Ein Sohn der Stadt

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Sohn der Stadt' von Kent Haruf
4.75
4.8 von 5 (11 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Sohn der Stadt"

Acht Jahre sind vergangen, seit Jack Burdette – einstiger Liebling der Kleinstadt und bewunderter Footballstar – über Nacht verschwand und damit um Geld betrogene wütende Farmer und seine schwangere Frau samt Kindern zurückließ. Und dann ist er plötzlich wieder da, in einem roten Cadillac mitten auf der Main Street, und legt damit nicht nur den Finger in alte, nicht verheilte Wunden, sondern setzt Geschehnisse in Gang, die jeden Bewohner Holts treffen.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
Verlag:
EAN:9783257071726

Rezensionen zu "Ein Sohn der Stadt"

  1. Ein absolut lesenswerter Roman

    Jack Burdette kommt nach Acht Jahren zurück in seine Heimatstadt Holt. Der damals bewunderte Footballstar verschwand einfach über Nacht und hat die ums Geld betrogenen Farmer sowie seine schwangere Frau samt Kindern zurückgelassen. Doch was will er jetzt wieder in Holt?

    Ich kannte bereits einen Roman von Kent Haruf und war deshalb sehr gespannt auf dieses neueste Buch.
    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Ich kam schnell in die Geschichte hinein und konnte prima folgen. Die Beschreibungen des Ortes Holt und dessen Bewohner waren sehr gelungen und atmosphärisch. Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen.
    Die Personen wurden anschaulich beschrieben und hatten ihre Eigenarten. Das passte wunderbar zu einer Kleinstadt.
    Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie wurde durch Pat Arbuckle erzählt, der ein Bewohner von Holt war. Er kannte Jack bereits als Kind und so erfährt man als Leser viel aus der Vergangenheit. Eine gut gewählte Erzählweise, sehr passend. Es war eine tolle Spannung vorhanden, denn ich habe mich natürlich gefragt, weshalb Jack zurückgekommen ist und was seinerzeit zwischen ihm und den Bewohner von Holt geschehen ist. Neben der Spannung gab es aber z.B. auch humorvolle oder traurige Szenen, so dass es bezüglich der Gefühle nicht langweilig wurde. Das war sehr abwechslungsreich.

    Ein fesselnder Roman, dem ich sehr gerne 5 von 5 Sternen gebe.

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  1. Immer wieder ein Erlebnis

    Immer wieder ein Erlebnis

    Es tat gut den Roman aufzuschlagen, um erneut abzutauchen in das fiktive Städtchen namens Holt in Colorado.

    Diesmal erzählt Haruf seinen Lesern die Geschichte von Jack Burdette. Jack, der eigentlich Profi- Footballspieler werden wollte, der aber dann auf dem College schnell merkte, dass es weitaus bessere Spieler gab als ihn. Da er nie gut war in der Schule, er sich aber immer gut verkaufen konnte, geht er trotzdem seinen Weg. Pat Arbuckle, den man als seinen Freund bezeichnen könnte, solange die beiden noch in Holt wohnten, vor dem College, führt durch die Geschichte. Eine Geschichte, von vielen Fehlentscheidungen seitens Burdette. So viele, dass auch die eigentlich toleranten Einwohner von Holt irgendwann die Nase voll haben von ihm. Sie gaben ihm, obwohl er nicht der hellste ist, einen guten, verantwortungsvollen Posten, und er dankt es ihnen, in dem er eine hohe Summe abzwackt und sich aus dem Staub macht. Er lässt einfach Frau und Kinder im Stich. Umso mehr verwundert es, als Jack nach ein paar Jahren plötzlich wieder da ist. Nach genau 8 Jahren parkt er mit seinem roten Cadillac ganz provokant in der Hauptstraße, obwohl er genau weiß, was alle von ihm halten.

    Doch dieses Szenario ist nicht allein für die Handlung verantwortlich. Wir erleben auch was Pat, der Erzähler, erlebt. Und auch die Geschichte von Jessie Burdette will erzählt werden. Die Geschichten hängen auf eine besondere Art zusammen, dies ist etwas was mir allzu vertraut ist. Kent Haruf ist ein Meister darin Schicksale wiederzugeben, sie unspektakulär in Szene zu setzen. In Holt spielt das Leben, wie halt manchmal auch im wahren Leben, nach seinen eigenen Gesetzen.

    Dieser Roman wirkte anders auf mich, als die vorherigen bereits in Deutschland erschienenen. Hier erlebt man die Holter eher als nachtragend, zwar zurecht, allerdings spielte sonst die Hilfsbereitschaft untereinander eine sehr zentrale Rolle. Doch trotz dieser Tatsache ist es ein toller Roman, den ich unheimlich gerne gelesen habe. Lediglich die Tatsache, dass das Repertoire bald erschöpft ist, stimmt ein wenig traurig. Ich habe mich nämlich sehr daran gewöhnt einmal im Jahr einen Roman des Autors zu lesen.

