung des Todes von Philippe in Gang zu geraten. Da Silvia von der Polizei dorthin gebeten wird, reist David ihr entgegen, um sie in diesem schwierigen Moment unterstützen zu können. Die erneute Konfrontation mit dem Verbrechen veranlasst Silvia, bewegend von der gemeinsamen Vergangenheit mit ihrem Mann zu berichten. Hierdurch erhält David einen tiefgründigen Einblick in Silvias Erinnerungen an Philippe.

Format:Kindle Edition
Seiten:116
Verlag: Jürgen Vogel
EAN:

Rezensionen zu "Erinnerungen an Philippe"

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    17. Jun 2016 

    Erinnerungen in Paris...

    Paris ist immer eine Reise wert. Dies sagt sich auch David Adolphy - doch ist es weniger ein Urlaubstrip, der ihn in die Metropole zieht, als vielmehr die Bitte einer Frau um seine Unterstützung. Silvia heißt diese Frau, und auch wenn sie sich noch nicht lange kennen, verbindet sie ein intensives Erlebnis (s. Band 1 der Trilogie: 'Der andere Ich').

    Kennengelernt haben sich die beiden vor einigen Monaten in Barcelona, als sich David dort aus beruflichen Gründen für einige Wochen aufhielt. Als er dort eines Tages über den Markt schlenderte, reagierte plötzlich eine junge Frau unerwartet heftig auf seinen Anblick: sie wurde ohnmächtig. Irritiert begleitete David sie daraufhin in ein Café und erfuhr dort neben ihrem Namen den Grund für ihren offensichtlichen Schock: David sehe ihrem verstorbenen Mann Philippe täuschend ähnlich. Fotos offenbarten diese Ähnlichkeit, die auch David verblüffte. Die Neugierde war jedenfalls geweckt, und so lernten David und Silvia sich allmählich näher kennen. Doch dem Geheimnis der frappanten Ähnlichkeit der beiden Männer sind sie bislang nicht auf die Spur gekommen.

    Die Pariser Polizei hat nun Silvia um ihre Mithilfe gebeten - es scheinen einige der Jugendlichen gefasst worden zu sein, die ihren Mann Philippe damals vor ihren Augen erschossen haben, und nun soll eine polizeiliche Gegenüberstellung stattfinden. Da sie große Sorge hat, dass sie dieses Procedere zu sehr aufwühlen könnte, bittet Silvia Philippes Doppelgänger um seine Unterstützung. Und so kann der Leser die beiden im zweiten Band der Trilogie bei ihrem Pariser Aufenthalt für einige Tage begleiten.

    Dabei spielen die polizeilichen Untersuchungen in der gerade mal 116 Seiten starken Erzählung eine eher untergeordnete Rolle. Ausgedehnte Streifzüge durch die Straßen von Paris erwarten den Leser hier ebenso wie intensive Episoden von Silvias Erinnerungen an ihr Leben mit Philippe, dem sie bereits seit ihrer Kindheit sehr zugetan war. Besonders spannend ist eine Begegnung von David mit den Eltern Philippes, die das Aufeinandertreffen kaum zu ertragen scheinen. Doch nicht Trauer scheint sich hier Bahn zu brechen, sondern vielmehr Bestürzung - und vor allem Angst. Auch Davids Eltern haben nicht mit faszinierter Neugierde auf das Vorhandensein eines Doppelgängers ihres Sohnes reagiert, sondern sehr verhalten, und all dies kommt Silvia und David zunehmend merkwürdig vor. Doch noch sind sie der Lösung des Rätsels nicht wirklich näher gekommen...

    Mir hat es Spaß gemacht, David und Silvia ein weiteres Mal zu begegnen und die Charaktere noch besser kennenzulernen, ebenso wie deren Umfeld - und die Verknüpfung mit den ausgedehnten Spaziergängen vorbei an den Sehenswürdigkeiten von Paris vermittelte dabei zuweilen das Gefühl, gemeinsam mit den beiden dort zu sein. Doch obwohl hier abwechselnd mal aus der Perspektive Davids, mal aus der von Silvia erzählt wird und man somit Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden erhält, mutet die Art des Schreibens tatsächlich eher sachlich an. Emotional konnte ich da nicht so sehr mitschwingen, was mir ein wenig gefehlt hat. Der angenehme und oftmals sehr bildhafte Schreibstil dagegen hat mir gut gefallen, auch wenn die Sätze zuweilen noch etwas holprig-verschachtelt wirken. Es ist jedenfalls zu merken, wie sorgfältig Jürgen Vogel bei der Wortwahl vorgegangen ist - manchmal scheint es, als sei jedes einzelne zuvor unter die Lupe genommen und zurechtgefeilt worden.

    Als größtes Manko habe ich bei diesem zweiten Teil der Trilogie die Kürze der Erzählung empfunden. Ich ahne, dass wir bei dem Rätsel um die Doppelgängerschaft einem großen Familiengeheimnis auf der Spur sind, aber noch bleibt es hier bei Andeutungen, die in diese Richtung deuten könnten, und wirklich neue Erkenntnisse gibt es diesbezüglich leider noch nicht. Aber die Spannung auf den finalen dritten Teil bleibt, und ich würde mich sehr freuen, wenn ich auch den Schluss der Trilogie demnächst lesen könnte.

    © Parden

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