Ende in Sicht: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Ende in Sicht: Roman' von Ronja von Rönne
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ende in Sicht: Roman"

Hella, 69, will sterben. In der Schweiz, in einem Krankenhaus. Also macht sie sich auf den Weg. Diese letzte Fahrt wird ihr alter Passat schon noch schaffen. Doch kaum auf der Autobahn, fällt etwas Schweres auf die Motorhaube ihres Wagens. Juli, 15, wollte sich von der Autobahnbrücke in den Tod stürzen. Jetzt ist sie nur leicht verletzt – und steigt zu Hella ins Auto. Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie zusammen noch, was ihnen einzeln als letzte Möglichkeit erschien? Tieftraurig, elegant und lakonisch erzählt Ronja von Rönne von zwei Frauen, denen der Tod als letzter Ausweg erscheint: ein unvorhersehbares, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
EAN:9783423282918

Rezensionen zu "Ende in Sicht: Roman"

  1. 2
    16. Feb 2022 

    Der Roman verlor mich immer mehr...

    Hella, 69, will sterben. In der Schweiz, in einem Krankenhaus. Also macht sie sich auf den Weg. Diese letzte Fahrt wird ihr alter Passat schon noch schaffen. Doch kaum auf der Autobahn, fällt etwas Schweres auf die Motorhaube ihres Wagens. Juli, 15, wollte sich von der Autobahnbrücke in den Tod stürzen. Jetzt ist sie nur leicht verletzt – und steigt zu Hella ins Auto. Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie zusammen noch, was ihnen einzeln als letzte Möglichkeit erschien? Tieftraurig, elegant und lakonisch erzählt Ronja von Rönne von zwei Frauen, denen der Tod als letzter Ausweg erscheint: ein unvorhersehbares, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen. (Klappentext)

    Muss ein ernstes Thema zwangsläufig auch in eine ernste Romanhandlung eingebettet werden? Keineswegs. Ein Schuss Leichtigkeit, lakonische Schilderungen, eine Prise schwarzer Humor - immer her damit! Trotzdem kann solch ein Roman berühren, das Tiefgründige durchschimmern lassen, die Tragik im Hintergrund spüren lassen ohne dass dies beim Lesen zu erdrückend wirkt. Das jedenfalls hatte ich dem Klappentext zufolge erwartet, das hätte ich mir gewünscht. Hätte. Ja. Bekam ich aber leider nicht.

    Dabei versprach die Konstellation - zwei Frauen komplett anderer Generationen und Lebensthemen - doch eine interessante Begegnung zwischen Hella (69) und Juli (15). Die beiden sitzen zwar schließlich gemeinsam in einem Auto und fahren gen Süden, doch wirken sie bis zum Schluss nicht wie eine zusammenwachsende Gemeinschaft, sondern wie zwei einsame Trabanten, die in ihrem persönlichen Orbit um ihre eigene zerfahrene Lebenssituation zirkulieren und sich im Gegenteil meistens noch gegenseitig abstoßen.

    Hella als erlöschendes Popsternchen und ohne nennenswerte private Kontakte ist des Lebens überdrüssig - daran können auch der meist gleichbleibende Alkoholpegel und sonstige verklärende Mittelchen nichts ändern. Deshalb hat sie beschlossen, selbstbestimmt und würdevoll abzutreten - in der Schweiz. Juli dagegen sieht in ihrem 15jährigen Dasein bereits keinen Sinn mehr. Die wiederkehrenden Panikattacken, das Gefühl von Verlassenheit, die Sinnlosigkeit von Therapien - all das erscheint ihr wenig erstrebenswert. Doch der Sprung von der Autobahnbrücke verletzt sie nur leicht, katapultiert sie jedoch plötzlich in das Leben von Hella.

    Im Verlauf ihrer gemeinsamen Reise öffnen sich die Frauen nur äußerst zögerlich und widerstrebend. Angesichts ihrer schweren Themen und der Hintergründe sicher nachvollziehbar, doch trug dies dazu bei, dass mir die Figuren nie wirklich nahe kamen und sie auch nicht an Tiefe gewannen, sondern bis zum Schluss eher zweidimensional blieben, auch wenn man punktuell einen kleinen Einblick in das Gefühlsleben und Denken v.a. von Juli erhielt .

    Tatsächlich wirkte der Roman eher leicht auf mich, es gab eine Aneinanderreihung von oft recht skurrilen Situationen, die gegen Ende leider für mein Empfinden immer mehr ins Klamaukhafte abdrifteten. Von leicht zu seicht sozusagen - was mich noch zusätzlich abhängte. Letztendlich war ich froh, als die gemeinsame Reise der beiden ein Ende hatte. Da jedenfalls sorgte die Autorin noch einmal für ein gelungenes Überraschungsmoment. Dass das Ende durchaus unterschiedlich interpretiert werden kann, hat die Leserunde gezeigt. Das hat mir gefallen. Doch an der ernüchternden Bewertung ändert das leider auch nichts mehr...

    Für mich gab es hier viel verschenktes Potenzial, leider. "Ein unvorhersehaberes, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen" war es in der Tat nicht - da hat der Klappentext eindeutig zu viel versprochen. Schade!

    © Parden

    Teilen
  1. Hängst du am Leben oder nicht?