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  1. Das schwarze Schaf von Holt

    Acht Jahre lang war Jack Burdette abgetaucht - sehr zum Ärger der Einwohner von Holt. Nun ist er plötzlich wieder in der Kleinstadt im US-Bundesstaat Colorado aufgetaucht. Der ehemalige Footballstar hat es sich mit so ziemlich allen Bürgern verscherzt. Die Polizei hat ihn sogar gesucht. Was will er nun in der alten Heimat? Wieso ist er zurück? Und was hat Pat Arbuckle, der Herausgeber und Reporter der örtlichen Zeitung, damit zu tun?

    „Ein Sohn der Stadt“ ist ein Roman von Kent Haruf.

    Meine Meinung:
    Der Roman besteht aus zwei Teilen, die insgesamt zehn Kapitel beinhalten. Erzählt wird fast ausschließlich in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Pat - jedoch nicht chronologisch. Die Geschichte umfasst einige Jahre. Sie beginnt und endet mit der Rückkehr von Burdette. Dazwischen werden in Rückblicken Geschehnisse aus der Zeit von Jacks Kindheit bis ins bereits etwas fortgeschrittene Erwachsenenalter erzählt, wobei es mehrere Zeitsprünge gibt. Dieser geschickt komponierte Aufbau funktioniert sehr gut.

    Auch in diesem Roman hat mir der unaufgeregte und atmosphärisch starke Stil gefallen. Anders als in seinen späteren Werken schreibt Haruf jedoch weniger beschreibend und stattdessen dialoglastiger. Nichtsdestotrotz zeigt sich auch hier sein schriftstellerisches Können einmal mehr.

    Wie die anderen Romane spielt diese Geschichte erneut im fiktiven Holt. Sie lässt sich jedoch komplett unabhängig lesen und verstehen.

    Überrascht hat mich, dass die Charaktere zwar auch dieses Mal sehr authentisch und psychologisch ausgefeilt dargestellt werden, dass aber echte Sympathieträger Mangelware sind. Wer durchweg liebenswürdige Figuren wie in den sonstigen Holt-Romanen sucht, wird enttäuscht. Dennoch sind Jack und Pat reizvolle Protagonisten.

    Auf knapp 300 Seiten gelingt es Haruf trotz des eher gemächlichen Erzähltempos Spannung aufzubauen und zu halten. Stück für Stück erschließen sich Burdettes Machenschaften und menschliche Schicksale. Zugleich beleuchtet er den Mikrokosmos einer amerikanischen Kleinstadt.

    Während mich der erste Teil noch nicht so sehr einnehmen konnte, hat mich der zweite vollends überzeugt. Er birgt Dramatik und überraschende Wendungen. Hier schafft es der Autor - wie kaum ein anderer - zudem auf seine unnachahmliche Weise, mich mehrfach emotional zu berühren. Der Schluss lässt noch die eine oder andere Frage offen, was ich für diese Geschichte als absolut schlüssig erachte.

    Den deutschen Titel finde ich nicht ganz so passend wie das englischsprachige Original („Where You Once Belonged“). Das verlagstypische Cover mit dem Gemälde ist in diesem Fall allerdings eine gute Wahl.

    Mein Fazit:
    Obwohl mich „Ein Sohn der Stadt“ nicht so begeistert hat wie seine späteren Werke, bin ich sehr froh, dass Kent Harufs zweiter Roman nun auch ins Deutsche übersetzt wurde. Ich empfehle diese lesenswerte Geschichte sehr gerne und würde mich freuen, wenn der erste der sechs Holt-Romane ebenfalls bald bei Diogenes erscheinen würde.

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  1. Herzlose Menschen scheint es überall zu geben

    "Wenn man sich selbst am meisten liebt, bleibt kaum Zeit, andere Dinge zu lieben." (Dieter Gropp)
    Der Footballstar Jack Burdette ist in der Kleinstadt Holt aufgewachsen und eines Tages verschwunden. Zurückgelassen hat er viel Frust und Hass, den er hat all die Menschen enttäuscht und betrogen, die ihn bisher geliebt und vertraut hatten. Ebenfalls hat er seine schwangere Frau mit den beiden Kindern im Stich gelassen. Acht Jahre später nun steht er plötzlich mit seinem roten Cadillac inmitten der Main Street. Seine Wiederkehr bringt nicht nur Unruhe und die erneute Wut in den Menschen auf, sondern er setzt erneut Prozesse in den Gang, welche die Bewohner Holts niemals vergessen werden.

