Eine Handvoll Worte

Buchseite und Rezensionen zu 'Eine Handvoll Worte' von Jojo Moyes
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Eine Handvoll Worte"

Du sollst wissen, dass du mein Herz in deinen Händen hältst.

1960. Jennifer Stirling müsste eigentlich glücklich sein: Sie führt ein sorgloses Leben an der Seite ihres wohlhabenden Mannes. Doch ihr Herz gehört einem anderen – und er bittet sie, alles für ihn aufzugeben.

2003. Ellie Haworth hat ihren Traumjob gefunden: Sie ist Journalistin bei einer der führenden Zeitungen Londons. Eigentlich müsste sie glücklich sein. Doch der Mann, den sie liebt, gehört einer anderen.

Eines Tages fällt Ellie im Archiv ein jahrzehntealter Brief in die Hände: Der unbekannte Absender bittet seine Geliebte, ihren Ehemann zu verlassen und mit ihm nach New York zu gehen. Als Ellie diese Zeilen liest, ist sie erschüttert. Was ist aus den beiden und ihrer Liebe geworden? Sie stellt Nachforschungen an und stößt auf Jennifer: eine Frau, die alles verloren hat. Alles, außer einer Handvoll kostbarer Worte.

Wer die Liebe nicht kennt, kennt nichts. Wer sie hat, hat alles.

«Ein großartiger, gefühlvoller und berührender Roman.»
(Sophie Kinsella)

«Eine dramatische und romantische Geschichte von verschollenen Briefen, gebrochenen Herzen und der Hoffnung auf ein glückliches Ende.»
(Marie Claire)

«Man bekommt richtig Lust, wieder einmal selbst einen Liebesbrief zu schreiben.»
(Glamour)

«Ein hinreißend romantisches Buch, über das man fast seinen eigenen Liebsten vergisst.»
(Independent on Sunday)

«Voller Emotionen und packend ab der ersten Seite.»
(Woman)

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:592
Verlag: rororo
EAN:9783499267765

Rezensionen zu "Eine Handvoll Worte"

  1. Abschiedsbriefe

    Worum geht es?
    Am Beginn jedes Kapitels ist ein Abschiedsbrief, -SMS oder E-Mail abgedruckt, die Jojo Moyes auf eine Anzeige in der Zeitung erhalten hat oder sie wurden ihr von Verwandten zur Verfügung gestellt. Manche stammen aus der Literatur und einer davon gehört zur Handlung - es sind jeweils "Eine Handvoll Worte", die ein Liebesbeziehung beenden.

    Prolog
    Einen solchen Brief findet Ellie Haworth im Archiv der Zeitung Nation, für die sie einen Artikel schreiben soll, in dem das Leben der Frauen von 1960 mit dem heutigen (2013) verglichen wird. Anlass ist der Umzug der Redaktion in ein neues Gebäude und die Umstrukturierung des Archivs.
    Ellis Aktien in der Redaktion stehen gerade auf Absturz, da ihr Privatleben ein strukturiertes, zielorientiertes Arbeiten unmöglich macht. Seit einem Jahr hat sie eine Affäre mit einem verheirateten Autor - John Armour (!), der nur selten Zeit für sie - oder besser gesagt für Sex mit ihr hat. Als ihre besten Freund*innen sie darauf hinweisen, dass er sich nie von seiner Frau trennen wird, weist sie dies brüsk zurück. Sie lebt in ihrer "Liebesblase", unfähig zu sehen, dass es eine auf Zeit ist.
    In dieser Situation gerät ihr der Liebesbrief von "B" vom 4.10.1960 in die Hände, der sich in einer Aktenmappe mit Lungenkrankheiten, ausgelöst von Asbest, befunden hat. Fasziniert von der Sprache des Briefes beginnt sie zu recherchieren.

    Teil 1 - 1960
    Jennifer Sterling (die Adressatin des Briefes) wacht im Krankenhaus auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Ein schwerer Verkehrsunfall hat eine Amnesie ausgelöst, sogar ihren Mann erkennt sie nicht.

    "Er war ein gutaussehender Mann, vielleicht zehn Jahre älter als sie, mit hoher, gewölbter Stirn und ernstem Blick. Tief im Innern wusste sie, dass er wohl derjenige war, der zu sein er behauptete, dass sie tatsächlich mit ihm verheiratet war, aber es war verblüffend nichts zu empfinden, obwohl alle ganz offensichtlich eine andere Reaktion von ihr erwarteten." (S.36)

    Doch sie spielt die von ihr erwartete Rolle der reichen Unternehmensgattin - ihr Mann ist im Asbestgeschäft, 1960 galt es noch als "Wunderbaustoff". Ihre Meinung ist nicht gefragt und sie hat schmückendes Beiwerk ihres Mannes zu sein. Ihre Freundin Yvonne beschreibt ihr, wie sie früher gewesen ist:

    "Du bist reizend und lustig und voller joie des vivre. Du hast das perfekte Leben, einen reichen, gutaussehenden Mann, der dich anhimmelt, und einen Kleiderschrank, für den jede andere Frau sterben würde. Deine Frisur sitzt immer perfekt. Du hast eine Wespentaille. Bei jedem gesellschaftlichen Anlass stehst du im Mittelpunkt, und unsere Ehemänner sind alle in dich verliebt." (S.58)

    Perfektes Leben? Aus unserer heutigen Perspektive sicherlich nicht - aber wir sind im Jahr 1960, fehlen nur noch Kinder zum Glück...

