Ein Mann der Kunst

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Mann der Kunst' von  Kristof Magnusson
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5 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Mann der Kunst"

Ein berühmter Maler, der zurückgezogen auf einer Burg am Rhein lebt, Kunstfreunde, die ihn verehren und ihm ein Museum bauen wollen: eine Begegnung, die die Höhen und Tiefen des Kulturbetriebs ausleuchtet, so heiter, komisch und wahr, wie es selten zu lesen ist. KD Pratz ist ein Künstler der alten Schule, der sich jeglicher Vereinnahmung durch den Kunstbetrieb verweigert hat. Seine Bilder werden hoch gehandelt, er ist weltberühmt, hat sich aber aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Mit der Welt, verlogen wie sie ist, will er nichts zu tun haben, der eigene Nachruhm aber liegt ihm am Herzen, und so sagt er zu, den Förderverein eines Museums zu empfangen, der den geplanten Neubau ausschließlich seinen Werken widmen will. Die Mitglieder des Museums-Fördervereins sind nicht alle einer Meinung über die Bedeutung von KD Pratz, fühlen sich aber hoch geehrt, als ihnen ein exklusives Treffen mit dem Maler und ein Besuch auf seiner fast schon legendären Burg am Rhein in Aussicht gestellt wird und tatsächlich stattfindet. Wie die Kunstfreunde bei dieser Begegnung mit ihrem Idol nach und nach die Contenance verlieren, als der Meister ihnen die Unvollkommenheit der Welt und ihre eigene um die Ohren haut, dabei subtil die eigene Größe inszeniert, den Kunstbetrieb niedermacht und gleichzeitig behauptet davon erzählt Kristof Magnusson mit großer Meisterschaft und leuchtet die Untiefen unseres Kulturbetriebs aus.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:220
Verlag:
EAN:9783956143823

Rezensionen zu "Ein Mann der Kunst"

  1. So geht künstlerische Freiheit!

    Klappentext:

    „Ein berühmter Maler, der zurückgezogen auf einer Burg am Rhein lebt, Kunstfreunde, die ihn verehren und ihm ein Museum bauen wollen: eine Begegnung, die die Höhen und Tiefen des Kulturbetriebs ausleuchtet, so heiter, komisch und wahr, wie es selten zu lesen ist.

    KD Pratz ist ein Künstler der alten Schule, der sich jeglicher Vereinnahmung durch den Kunstbetrieb verweigert hat. Seine Bilder werden hoch gehandelt, er ist weltberühmt, hat sich aber aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Mit der Welt, verlogen wie sie ist, will er nichts zu tun haben, der eigene Nachruhm aber liegt ihm am Herzen, und so sagt er zu, den Förderverein eines Museums zu empfangen, der den geplanten Neubau ausschließlich seinen Werken widmen will.

    Die Mitglieder des Museums-Fördervereins sind nicht alle einer Meinung über die Bedeutung von KD Pratz, fühlen sich aber hoch geehrt, als ihnen ein exklusives Treffen mit dem Maler und ein Besuch auf seiner fast schon legendären Burg am Rhein in Aussicht gestellt wird – und tatsächlich stattfindet. Wie die Kunstfreunde bei dieser Begegnung mit ihrem Idol nach und nach die Contenance verlieren, als der Meister ihnen die Unvollkommenheit der Welt und ihre eigene um die Ohren haut, dabei subtil die eigene Größe inszeniert, den Kunstbetrieb niedermacht und gleichzeitig behauptet – davon erzählt Kristof Magnusson mit großer Meisterschaft und leuchtet die Untiefen unseres Kulturbetriebs aus.“

    Das Rheingau bietet nicht nur wundervolle Wein, nein, auch extreme Künstler mit einem riesigen Unterhaltungswert. Diese Geschichte ist alles, aber nicht normal oder einer Form entsprechend.