    Meine Meinung:
    Für mich ist es das zweite Buch des Autors und seiner fiktiven Stadt Holt. Mir gefällt vor allem der Schreibstil von Kent Haruf, der selbst in der Kürze des Buches den Leser mitnimmt. Er beschreibt Vorgänge und spiegelt Begebenheiten wider, wie ich es bisher selten erlebt habe. Aus Sicht seines Freundes Pat Arbuckle, dem späteren Zeitungsredakteur, erfahre ich mehr über Jack. Ich tauche ein in ihre Kindheit und Schulzeit der beiden bis hin zur Gegenwart. Dabei spiegelt Holt für mich mehr oder minder eine Kleinstadtidylle wieder, wie ich es bisher nur von amerikanischen Filmen kenne. Jeder kennt jeden, man vertraut einander und alles scheint in bester Ordnung zu sein. Doch es täuscht den hinter den Häuserfassaden sehen wir die ganze Wahrheit. Besonders Jack ist einer, der schon als Kind Schwierigkeiten hat, sich einzufügen. Er fällt in der Schule auf, weiß sich allerdings dort mithilfe anderer durchzusetzen. Dabei hat es ihm besonders Pat angetan, mit dem er sich anfreundet. Trotz aller Schwierigkeiten wird er irgendwann von den Bewohnern ins Vertrauen gezogen und erhält einen guten Posten. Doch wie nicht anders zu erwarten bugsiert sich Jack in weitere Schwierigkeiten und ehe er zur Rechenschaft gezogen wird, haut er einfach auf nimmer Wiedersehen ab. Dass die Menschen dies natürlich nicht vergessen haben, kann ich gut verstehen, insbesondere den Hass auf ihn. Lange frage ich mich, warum ist Jack zurückgekehrt? Wegen seiner Heimatstadt oder ist es seine Familie, die er jahrelang drangsaliert und misshandelt hat? Nach und nach zeichnet der Autor ein ganz anderes Bild von Jack auf, als der eigentliche Titel es hier verspricht. Jack entpuppt sich für mich immer mehr zum Egoisten, Narzissten und Lebemensch, der auf Kosten anderer lebt. Nicht nur, dass er sein eigenes Leben zerstört, macht auch das Leben seiner Frau und Kinder kaputt und dies nur, weil er es kann und möchte. Traurig macht es mich, dass er es wieder einmal auf Kosten seines besten Freundes macht. Leider lässt mich das Ende etwas fraglos zurück, ich hätte mir einen harmonischeren Schluss gewünscht.Trotzdem hat mich die Geschichte sehr gut unterhalten und überzeugt. Besonders da es wieder einmal zeigt, welche Macht Geld und Egoismus hat und was man alles dafür tut, um es zu besitzen oder auszuleben. Ich vermute, Menschen wie Jack gibt es sicher mehrere auf dieser Welt. Von mir bekommt das Buch 4 1/2 von 5 Sterne.

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  1. Wäre er doch fort geblieben!

    Jack Burdette ist wieder da. Niemand im fiktiven Städtchen Holt hatte damit gerechnet, dass jener nach nunmehr acht Jahren Abwesenheit diesen Ort wieder betreten würde. Ralph Bird, der Herrenausstatter, entdeckt ihn als erster und eilt völlig aufgebracht zur Polizeistation. Was hat es mit Jack auf sich? Was hat jener verbrochen, dass er offenbar unter Schimpf und Schande die Stadt verlassen hat? Der Leser muss sich gedulden.

    Mit dem zweiten Kapitel wechselt die Perspektive. Nun berichtet der Zeitungsreporter Pat über Jacks Leben. Beide kennen sich bereits seit Kindertagen. In ruhigem Ton erzählt Pat über Jacks Elternhaus, seinen rabiaten, trunkenen Vater und seine gottesfürchtige Mutter, die mit dem Jungen überfordert war. Einiges gibt es über die Schulzeit zu berichten: Jack hatte von Beginn an Schwierigkeiten mit den Lehrern, vom Lernen hielt er nichts. In der Highschool glänzte er lediglich auf dem Footballplatz. Dort wurde er zum gefeierten Star der Stadt. In ruhigem Ton lernen wir Jack und seinen Bekanntenkreis kennen. Man wird das Gefühl nicht los, dass Jack sich stets nimmt, was er haben will. Das gelingt ihm durch seine Größe, seine Präsenz und enorm männliche Ausstrahlung. „Er war absolut überzeugt von sich. Andere zu dominieren erschien ihm als natürlichste Sache der Welt.“ Er muss auch Charme besitzen, man darf ihn als herben Frauentyp bezeichnen. Wanda Jo Evans heißt seine Freundin in Holt. In der Schule schrieb sie ihm die Aufsätze, später wäscht sie seine Dreckwäsche. Doch auch Männer geraten in den Bann dieses Anti-Helden – mit drastischen Folgen für die Holter Bewohner.

    Als Leser wird man völlig von dieser Chronologie der Ereignisse gefangen genommen. Pat trägt verschiedene Episoden aus Jacks Leben zusammen, manches davon haben sie zusammen erlebt. Irgendwann lässt Pat auch etwas von seinem eigenen Leben in die Geschichte mit einfließen, weil das eine offenbar mit dem anderen zusammenhängt. Dabei spürt man eine tieftraurige Melancholie des Erzählers, der ganz offensichtlich auch in der Gegenwart kein erfülltes Leben führt.

