Eine bittere Wahrheit: Thriller

Rezensionen zu "Eine bittere Wahrheit: Thriller"

  1. Allein gegen alle

    Inhalt (Klappentext):
    Erst seit Kurzem lebt Tabitha wieder im Ort ihrer Kindheit, einem idyllischen Dorf an der englischen Küste. Doch der Wunsch, dort Ruhe zu finden, verwandelt sich in einen Alptraum, als sie des Mordes an ihrem Nachbarn beschuldigt wird. Alle Indizien sprechen gegen sie. Und sie kann sich nicht erinnern, was an jenem 21. Dezember geschehen ist, als im Schuppen hinter ihrem Haus die schlimm zugerichtete Leiche gefunden wurde. Nun sitzt sie in Untersuchungshaft und wartet auf ihren Prozess. Ihre Anwältin rät ihr, sich schuldig zu bekennen. Doch Tabitha spürt, dass sie nicht die Mörderin ist. Und nur sie selbst kann das beweisen.

    Meine Meinung:
    Es handelt sich um einen ungewöhnlichen Plot, alles dreht sich um die Beschuldigte, die aus dem Gefängnis heraus versucht, ihre Unschuld zu beweisen. Alle Ereignisse rund um das Geschehen erfährt man nur aus dritter Hand und da sich auch die Protagonistin nicht richtig erinnern kann, weiß man als Leser lange nicht worauf die Story hinausläuft. Die Heldin macht es einem nicht leicht, sie ist leicht reizbar, unberechenbar in ihren Stimmungen, depressiv, verwirrt und manchmal unglaublich naiv. Nach ungefähr der Hälfte verlegt sich die Handlung in den Gerichtssaal und wird zu einem „Justizthriller“ (HÖRZU). Naja, von Thrill kann eigentlich keine Rede sein, aber es ist ohne Frage spannend und die Idee und der Aufbau des Buchs sind interessant genug um die Leserschaft zu fesseln. Ich wage zwar zu bezweifeln, dass man als selbstverteidigender Angeklagter mit so einem Verhalten vor Gericht durchkommt, aber es ist sehr unterhaltsam und natürlich ist man auf der Seite des „Underdog“, der alleine gegen alle kämpft.
    Das Buch liest sich leicht und schnell und hat mich gut unterhalten. Die Handlung ist ein wenig abseits der üblichen Massenware und trotz des Mordes nicht blutrünstig und reißerisch. Ich freue mich, mit Nicci French einen neuen Krimiautor entdeckt zu haben, der meine Vorliebe für packende und hintergründige Krimis befriedigen kann ohne dass es allzu bestialisch und brutal wird.

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  1. Spannend? Ja, aber eine Protagonistin zum Abgewöhnen

    Da meine Frau Nicci French-Fan ist, habe ich nun auch mal den aktuellen Roman des Autorengespanns gelesen. Nun ja, so ganz kann ich die Begeisterung meiner Angetrauten nicht nachvollziehen. Spannung ist garantiert, aber mit der Protagonistin tue ich mich äußerst schwer.

    Diese, Tabitha Harris, sitzt zu Beginn des Romans in Untersuchungshaft. Sie soll in ihrem Heimatort einen Lehrer ermordet haben, den man, der sie als fünfzehnjährige Jugendliche verführt und somit missbraucht hatte. Ob damit zusammenhängend oder nicht, Tabithas Leben geriet danach aus den Fugen, Depressionen und Beziehungsunfähigkeit sind die Folgen. Tatverdächtig machen sie vor allem das mögliche Motiv (das sie übrigens selbst anfangs nicht sieht), die Tatsache, dass die Leiche in einem ihr gehörenden Schuppen gefunden wurde sowie ein umgestürzter Baum, der das Dorf am Tattag von der Außenwelt abgeschnitten hatte, sodass der Täter hier zu suchen ist.

    Die, um es harmlos auszudrücken, kratzbürstige Tabitha feuert als erstes ihre Verteidigerin, als diese ihr eine vermeintlich überzeugende Strategie vor Gericht vorschlägt, um ihr die Verurteilung wegen Mordes zu ersparen. Doch das damit verbundene Geständnis lehnt Tabitha ab, obwohl sie Erinnerungslücken hat und nicht sicher sein kann, ob sie nicht vielleicht tatsächlich die Täterin ist. Aber da sie die gegebenfalls auch bittere Wahrheit herausfinden möchte, übernimt sie selbst ihre Verteidigung, wobei sie auf nicht schuldig plädiert. Im Verlauf des Prozesses eckt sie immer wieder mit der Richterin, dem Ankläger und Zeugen an, doch nach und nach gelingt es ihr, den einen oder anderen Stein aus der Schuldmauer gegen sie zu ziehen und diese ins Wanken zu bringen.Ja, sie weiß sogar, wer der Täter ist, spielt dieses Wissen aber nicht für sich aus, da sie in ihm einen Leidensgenossen erkennt, und lässt alles auf das Urteil ankomen.

    Wie schon gesagt, der Fall ist äußerst spannend, aber mit so manchen Verhaltensweisen der Protagonistin kann man als Leser nur schwer warm werden.

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