    Autor Kristof Magnusson hat hier wirklich großartiges vollbracht. Hier werden nicht nur Kunstbegeisterte unterhalten, sondern auch alle, die die Kunst der Sprache lieben und gerne die Spiegel „putzen“ die man gerne mal vorgehalten bekommt oder anderen gerne mal vorhält. Magnusson begeistert nicht nur mit seinem kautzigen Protagonisten „KD Pratz“ sondern auch mit seiner Wortmelodie und Schreib- und Erzählkunst. Man findet Satire, Sarkasmus, Ironie aber auch tiefgründige Wortspielereien die einen fesseln, wenn man denn dann mal in der Geschichte Platz genommen hat. Ja, es ist ein wenig mühsam, sich einzufinden, aber man wird belohnt und muss hier und da schon manchmal lauthals los prusten vor lachen oder sich manchmal auch fremd-schämen für das Verhalten der Mitmenschen. Magnusson muss ein unheimlich begnadeter Beobachter und Menschenkenner sein, wenn er solch eine Geschichte niedergeschrieben hat. Schön dabei, die Geschichte um KD Pratz und seine Erfolge und dessen Würdigung läuft nie aus dem Ruder, im Gegenteil! Im letzten Drittel des Buches geht es nochmal richtig „rund“ und der Leser wird begeistert an den Buchseiten hängen!

    5 von 5 Sterne für diesen gelungenen Roman!

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  1. 5
    14. Nov 2020 

    Satirischer Blick auf den Kulturbetrieb

    Der deutsch-isländische Schriftsteller Kristof Magnusson hat ursprünglich Kirchenmusik studiert, mittlerweile aber einige beachtenswerte Bücher geschrieben. Eines führte in die Welt der Investmentbanker und spielte während der Finanzkrise von 2008 ( „ Das war ich nicht“); ein anderes beschäftigte sich mit dem deutschen Gesundheitssystem am Beispiel einer Notfallstation ( „Arztroman“ ). In seinem neuesten Roman „ Ein Mann der Kunst“ geht es um den Kulturbetrieb und um den Zusammenprall von Künstler und Kunstliebhaber.
    Im Zentrum des Romans steht der weltberühmte Maler KD Pratz, einer, der wesentlich die Kunst der letzten Jahrzehnte geprägt hat: „ ...detailverliebter als Gerhard Richter..., archaischer als Anselm Kiefer und expressiver als Georg Baselitz.“
    Nun ist er Mitte Sechzig und lebt schon einige Jahre völlig zurückgezogen auf einer Burg am Rhein. Von hier schaut er voller Verachtung auf die Welt da unten. Alles Neue, Moderne ist ihm zutiefst zuwider; Besucher empfängt er keine.
    Ausgerechnet ihm will das Museum Wendevogel in Frankfurt ein eigenes Museum schaffen, in dem ausschließlich Werke von ihm zu sehen sind. Möglich geworden ist der Anbau durch ein großzügiges Erbe. Gelder von Bund und Land wurden schon zugesagt; nun muss nur noch der Förderverein des Museums zustimmen. Hier gibt es große Bewunderer des Malerfürsten, aber auch andere, die dessen Werk und Persönlichkeit ablehnend gegenüberstehen. Um auch diese zu überzeugen, organisiert der Leiter des Museums eine kleine Bildungsreise in den Rheingau und als Höhepunkt einen Besuch beim Künstler auf dessen Burg und sogar Einblick in seine Werkstatt. Allerdings läuft einiges schief auf dieser Reise.
    Der Maler erweist sich als noch schwieriger als befürchtet, er provoziert mit seinen Reden und stößt die Kunstliebhaber vor den Kopf. Die Emotionen kochen hoch.
    Sehr zum Vergnügen des Lesers.
    Kristof Magnusson hat einen spöttischen, aber trotzdem liebevollen Blick auf seine Protagonisten. Nicht nur der große Künstler ist ihm gut gelungen, auch der Förderkreis ist überzeugend porträtiert. Hier findet sich das typische Bildungsbürgertum, allesamt älter und meist gut betucht. Da gibt es das pensionierte Pfarrer-Ehepaar, das oft gegenteiliger Meinung ist. Dann die Vorsitzende des Vereins,Ingeborg, Psychologin und zeitlebens Fan von KD Pratz. Sie ist außerdem die Mutter des Ich- Erzählers, dem Architekten Constantin Marx, der als Außenstehender versucht, zwischen den beiden Seiten zu vermitteln. Nicht fehlen darf der reiche Gönner, ein millionenschwerer Fabrikant, von Ingeborg nur „ das Einstecktuch“ genannt.
    Dazu gesellen sich der am Höheren gescheiterte Kurator, der ständig bemüht ist, das Unheil abzuwenden und seine überqualifizierte Assistentin.
    Kristof Magnusson kennt das Milieu und ist ein genauer Beobachter. Er wirft einen satirischen Blick auf den gesamten Kunstbetrieb und stellt gleichzeitig die Frage, was Kunst ist und was sie bewirkt. Die Figuren sind zwar alle leicht überzeichnet, trotzdem meint man sie zu kennen. Kluge und witzige Dialoge sorgen für weitere Lesefreude.
    „ Ein Mann der Kunst“ ist ein äußerst unterhaltsamer Einblick in den Kulturbetrieb, für mich ein wahres Lesevergnügen.