    Nach und nach erfahren wir die kompletten Verwicklungen, erfahren warum Jack der Stadt den Rücken gekehrt hat. Die geschilderten Ereignisse enthalten Dramatik und viel Zwischenmenschliches. Man lernt die Holter Bevölkerung kennen. Lieben tut man sie nicht, zu eigenwillig sind die Charaktere, die über das Ziel hinausschießen und unerbittlich sein können. Langeweile kommt mit diesem Städtchen keine auf. Der Roman fesselt von Beginn an bis zum spannenden Finale.

    Ich bin ein bekennender Fan von Kent Haruf. Bisher haben mich alle seine Romane begeistert. In diesem trifft man keine alten Bekannten wieder. Das liegt daran, dass „Ein Sohn der Stadt“ Harufs zweiter Roman ist, der zeitlich vor den übrigen geschrieben, aber erst jetzt übersetzt wurde. Während es in seinen anderen Büchern meist mehrere Handlungsstränge gibt, dreht sich hier alles nur um Jacks Leben und (Un-)Taten, alles andere verläuft mehr im Hintergrund. Pat berichtet nur das, was zur eigentlichen Geschichte rund um den zurückgekehrten Jack Burdette gehört.

    Kent Haruf kann einfach erzählen. Er steuert mit taktischen Umwegen auf sein Ziel zu, das einem gegen Ende fast den Atem raubt. Insofern hat dieser Roman schon einen anderen Sound als die übrigen, die für meinen Geschmack versöhnlichere, wärmere Töne anschlagen. Die Handlung hier ist rauer, es gilt, schwere Schicksale zu ertragen, menschliches Glück gibt es, wenn überhaupt, nur in kleinen Dosen.
    Auch wenn mir die anderen Haruf-Romane noch etwas besser gefallen haben, möchte ich auch hier Bestbewertung geben. Haruf darf Haruf nicht im Wege stehen. Gemessen an anderen Autoren hat dieser eine besondere Güte, die es zu honorieren gilt.

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  1. 4
    02. Dez 2021 

    Jack Burdette...

    Es gibt Typen, die aufgrund bestimmter Talente und Fähigkeiten von allen bewundert werden und denen man deshalb andere, miese Eigenschaften eher nachsieht als gewöhnlichen Menschen. Solch ein Mensch ist Jack Burdette, der seit seiner Geburt in der kleinen Stadt Holt in Colorado lebt. Aufgrund seiner ungezügelten Brutalität ist er der uneingeschränkte Star der Footballmannschaft in der Highschool, und jeder sonnt sich in seinem Dunstkreis, wenn man sich zum gemeinsamen Biertrinken und Abhängen trifft.

    Obwohl Jack sich einen Dreck schert um die Befindlichkeit anderer Menschen und schon in früher Jugend offensichtlich wird, dass Regeln und Grenzen nur dazu da sind um übertreten zu werden, reichen seine Erscheinung und sein Erfolg beim Football aus, dass alle großzügig darüber hinwegsehen. So verwundert es auch nur kurz, dass ihm schließlich ein verantwortungsvoller Posten als Manager angeboten wird. Denn wer ein Kämpfer ist, der wird das Boot schon schaukeln...

    "Der Sohn der Stadt" ist der bislang früheste übersetzte Roman, der zweite, den Kent Harufs geschrieben hat (der erste ist noch nicht auf Deutsch erschienen). Er unterscheidet sich von den späteren Romanen dadurch, dass hier der Fokus auf einem einzelnen Charakter liegt, während die Perspektive in den anderen Büchern zwischen verschiedenen Personen wechselt. Auch gibt es hier deutlich mehr Dialoge als in den anderen Büchern, und das Lebensbejahende der anderen Romane kommt für mein Empfinden hier auch zu kurz.

    Der Autor weist jedoch auch in seinem frühen Werk schon sein Können auf, einen beim Lesen in den Bann zu ziehen. Ruhig, melancholisch, unaufgeregt, aber prägnant. Und - erstaunlich genug - Haruf schafft es wieder, auch den miesesten Typen wertneutral darzustellen, so dass man auch beim Lesen nicht sofort zu urteilen beginnt, sondern abwartet, was womöglich noch zutage kommt...

    Auch in seinen anderen Romanen nimmt sich Kent Haruf schwieriger Themen an und täuscht keineswegs eine heile Welt vor. Hier jedoch zeigt er den untergründigen Kampf zwischen "Gut" und "Böse", verkörpert durch die Charaktere des Ich-Erzählers Pat und eben jenem Jack Burdette. Die Bewohner Holts schwanken zwischen in ihrem Verhalten zwischen naiv und archaisch, und mehr als einmal stellte sich mir die Frage, weshalb bestimmte Personen überhaupt noch in Holt wohnen bleiben.