    Im 3.Kapitel wechselt die Perspektive zum Journalisten Anthony O´Hara, der lange als Auslandskorrespondent für die Nation gearbeitet hat, zuletzt im Kongo, in dem es 1960 Unruhen gab. Da es ihm zurzeit nicht gut geht - Alkoholprobleme, überstandenes Gelbfieber - wird er an die Rivera geschickt, um ein Porträt über Laurence Stirling, Jennifers Mann, zu schreiben. O´Hara ist geschieden und hat einen kleinen Sohn, den er aber kaum sieht und natürlich ist auch er gutaussehend. Im Verlauf des Kapitels wird deutlich, dass das Interview zeitlich vor dem Unfall Jennifers liegt und die Vermutung, dass O´Hara jener Mann ist, der den Liebesbrief an Jennifer geschrieben hat, bestätigt sich. Man erfährt, wie die beiden sich kennen lernen und Jennifer davon überwältigt ist, dass jemand ihr zuhört und sie ernst nimmt. Gut gemacht ist der Perspektivwechsel, da aus Anthonys Sicht der Beginn der Liebesgeschichte erzählt wird und aus Jennifers Sicht die Zeit nach dem Unfall, in der sie auf einen der Briefe Anthonys stößt. Verzweifelt macht sie sich auf die Suche nach ihrem Liebhaber, in den Briefen finden sich kaum Hinweise, bis sie endlich die Wahrheit erfährt - eine Wahrheit, die ihr Mann gekannt hat, was teilweise sein Verhalten erklärt und auch, warum ihr niemand die Umstände ihres Unfalls erklären wollte.

    Im zweiten Teil springt die Handlung ins Jahr 1964 und wir erfahren, wie es Jennifer inzwischen ergangen ist und wie die Akte, die Elli in der Gegenwart findet, im Archiv gelandet ist.

    Teil 3 widmet sich Elli und ihrer komplizierten Beziehung zu John. Ihr Drang jede SMS und Mail zu sezieren und Bedeutung hineinzulegen, erinnert mich an die Zeit als Teenager. Allerdings ist sie 32 Jahre alt. Inspiriert von den Liebesbriefen beleuchtet sie ihre eigene Beziehung, die "Handvoll Worte" und die Suche nach den Protagonisten der Liebesgeschichte verändern auch ihr Leben.
    Und am Ende - wie nicht anders zu erwarten - gibt es ein Happy End, wenn auch einige unerwartete und tragische Wendungen dazwischen liegen.

    Bewertung
    Obwohl die gesellschaftlichen Einschränkungen der Zeit, in der Jennifer sich trotz ihrer Ehe in einen anderen Mann verliebt hat, wesentlich strikter gewesen sind, ist auch Elli weit davon entfernt frei zu sein. Ist Jennifer gefangen in den Konventionen, die eine Scheidung nicht vorsehen, und in ihrer Unfähigkeit selbst für ihr Leben finanziell aufzukommen, ist Elli in ihren romantischen Vorstellungen gefangen. Während Jennifer erstaunlich mehrdimensional gezeichnet ist, gibt Elli das Bild einer kindlichen 32-Jährigen, deren Traum so aussieht:

    "Sie hat einen Job als Journalistin bei einer der wichtigsten Zeitungen des Landes, beneidenswert unkompliziertes Haar, einen Körper, der im Grunde an den richtigen Stellen kurvig oder schlank ist, und ist hübsch genug, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wobei sie immer noch so tut, als wäre ihr das unangenehm. (...) Sie hat noch nicht das Alter erreicht, in dem es als persönliches Versagen betrachtet werden könnte, wenn man weder Mann noch Kinder hat." (S.377)

    Willkommen im Jahr 2013 - bis auf den beruflichen Erfolg scheint sich zu 1960 wenig geändert zu haben. Nach dem Traum einen Job zu haben, kommt sofort das gute Aussehen. Unverheiratet, keine Kinder zu haben, gilt als persönliches Versagen. Hat sich unser Bild vom erfolgreichen Leben so wenig verändert? Laut Moyes scheint es so zu sein - Elli verkörpert zwar eine Frau, die sich in ihrem Beruf behaupten kann und Erfolge aufweisen kann, doch ihre Gedanken kreisen ausschließlich um ihre Liebesaffäre und den Wunsch in einer festen Beziehung zu leben.

    Während der Roman recht gut die gesellschaftlichen Umstände der 60er Jahre aufzeigt, mit der Doppelmoral und den Schwierigkeiten für Frauen, sich selbst zu verwirklichen, ist der Blick auf unsere Zeit erschreckend altmodisch.

    Was bleibt? Eine schöne Liebesgeschichte - auch wenn die Liebesszenen für meinen Geschmack "too much" sind, eine interessante Erzählstruktur, "Eine Handvoll Worte", die zeigen, wie sich die Abschiedsbriefe im Lauf der Zeit verändert haben und die Erkenntnis, dass ich in Zukunft die Hände von Moyes Roman lasse ;)

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