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  1. Gelungene Persiflage auf den Kunstbetrieb

    Der Verlag bat um eine Rezension von 700 Zeichen und diese Bitte verlangte der eigentlich geschwätzigen Rezensentin einiges ab - und nun soll sie wieder welche einfügen ...

    Na gut, dann machen wir die ultimative Lobhudelei:

    Wer sich für moderne Kunst interessiert und denkt, dass Beuys kein Unfall war, der sollte diesen Roman unbedingt lesen.

    (Also ich denke, dass Beuys ein Unfall war und hatte dennoch viel Spaß an diesem kleinen Roman, der kritisch liebevoll ist und so gar nicht der gehässigen modernen Art entspricht).

    Jetzt zur knappen Rezi, die ich doch nicht mit Schweiß auf der Stirn verknappe, um sie dann wieder zu strecken: Sorry ;-).

    Ein Förderverein will sein Museum dem ultramodernen Künstler KD Pratz widmen. Dabei stößt man auf diverse Schwierigkeiten, die mit einer gruppendynamischen Busreise zu dem abweisenden, auf einer Burg lebenden KD Pratz behoben werden sollen.

    In intelligenten, feinen Dialogen läßt der Autor Bildungsbürgertum und Künstlerego aufeinanderprallen, dass es eine Wonne ist. Sowohl die ausgefallenen und absurden Performances unserer Aktionskünstler wie auch die snobistischen und sich anbiedernden intellektuellen Kunstinteressierten kriegen eins auf die Nase. Aber immer liebevoll und zärtlich. Der Leser darf sich fragen, wo er selber steht.

    Fazit: Eine kleine feinsinnige Abrechnung mit allerhand Absurditäten des modernen Kulturbetriebs. Überraschungen inklusive.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
    Verlag: Kunstmann, 2020

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  1. Künstler sind eine unberechenbare Spezies

    Eine ausgewählte Gruppe Kunstliebhaber wagt ein außergewöhnliches Experiment. Der schwierige und eigenbrötlerische Künstler KD Pratz ist Gegenstand dieses zunächst fröhlich beginnenden Wochenendtrips.

    Für KD Pratz steht einiges auf dem Spiel. Nämlich ein eigenes Museum. Wer kann damit schon punkten? Nur ist ihm jegliches Gefühl für das Miteinander mit den Menschen außerhalb seiner Burg abhanden gekommen. Deshalb zeigt er den Verehrern, Besserwissern und vermeintlichen Kunstkennern was Kunst in seinen Augen wirklich ist.

    Der Ich-Erzähler Constantin Marx versucht KD Pratz zu verstehen und wird zum Vermittler für die immer mehr zerstrittene Truppe. Der Autor Kristof Magnusson hat hier einen sehr unterhaltsamen und mitreißenden Roman verfasst, den es sich lohnt zu lesen. Denn es macht wirklich Spaß mit dieser Gruppe auf Reisen zu gehen und im Kopf die Landschaft und Bilder zu haben, die der Autor hervorragend beschreiben kann. Auch wenn diese Kunst am Ende an einem Ort landet, wo niemand sie jemals vermutet hätte. Das hinterlässt beim Leser auf jeden Fall ein Schmunzeln.

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