    Das Ende dann hat mich etwas ratlos und auch enttäuscht zurückgelassen. Bei einem Roman von Kent Haruf erwarte ich nicht unbedingt ein "Happy End", aber hier wurde ich mit einem offenen Ende ohne jeden Ausblick im Regen stehen gelassen. Auch in seinen anderen Romanen müssen Menschen mit Unglücken, Ungerechtigkeiten, Schicksalsschlägen kämpfen, aber es gibt dann doch meist eine versöhnliche Note, einen kleinen Lichtblick. Das fehlt mir hier leider.

    Da mich die anderen Romane Harufs vollkommen begeistern konnten, bleibt es nicht aus, dass ich hier Vergleiche ziehe. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich auch "Ein Sohn der Stadt" wieder gerne gelesen habe und erneut wohlwollend eingetaucht bin in die Geschehnisse im kleinen Holt.

    Nun bleibt zu hoffen, dass auch Kent Harufs erster Roman noch ins Deutsche übersetzt werden wird...

    © Parden

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  1. Holt in Aufruhr

    Seit 2017 veröffentlicht der Diogenes Verlag die Bücher von Kent Haruf (1943 – 2014) postum, beginnend mit seinem letzten Werk "Unsere Seelen bei Nacht". Alle insgesamt sechs Romane spielen in der fiktiven 3000-Einwohner-Kleinstadt Holt, Colorado im Mittleren Westen der USA. Die Erzählperspektiven wechseln, ebenso die Protagonistinnen und Protagonisten, an denen die großen Themen des Lebens abgehandelt werden, aber gelegentlich kann man bei der Lektüre alten Bekannten wiederbegegnen. Nicht so jedoch bei "Ein Sohn der Stadt", ursprünglich Kent Harufs zweitem Roman und nun als fünfter der sechs auf Deutsch erschienen, bei dem ich niemanden wiedererkannt habe.

    Jack Burdette, ein Antiheld
    Der titelgebende "Sohn der Stadt" ist Jack Burdette, ein ausgemachter Bösewicht und Unsympath, der zeitlebens für Unfrieden in Holt und darüber hinaus gesorgt hat, ein Egozentriker, der für den eigenen Vorteil gewissenlos über Leichen geht. Einst erlagen die Holter seinem Charme und vergötterten ihn trotz offensichtlicher Charakterfehler als Held und Star des örtlichen Footballteams. So geblendet waren sie, dass sie ihn gegen alle Vernunft zum Manager der Getreide-Kooperative machten - mit fatalen Folgen. Als sie ihren Irrtum erkannten, hatte Jack sich längst abgesetzt. Ihr unkontrollierter Hass richtete sich daraufhin in abscheulicher Weise gegen seine schuldlose junge Frau Jessie, aber auch gegen Jacks unglücklichen Mittäter. Die ohnmächtige Wut nach dem Betrug, die nach einem Ventil schrie, brachte die dunkelste Seite der Holter Seelen ans Licht und machte aus den eigentlich harmlosen Bewohnerinnen und Bewohner einen rasenden Mob.

    Als Jack zu Beginn des Romans im Herbst 1985 nach acht Jahren überraschend zurückkehrt, heruntergekommen zwar, aber provozierend wie eh und je, reißen kaum vernarbte Wunden wieder auf:

    "Das lokale Phänomen war wieder da." (S. 245)

    Kurze Zeit hoffen die betrogenen Holter auf Genugtuung. Aber warum ist Jack Burdette überhaupt nach Holt zurückgekehrt? Und können sie gegen einen gewissenlosen Siegertypen wie ihn tatsächlich gewinnen?

    Kein unbeteiligter Erzähler
    Der Holter Journalist Pat Arbuckle ist der Chronist des bedrückenden Geschehens, ein ehemaliger Schulkamerad von Jack, der ihn - wie alle - lange nicht durchschaut hat. Pat ist Herausgeber des wöchentlich erscheinenden Kleinstadtanzeigers Holt Mercury und hat eine familiäre Tragödie hinter sich. Seine scheinbar neutrale Perspektive erweist sich als geschickte Täuschung Kent Harufs, denn Pat ist persönlich viel mehr involviert, als es zunächst den Anschein hat…

    Verbrannte Erde
    Zwar sind mir die erzkonservativen Bewohnerinnen und Bewohner Holts trotz ihrer drolligen Kauzigkeit, ihrer Klatschsucht und Verstocktheit in den letzten Jahren überaus ans Herz gewachsen und ich freue mich über jede neue Begegnung mit ihnen, aber in "Ein Sohn der Stadt" wird diese Sympathie auf eine harte Probe gestellt. Kent Haruf beschreibt wie immer melancholisch, unaufgeregt, prägnant und äußerst spannend, wie ein einzelner Blender Macht über eine ganze Kleinstadt bekommt, und wohin hilflose Wut führen kann. Bei aller Kritik am Verhalten der Holter galt ihnen doch nach dem furiosen Ende mein Mitgefühl. Traurig, dass es nur noch einen weiteren Band aus Holt geben wird!

