Ein unbeschriebenes Blatt: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein unbeschriebenes Blatt: Roman' von John Colapinto

Inhaltsangabe zu "Ein unbeschriebenes Blatt: Roman"

Ein Roman sucht einen Autor. Herrenlos liegt das Manuskript in der abgeschlossenen Aktenschrank-Schublade des Jura-Studenten Steward Church. Denn dessen Verfasser, der seinen Zimmernachbarn Cal Cunningham mit dem Geklapper seiner mechanischen Schreibmaschine fast in den Wahnsinn trieb, liegt nach einem Fahrradunfall tot in einem New Yorker Leichenschauhaus. Cal erfährt von dem Unglück, kurz nachdem er in Stewards Zimmer eingebrochen ist, um nach dem unveröffentlichten Buch zu fahnden. Für ihn ist der Todesfall vom Rad ein Glücksfall aus Fortunas Hand. Nicht nur, dass das literarische Talent dem Möchtegern-Dichter beinahe jegliche Hoffnung auf eigenen Ruhm genommen hätte: Ganz zu Recht kann Cal vermuten, eigentlich der bessere Autor für das Romanwerk zu sein. Immerhin steht darin nicht zuletzt seine eigene Biografie verzeichnet.

Wie die Titelfigur in Patricia Highsmiths Thriller Der talentierte Mr. Ripley, dem der eindringlich in der ersten Person geschriebene Erstlingsroman des amerikanischen Autors John Colapinto zweifellos zahlreiche Anregungen verdankt, schlüpft Cal in Ein unbeschriebenes Blatt in die Haut seines genialen Konkurrenten, heiratet die Ex-Freundin seines toten Widersachers, gelangt unter die Fittiche des umtriebigen Literatur-Agenten Blackie Yaeger und wird mit Stewarts Manuskript zum neuen Shooting-Star der New Yorker Literatenszene. Bis eine Frau auftaucht, die um die wahren Umstände des Romanerfolgs zu wissen scheint und die Dinge schicksalhaft eine dramatische Wendung nehmen.

Mit John Colapino hat ein großer Stoff seinen idealen Autor gefunden. Ein Stoff zudem, der offenbar deutlich autobiografische Züge trägt. Wie Cal arbeitete der echte New Yorker Schriftsteller als Aushilfsbuchhändler, wie dieser träumte er -- zunächst erfolglos -- jahrelang davon, einmal eine belletristische Berühmtheit zu werden. Wie weit die Gemeinsamkeiten zwischen Schöpfer und Schöpfung gehen, ist aber eigentlich egal: Ein unbeschriebenes Blatt ist ein fulminanter, spannend konstruierter, souverän erzählter und in seiner immanenten Logik stringenter Debütroman, der so manchen angehenden Dichter mit Unveröffentlichtem in der Schreibtisch-Schublade das Fürchten lehren könnte. Selbst dann, wenn sich eines Tages herausstellen sollte, dass Colapino das Manuskript seinerseits von irgend jemand gestohlen hat. --Thomas Köster

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:287
Verlag: Piper
EAN:9783492043847