Elektra, die hell Leuchtende

Buchseite und Rezensionen zu 'Elektra, die hell Leuchtende' von Jennifer Saint
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4 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Elektra, die hell Leuchtende"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:368
EAN:9783471360262

Rezensionen zu "Elektra, die hell Leuchtende"

  1. Frauen die Geschichte sind

    In "Elektra" von Jennifer Saint verfolgen wir nicht nur das Schicksal der Namensgebenden Elektra im trojanischen Krieg, sondern auch die miteinander verwobenen Geschichten ihrer Mutter Klytämnästra und der trojanischen Prinzessin Kassandra. Wer schon mehrere griechische Re-Tellings gelesen hat wird das ganze sehr befriedigend finden. Jetzt fügen sich viele verschiedene Geschichten zusammen, man sieht noch mehr Blickwinkel und es setzt sich immer ein neues Puzzleteil in das große Ganze Mythologie.

    Ich mochte den Erzählstil sehr gerne, auch dass wir Einblicke in alle drei Perspektiven von starken Frauen erhalten, die maßgeblich beteiligt waren oder eine wichtige persönliche Verbindung zu den Ereignissen in Troja haben. Die Sichtweisen sind schon alleine deshalb sehr unterschiedlich, weil sich ihr Alter so voneinander unterscheidet. Dadurch bekommt man vor allem bei Elektra einen besonderen Einblick in ihre heranwachsende Psyche im Ausnahmezustand Krieg. Man kann in ihren Kopf schauen, spürt wie verklärt sie ist, zerrissen und durch die Ereignisse teilweise steckengeblieben. Gerade weil manche Figuren wie z.B. Agamemnon Berührpunkte zu allen drei Frauen haben, ist es umso spannender, jede einzelne Sichtweise zu lesen und sich seine eigene zu bilden. Es ist für jede Frau für sich manchmal sehr beklemmend, in ihrem Kopf "mitzuleben" und dennoch versteht man jede irgendwie. Das ist wirklich dem tollen Schreibstil geschuldet.

    Das Buch ist auf jeden Fall etwas für alle, die griechische Mythologie aus einer feministischen Sicht betrachten wollen und tief in das generationale Trauma der Figuren eintauchen wollen. Klare Empfehlung!

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  1. Troja aus der Sicht der Frauen...

    Als Fan griechischer Sagen und Mythologie hatte ich richtig Lust auf dieses Buch.

    Die Handlung wird anders als bei den bekannten Sagen mal aus der Sicht der weiblichen Akteure geschildert, was wirklich mal etwas anderes ist. Anders als erwartet, war der Part von der titelgebenden Figur Elektra deutlich schwächer als von Kassandra und Klytämnestra.

    Auch wenn ich manchen Namen nochmal nachrecherchieren musste, um ihn einordnen zu können, so konnte ich im Groben und Ganzen gut folgen und die bekannte Sage mal aus einer komplett neuen Perspektive genießen und das Frauenbild von damals deutlich besser nachvollziehen.

    Der Schreibstil ist durchaus angenehm und dennoch fehlte es mir etwas an Spannung, so dass ich mich doch etwas überwinden musste, um dauerhaft am Ball zu bleiben.

    Optisch ist das Buch eine Wucht und passt perfekt als edle Ausgabe ins Regal.

    Fazit: Mal etwas anderes, was experimentell und sprachlich durchaus überzeugt. Man muss sich drauf einlassen können.

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  1. Rache und Vergangenheitsbewältigung

    Autorin
    Jennifer Saint begeisterte sich schon als Kind für die griechische Mythologie, und während ihres Studiums der Altphilologie am King's College in London hat sie ihre Liebe zu den antiken Sagen vertieft. Als Englischlehrerin versucht sie die Faszination für Geschichten aller Art und die reiche Erzähltradition seit Homer zu vermitteln. Jeder Erzähler hat die antiken Stoffe für sich neu interpretiert. Jennifer Saint stellt die weibliche Heldin in den Mittelpunkt.
    Quelle: Verlag / vlb

    Inhalt
    Im Mittelpunkt der Tragödie steht Elektra, Tochter des mykenischen Königs Agamemnon.

    Elektra bedeutet “die Strahlende”, “die Leuchtende” und “der Bernstein” (von altgriechisch “elektron” = bernsteinfarben/hell/leuchtend).

    Nachdem ihre Mutter Klytämnestra ihren Ehemann ermordet hatte, schwor Elektra Rache. Zunächst lässt sie ihren kleinen Bruder Orestes ins Ausland in Sicherheit bringen. Am Hofe wird sie von Klytämnestra und Ägisth gedemütigt und schikaniert, aber gleichzeitig fürchten sich beide vor ihrem Hass. Elektra sehnt den Tag herbei, an dem der Bruder heimkehrt und den Mördern ihres Vaters rächt. Dann kommt der Tag, an der die Geschwister die Rache an der Mutter und ihrem Geliebten ins Werk umsetzen.

    Sprache und Stil
    Der Mythos rund um den Fluch, der das Haus der Atriden belastet, war in der Antike schon lange vor den drei Tragikern Aischylos, Sophokles und Euripides bekannt.
    Elektra ist Nachkomme des Tanatlo. Einst verfluchten die Götter Tantalo und seine Sippe die Tantaliden. Der Fluch der Götter bestand darin, dass jeder Nachfahre ein Familienmitglied töten und weitere Schuld auf sich laden solle. So endet der erste Teil des mythischen Schicksals mit der Opferung Iphigenies durch Agamemnon.
    Agamemnon lässt seine Tochter ermorden, weil er von der Göttin auf günstigen Wind für seinen Krieg gegen Troja hofft.