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  1. Gewohnt warmherzig & bildhaft - ein spannender Holt-Besuch

    Jack Burdette, einst ein gefeierter Footballstar des Städtchens Holt und später dann der Vorsitzende der hiesigen Farmer Kooperative, ist nach acht Jahren des Untertauchens plötzlich wieder da. Acht Jahre ist er nicht auffindbar gewesen und die Bürger*innen von Holt hat es insgeheim doch gefreut, ihm nicht mehr ins Angesicht sehen zu müssen. Aber warum? Und was tut er plötzlich wieder in Holt? Und was hat das alles für Auswirkungen?

    In dieser spannenden Geschichte, die sich um diesen zwielichtigen Menschen dreht, erzählt uns Kent Haruf wieder einmal so einiges von den Holter Bewohner*innen in altbekannter Manier. Sehr bildhaft und doch gekonnt kurz fasst sich der Autor auch in diesem Roman, er lässt ein ganz großartiges Kopfkino entstehen, so prägnant sind seine Beschreibungen von Personen, Situationen, Orten und Geschehnissen. Der Erzähler dieser Geschichte ist der Redakteur der ansässigen Lokalzeitung Pat Arbuckle. Er erzählt uns von Jack Burdette, als dieser plötzlich wieder auftaucht. Pat geht dabei weit zurück in die Kindheit, als er mit Jack noch sehr gut befreundet gewesen ist. Wir erfahren dadurch einiges über Jack, aber auch über die anderen Bewohner*innen und natürlich auch einiges über Pat. Mal erlebe ich hier als Leserin fröhliche, mal traurige Momente, mal könnte ich aus der Haut fahren, mal herzlich lachen, mal dahinschmelzen und mal Fragen über Fragen stellen. Letzteres passiert mir auch am Schluss dieses Romans: da steht für mich ein großes Fragezeichen und ich empfinde dieses Ende als etwas zu offen, zu unfertig.

    Fazit: Wunderbar, warmherzig und aufregend bildhaft schreibt Haruf auch in diesem Roman vom fiktiven Städtchen Holt. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, trägt aber für meinen Geschmack auch schonmal ein wenig zu dick auf. Das Ende ist mir leider zu offen, so dass ich etwas unbefriedigt zurückgeblieben bin. Ich vergebe ausnahmsweise nur 4 Sterne und empfehle das Buch dennoch von Herzen.

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  1. Wer will schon so einen Sohn?

    Mit „Ein Sohn der Stadt“ habe ich (leider) erst meinen zweiten Roman von Kent Haruf gelesen. Leider deshalb, weil ich von Haruf´s Schreibkunst, mit wenigen, schlichten Worten unter die Haut gehende Stimmungen heraufzubeschwören, schlichtweg begeistert bin. „Kostbare Tage“ war ein Highlight für mich im letzten Jahr. Nun also „Ein Sohn der Stadt“; der wohl zweite Roman der im fiktiven Ort Holt spielenden Romane des 2014 verstorbenen Schriftstellers; erschienen 2021 im Diogenes Verlag in der Übersetzung von pociao und Roberto de Hollanda.

    Nach acht Jahren taucht Jack Burdette (einst ein gefeierter Footballstar) in seiner Heimatstadt Holt auf, was die Bürgerinnen und Bürger in wahre Aufruhr versetzt.

    Warum das so ist, erfahren die Leserinnen und Leser aus der Sicht von Pat, dem „Stadtchronisten“ sowie einstigem und – ja, man muss es so sagen – einzigem Freund von Jack. Anhand von Rückblenden in Jack´s und Pat´s Kindheit, Jugend und Studienzeit und den Ereignissen der jüngeren Vergangenheit, nähert sich die Erzählung immer mehr dem dramatischen Höhepunkt entgegen.

    Und genau dieser Höhepunkt lässt mich unbefriedigt zurück. Hier hat es sich Kent Haruf meiner Meinung nach zu „einfach“ gemacht. Oder ist das Ende unter der Prämisse geschrieben worden, die Fantasie der Leserinnen und Leser anzufachen und sich zu fragen „Was wäre wenn…?“ Unter diesen Gesichtspunkten ist es dann natürlich wieder ein schlüssiges Ende, doch irgendwie kann es mich trotzdem nicht restlos überzeugen.

    Man verstehe mich bitte nicht falsch: Herr Haruf kann bzw. konnte schreiben und (wie oben schon angedeutet) mit wenigen schlichten Worten Stimmungen heraufbeschwören, die mich auch in „Ein Sohn der Stadt“ völlig geflasht haben. Auch zeigt er wunderbar auf, dass in konservativ geprägten Landstrichen (nicht nur bezogen auf die USA, sondern durchaus global gesehen) die Bevölkerung nicht so schnell vergisst, wenn ihnen jemand etwas angetan oder weggenommen hat. Aber auch die Gemeinheiten einer eingeschworenen Gemeinschaft gegenüber ortsfremden Personen nimmt Herr Haruf auf´s Korn.