    Die Schnecke mit der Discokugel auf dem Rücken und der Klappentext haben mich neugierig aufs Buch gemacht und gebannt begann ich zu lesen.

    In der Geschichte geht es um Hella, 69 Jahre und Juli, 15 Jahre alt, die beide dasselbe Ziel haben. Sie wollen sterben. Doch als sie sich begegnen kommt alles anders. Oder doch nicht?

    Zunächst einmal fand ich den rotzigen Schreibstil sehr erfrischend. Vor allem Juli spricht als Jugendliche wie ihr der Mund gewachsen ist, aber auch Hella passt sich da sehr schnell an.

    Ich hatte ehrlich gesagt etwas anderes erwartet als das was ich bekam, aber irgendwie sind Überraschungen ja auch gut. Eigentlich glaubte ich, dass sie nicht durch Deutschland irren, sondern schlichtweg gemeinsam in die Schweiz fahren, aber das war ein Irrglaube.

    Bei beiden Figuren brauchte ich doch so meine Zeit um sie zu mögen, denn man möchte sie die ganze Zeit schütteln, dass sie endlich mit der Sprache rausrücken, was sie denn nun so bewegt. Für mich hat es sich so angefühlt als würde die beiden Hassliebe verbinden, denn eigentlich nerven sie sich, aber andererseits tut ihnen die Aufmerksamkeit der jeweils anderen richtig gut.

    Der Autorin ist es gelungen das Thema Depression mal etwas anders zu verpacken. Man denkt viel drüber nach warum die beiden nicht mehr leben wollen. Jeder hat mal einen schlechten Tag, aber gleich so viele, dass man von einer Brücke springt?

    Ich las den Roman mit einem lachenden und einem weinenden Auge, da viel Lustiges, aber eben auch oft ernste Szenen dabei sind.

    Das Ende hat mich richtig geschockt und ich hatte einen Kloss im Hals. Das kann doch nicht wahr sein. Da war ich Frau von Rönne aber ordentlich auf den Leim gegangen.

    Fazit: Erfrischend, wachrüttelnd und unterhaltsam noch dazu. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Gelungen!

    Teilen
  1. 5 Sterne

    Klappentext:
    „Hella, 69, will sterben. In der Schweiz, in einem Krankenhaus. Also macht sie sich auf den Weg. Diese letzte Fahrt wird ihr alter Passat schon noch schaffen. Doch kaum auf der Autobahn, fällt etwas Schweres auf die Motorhaube ihres Wagens. Juli, 15, wollte sich von der Autobahnbrücke in den Tod stürzen. Jetzt ist sie nur leicht verletzt – und steigt zu Hella ins Auto. Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie zusammen noch, was ihnen einzeln als letzte Möglichkeit erschien?“

    Autorin Ronja von Rönne hat hier ein echtes Sahnestück niedergeschrieben. Ihre beiden Protagonisten haben eines gemeinsam: sie wollen sterben. Was unterscheidet die beiden?: der Grund und das Alter, aber ist das wirklich so ein Unterschied? Natürlich darf man hier nicht alles für bare Münze nehmen (man stürzt nicht einfach mal so von der Autobahnbrücke und steigt dann in das Auto der Dame ein, auf wessen man gefallen ist…ist klar) aber dennoch ist der Tenor der Autorin ein deutlicher: wenn man sterben will, egal aus welchem Grund, wohin geht man dann? Wer hilft einem? Wer nimmt einen überhaupt für voll? Allein durch den Klappentext entstehen viele Fragen und von Rönne nimmt sich diesen Themenbereich an aber nicht so wie viele sich das denken. Das Buch ist kein Wegweiser für Sterbende aber es ist eine knallharte Geschichte die im Kopf noch lange nachhallt. Von Rönne hat einen feinen Schreibstil und wählt Wörter bewusst und ebenso ihren Humor. Humor und Tod passen nicht zusammen? Falsch. Beides ist gut miteinander vereinbar und so muss man hier auch öfter mal schmunzeln oder auflachen. Aber es gibt auch sehr emotionale Seiten und tieftraurige Parts. Alles ist hier gut verteilt und bringt dem Leser Abwechslung. Hella hat andere Gedanken als Juli und Juli hat anderes im Kopf als Hella…zwei verschiedene Generationen befassen sich mit dem letzten Weg des Lebens und das selbstbestimmt gewollt und nicht weil sie „müssen“. Der Tod ist kein Thema zum totschweigen sondern man muss darüber reden und mit sich selbst einen Nenner finden um diesen letzten Weg in Ruhe für sich gehen zu können. Gehen müssen wir diesen Weg allein…da hilft uns keiner. Hella erfährt hier Julis Ansicht und umgedreht und beiden erleben andere Gedanken dazu…
    Ich muss gestehen, ich hätte nicht vermutet dass dieses Buch so vielseitig und auch etwas speziell ist. Von Rönnes Schreibstil war hier der richtige Ton. Ihre Art und Weise diese Geschichte zu erzählen war feinfühlig, traurig und humorvoll zugleich. Ein Buch das nachhallt und dem Leser zeigt, dass man das Thema Tod auch mit einem Lächeln lesen kann und nicht immer nur grau und trübselig sein muss…

    Teilen