    „[…] die Göttin würde sie bald mit einem günstigen Wind belohnen, der sie weit von dieser blutgetränkten Strand fortbrachte.“ (S. 112)

    Jennifer Saint erzählt die Geschichte aus unterschiedlichen Ich-Perspektiven der drei Frauen Klytämnestra, Elektra und Kassandra. Mit diesen Perspektivwechseln wird die Geschichte ausführlich erzählt und beschränkt sich nicht nur auf die Sichtweise von Elektra.
    Die Schicksale der drei Frauen sind durch die Macht der Götter miteinander verbunden.

    Elektra fordert vehement, den Gattenmord zu rächen, und zwar von dem immer noch abwesenden Bruder Orest. Die lang ersehnte Ankunft Orests bringt für Elektra die Erlösung.

    Das Thema Blut, das für Mord steht, Mord muss mit Blut geahnt werden und Blut als Verwandtschaftsverhältnis ergeben ein Bild der Blutrache in der Antike. Der Kreislauf der Blutrache, unerklärbar, aber scheinbar tief im Menschen eingeboren.

    „Elektra, die hell Leuchtende“ erzählt nicht nur die Geschichte über Elektra, sondern beginnt mit der Vorgeschichte, die mit der Ermordung ihrer Schwester Iphigenie ihren Ausgang findet.

    Der Roman ist in vier Kapitel aufgeteilt, die die Tragödie im historischen Zusammenhang erzählen. Im vierten Teil wird der Tod Agamemnon endlich gerächt, der Kreislauf der Gewalttaten schließt sich, und der Kreislauf des Lebens könnte endlich neu beginnen.

    Elektra ist von ihrem Hass befreit.

    „Ein Moment vergeht, dann spüre ich Pylades` sanfte Berührung auf meinem Rücken und wende mich ab. Ich habe genug gesehen. Die Sonne ist eine leuchtende golden Scheibe hoch oben am blauen Himmel.“ (S. 361 )

    Fazit
    Der Elektra-Stoff wird von Beginn an immer wieder aufgegriffen und neu interpretiert. Die Bereiche Krieg und Familie verschmelzen zu einer monströsen Katastrophe, die Raum für neue Interpretationsmöglichkeiten lassen.
    Der Roman „Elektra, die hell Leuchtende“ schreibt keine neue Geschichte. Jennifer Saint fasst kompakt den Inhalt der Tragödie zusammen und vermittelt auf einfache Weise den Mythos rund um den Fluch des Hauses der Atriden. Der „Mythos Elektra“ fasziniert die Menschen seit der Antike. Schriftsteller wie z. B. Hugo von Hofmannsthal und auch Goethe wurden immer inspiriert, ihre Sichtweise unter anderen Gesichtspunkten darzustellen. Die Anziehungskraft hat bis heute nicht eingebüßt.

    οὐκ ἔστιν οὐδείς οἶκος ἀθλιώτερος
τῶν Τανταλείων οὐδ ̓ ἔφυ ποτ ̓ ἐκγόνων.“
    (Euripides, Elektra, 1175)

    „Unseliger gibt es auf Erden kein Haus als Tantalos` Kinder und Kindesstamm.“ vgl.: Euripides, Sämtliche Tragödien und Fragmente. Band III. Übersetzt von Ernst Buschor. München: Heimeran Verlag 1972, S.368/369.


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  1. Elektra, Tochter des Königs von Mykene

    Klappentext:

    „Sehnsüchtig wartet Elektra, Prinzessin von Mykene, auf die Rückkehr ihres Vaters Agamemnon. Nur von ihm hat sie Zuneigung erfahren. Seit er in den trojanischen Krieg zog, leidet sie unter ihrer Mutter, Klytaimnestra. Die liebte ihren Mann, bis er für sein Kriegsglück ihre älteste Tochter Iphigenie opferte. Bei seiner Rückkehr bringt Agamemnon als Beute die Priesterin Kassandra mit. Sie kann vorhersehen, welche Tragödie den Mykenern bevorsteht, aber niemand glaubt ihr. Die Schicksale der drei Frauen – Elektra, Klytaimnestra, Kassandra – sind durch die Launen der Götter und die Untaten der Männer unentrinnbar verbunden. Elektra jedoch beginnt, sich aufzulehnen und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Auf dem Weg zur Selbstbestimmung muss sie die Götter herausfordern.“

    Autorin Jennifer Saint beschreibt in ihrem aktuellen Buch die Geschichte von „Elektra“. In der griechischen Mythologie trägt sie eine besondere und vielseitige Geschichte. Diese wird von Saint eben aus der Sicht Elektras erzählt. Saint verknüpft hier Geschichte mit einer verständlichen Sprache und lässt alte Figuren zu Wort kommen. Die Sichtweisen ändern sich immer wieder zwischen Elektra selbst, Klytaimnestra und Kassandra. Man muss schon genau lesen um nicht den roten Faden zu verlieren, aber ich kann klar sagen, Saint nimmt mich jedes Mal mit ihren Worten und mit ihrer Art gefangen in der Mythologie. Man erlebt die Figuren als eben greifbare Figuren und nicht als Mythos. Man meint hier eine vertrackte Familiengeschichte zu lesen (was sie ja auch war) und nich irgendwelche trockenen Erzählungen aus dem Geschichtsunterricht. Jennifer Saint hat auch hier wieder ein feines Händchen bewiesen Geschichte erzählbar zu machen! Ich freue mich defintiv auf mehr aus ihrer Feder! 4 von 5 Sterne

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