    Und trotzdem nehme ich ihm das Ende übel. Wenn mich selbiges mehr überzeugt hätte, würde ich wohl auch für „Ein Sohn der Stadt“ die Höchstnote zücken. So werden es (sehr gute) 4* und eine klare Leseempfehlung.

    ©kingofmusic

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  1. - aber kein verlorener, der willkommen wäre

    Dies ist der 2. Roman Kent Harufs und spielt wie seine anderen auch in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado.

    Im Gegensatz zu den anderen drei Romanen: "Lied der Weite", "Abendrot" und "Kostbare Tage" (3./4./5. Roman des Autors) gibt es nur einen Handlungsstrang. Es wird ausschließlich die Geschichte Jack Burdettes, "einem Sohn der Stadt" erzählt, aus der Sicht des Ich-Erzählers Pat, dessen eigene Lebensgeschichte mit der von Jack verknüpft ist.
    Dass Pat, der Herausgeben der Wochenzeitung Holt Mercury, den er von seinem Vater übernommen hat, befugt ist, diese Geschichte zu erzählen, verkündet er den Leser*innen gleich zu Beginn: "Ich kannte Jack Burdette mein ganzes Leben lang." (26)

    Doch bevor der Ich-Erzähler im Rückblick Jacks Kindheit und Jugend auffächert, wird im ersten Kapitel von der Rückkehr des Sohnes in die Stadt berichtet.
    "Am Ende kehrte Jack Burdette doch wieder nach Holt zurück. Keiner von uns hatte mehr damit gerechnet. Er war acht Jahre fort gewesen, und in dieser Zeit hatte niemand in Holt etwas von ihm gehört." (9)
    Mit dieser Aussage baut Haruf sofort Spannung auf: Warum kehrt Jack zurück? Warum hat er Holt verlassen? Warum rechnet keiner mit seiner Rückkehr?

    Erste Hinweise werden gestreut. Der Sheriff, von dem aufgebrachten Besitzer des Geschäfts für Herrenbekleidung informiert, warnt Jack, der in seinem roten Cadillac unbeweglich an der Straßenseite parkt. „Wir regen uns immer noch ein bisschen auf, wenn jemand uns unrecht tut. Und sich anschließend einfach aus dem Staub macht.“ (22)

    Was hat dieser Jack angestellt? Die Frage drängt sich umso mehr auf, als der Sheriff ihm "den Lauf (seiner Pistole) unvermittelt gegen das Ohr (schlägt)" (23)
    Er lässt ihn aussteigen, liest ihm nicht einmal seine Rechte vor, und schlägt ihm in der Stille des Novemberabends, "es war immer noch diese ruhige Stunde in der Main Street, dieser kurze friedliche Augenblick, nichts bewegte sich, weit und breit war keine Menschenseele unterwegs“ (25), erneut mit der Pistole auf den Hinterkopf.
    Dieser Kontrast zwischen Stille, Frieden und der plötzlichen Brutalität verdeutlicht, dass Jack etwas Unverzeihliches getan haben muss und dass die Ruhe Holts empfindlich gestört wurde und jetzt erneut empfindlich gestört wird. Ein unglaublich starker Einstieg, der zeigt, dass die Heimkehr des verlorenen Sohnes nicht freudig aufgenommen wird - anders als im Gleichnis.

    Im Rückblick erfährt man, dass Jack die erste Klasse wiederholen muss, allerdings wird er danach einfach jedes Jahr versetzt, weil kein Lehrer bzw. keine Lehrerin ihn länger als ein Jahr unterrichten möchte.
    Auch seine familiäre Situation ist schwierig. "Es gab reichlich Spannungen in der Familie" (28), der Vater dominant, die Mutter verhärmt. Nach dem tragischen Tod des Vaters verlässt Jack seine Mutter und "quartierte sich im Hotel Letitia ein." (51)
    Auf der High School retten ihn sein Footballtalent oder vielmehr seine Größe und Stärke, und vor allem Wanda Jo Evans, seine glühendste Verehrerin, die all seine Hausaufgaben und Schularbeiten für ihn erledigt. Jack schlägt aller Warnungen in den Wind und Pat glaubt, in Jacks Handeln ein Muster erkannt zu haben: "ein Muster, das eine plötzliche Entscheidung und eine überstürzt damit einhergehende Handlung mit sich brachte."(51)
    Während er in der Highschool noch ein Footballstar gewesen ist,"ein lokales Phänomen" (53), ist er am College Boulder, das auch Pat besucht, nur einer von vielen.
    Während Pat sich auf dem College wohlfühlen, gilt das nicht für Jack, denn er "hätte es nicht zugelassen, dass sich sein Horizont nennenswert erweiterte." (73) Ohne an dieser Stelle mehr zu verraten, scheitert Jack und kehrt zunächst nach Holt zurück, bevor er dann verschwindet, während Pat in Holt bleibt und beteuert, dass er "diese Geschichte so wahrheitsgetreu wie nur möglich zu erzählen. Aus meinen eigenen Gründen." (86) Also ist er irgendwie darin verwickelt.

    Haruf gelingt es meisterhaft, eine Stimmung in wenigen Sätzen und Beschreibungen heraufzubeschwören. Sofort ist man als Leser*in Teil der Situation, die er in unserem Kopf mit Worten entstehen lässt. Mit feiner Ironie nimmt er das Verhalten der Holtener aufs Korn, ohne sie zu verurteilen oder bloßzustellen, und bewirkt so, dass man eigenes Verhalten hinterfragt. Ein Roman, der zum Diskutieren und Nachdenken einlädt.

    Interessanterweise bezeichnet der Verlag den Roman, als solchen habe ich ihn gelesen, als Parabel.
    Parabeln haben neben der Bildebene, also das, was wir lesen (die Geschichte Jack Burdettes), immer auch eine Gedankenebene oder Sachebene, also eine Lehre, die wir auf unser eigenes Leben beziehen sollen.
    Die Frage, die sich mir gestellt hat: Welche Lehre will uns Haruf vermitteln? Dass wir gegen narzisstische, brutale Menschen letztlich verlieren müssen? Dass jemand, der seinen Willen unbedingt durchsetzen will und vor keinem Mittel zurückschreckt, den Sieg davonträgt? Das ist wenig aufbauend, auch wenn es allzu oft der Wahrheit entspricht. Vielleicht Parabel insofern, dass das Verhalten der Holtener ein Spiegel für eigenes Verhalten sein kann. Die Bezeichnung "Novelle" finde ich jedoch zutreffender - es wird ein außerordentliches Ereignis erzählt, das spannend, fast wie ein klassisches Drama aufgebaut ist.
    Aber letztlich ist es für den Lesegenuss und wahrscheinlich auch für den 2014 verstorbenen Autor unerheblich, wie wir den Text bezeichnen ;)
    Klare Lese-Empfehlung!

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  1. „Hier stehe ich! Ich kann nicht anders.“ (Martin Luther)

    !ein Lesehighlight 2021!

    Klappentext:

    „Acht Jahre sind vergangen, seit Jack Burdette – einstiger Liebling der Kleinstadt und bewunderter Footballstar – über Nacht verschwand und damit um Geld betrogene wütende Farmer und seine schwangere Frau samt Kindern zurückließ. Und dann ist er plötzlich wieder da, in einem roten Cadillac mitten auf der Main Street, und legt damit nicht nur den Finger in alte, nicht verheilte Wunden, sondern setzt Geschehnisse in Gang, die jeden Bewohner Holts treffen.“

    Mal wieder zurück in Holt. Ob die Story über dieses kleine Dorf nicht endlich mal auserzählt ist? Ich hoffe nie, denn Kent Haruf schafft es mit jedem seiner Teile die Menschen und die Situationen in seiner Vielfältigkeit und Besonderheit einzufangen. Als Jack so plötzlich verschwand, war er genau so plötzlich wieder aufgetaucht. Da stand er nun - er konnte nicht anders. Oder doch? Acht Jahre lagen dazwischen und man kann die erstaunten und wütenden Blicke der Bürger Holts praktisch durch die Buchseiten sehen, ja fast spüren genauso wie die berühmte fallende Stecknadel…Das Leben hat sich verändert, seine Welt hat sich verändert - die „Wunde“ von damals und die Enttäuschung über dieses Verschwinden blieben an allen kleben wie ein schlechter Kaugummi. Diese beeindruckenden Momente schenkt uns Haruf immer und immer wieder und wir erleben Personen und Sichtweisen aus einer sehr genauen Beobachtung heraus. Sie wirken realistisch, so wahr, so…wir. Die Entwicklung sowie den Spannungsbogen der Story aber eben auch der Figuren sind enorm und wir werden bis zum Schluss äußerst gekonnt geführt. Haruf hat auch hierbei seine vertraute Wortwahl, seine bildhaften Beschreibungen und wie schon gesagt, seine enorme Auffassungsgabe spielen lassen. Diese Geschichte rund um das Dörfchen Holt zeigt mal wieder umso mehr, wie es ist, über Glasscherben zu gehen, die man selbst mal hingestreut hat….Die Geschichte rund um Jack hat jedenfalls viele „aha“-Momente…Unbedingt lesen und sich wundern oder staunen oder nach der Dummheit der Anderen suchen…oder doch vielleicht bei sich selbst?!

    5 von 5 Sterne!

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